In der Mainschifffahrts-Genossenschaft (MSG) im Neuen Hafen in Würzburg laufen die Telefone heiß. Von den 70 Binnenschiffern der Genossenschaft sind 24 vom Eis eingeschlossen. „Die Ladungen können nicht in den Zielhäfen gelöscht werden und müssen eventuell umgeladen werden“, schildert Geschäftsführer Manfred Mohr die logistischen Probleme. Rund 50 000 Euro Einnahmen würden der Genossenschaft pro Tag verloren gehen. „Eine Versicherung für Ausfall wegen Eis gibt es nicht“, sagt Mohr. Die Binnenschiffer würden von der Genossenschaft MSG einen Verdienstausfall bekommen. „Solche Probleme sind eigentlich nicht ungewöhnlich, allerdings hatten wir sie in den vergangenen milden Wintern nicht.“
Gesperrt ist der Main zwischen Bamberg und Aschaffenburg für die Schifffahrt seit Sonntagabend. „Die Böden der Schiffe könnten durch dicke Eisschollen beschädigt werden“, erklärt Heinrich Schoppmann, Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamts Schweinfurt. Außerdem würde sich inzwischen im Oberwasser der Schleusen so viele Eisschollen stauen, dass sich die Tore nicht mehr öffnen lassen. Eisbrecher fahren jetzt nicht mehr auf dem Fluss. Denn: „Je mehr das Eis in Bewegung gerät, desto dicker gefriert es.“ Erst wenn Tauwetter kommt, wird das Wasser- Schifffahrtsamt wieder Eisbrecher einsetzten, um die Fahrrinne möglichst schnell wieder schiffbar zu machen.
Betroffen vom Eis sind die Würzburger Binnenschiffer Albrecht und Karin Scheubner. Sie liegen mit der „MS Jenny“ gerade in Köln, müssten aber seit gestern in Bramsche bei Osnabrück sein. Dort hätte auf dem Ausstellungsschiff eine Veranstaltung stattfinden sollen. „Die westdeutschen Kanäle und der Mittellandkanal sind komplett zugefroren, deshalb wir vom Rhein aus nicht hin,“ sagt Karin Scheubner. In 30 Jahren Binnenschifffahrt war die 62-Jährige erst zweimal in einer solchen Situation. „Wir passen auf, dass die Wasserleitungen nicht auffrieren und dass das Schiff nicht im Eis eingeschlossen wird,“ schildert sie den Alltag der „eingeschlossenen“ Schiffer: Die Maschinen werden in regelmäßigen Abständen angelassen und der Rumpf geruckelt. Zusätzlich lockert die Mannschaft mit Flierhaken das Eis.
„Zu tun hat man auf einem Schiff immer etwas. Jetzt machen wir halt Wartungsarbeiten für die sonst keine Zeit ist.“ Unangenehm sei die Situation trotzdem: „Unser Image als zuverlässiger Partner ist gefährdet“, sagt Scheubner. Am 24. Januar wollen die Scheubners über Mainz nach Würzburg fahren. Von da aus soll es weiter flussaufwärts und in den Rhein-Main-Donau-Kanal nach Regensburg gehen. Doch dazu muss der Main erst einmal auftauen.
Den Main nicht betreten
Derweil warnt die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) davor, den zugefrorenen Main zu betreten. Die Eisflächen seien oft trügerisch. Immer wieder bilde die Strömung Verwirbelungen, an denen das Eis nicht hält. Klare Botschaft der Lebensretter: „Jeder Tritt auf die Eisflächen des Mains bedeutet absolute Lebensgefahr.“ Wer einmal eingebrochen ist, werde von der Strömung unter das Eis gezogen und sei verloren. Selbst wer nicht untergeht, ist nach drei Minuten völlig unterkühlt und nach fünf Minuten bewusstlos. Bei diesem kleinen Zeitfenster werde es für die Rettungskräfte knapp, noch rechtzeitig einzugreifen.