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„Mütter, sperrt eure Töchter ein“

Ochsenfurt

„Mütter, sperrt eure Töchter ein“

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    Mehr als 200 Kilometer hatten sie hinter sich – von Augsburg kommend, Richtung Seligenstadt ziehend – als sie an den Auber Stadttoren von der Stadtwache mit ihren Hellebarden am Einzug gehindert wurden. „Wir suchen nach um Speis und Trank sowie Herberge für die Nacht für Mensch und Tier,“ forderte der Zugführer der Seligenstädter.

    Der Hauptmann der Stadtwache aber wollte erst Personen und Ladung kontrollieren, wollte prüfen, ob sich nicht „übles Gesindel eingeschlichen“ hatte. „Schließlich kommt ihr aus dem Brandenburgischen, aus Ansbacher Gebiet,“ ließ er den Zugführer wissen. „Ihr kommt jetzt in katholisches Gebiet, hoffentlich könnt ihr auch alle euer Vater Unser!“ Nachdem er den Zug durchsucht, die Begleitbriefe geprüft hatte, gab der Hauptmann den Zugang zur Stadt frei.

    Mit Pauken und Posaunen zogen sie ein, begrüßt von den Auber Turmbläsern und zahlreichen Gästen, die mit Bussen, Autos und Wohnmobilen aus Seligenstadt extra nach Aub gekommen waren, denn hier legte der mehr als hundert Personen starke Tross eine eintägige Rast ein. Begeistert wurden Kutscher, Reiter und Fußgänger am Auber Marktplatz empfangen, wo Bürgermeister Robert Melber auf die Ankömmlinge wartete.

    „Mütter, sperrt euere Töchter weg, denn zahlreiches fremdes Volk ist in der Stadt,“ riet der Bürgermeister den Auber Frauen und gab Anweisung, dass nach zehn Uhr keine Jungfrau mehr auf der Straße sein dürfe. Bevor die Seligenstädter aber in der Stadt lagern durften, musste sich erst der Medikus noch überzeugen, dass alle gesund seien.

    „Es bedeutet uns unendlich viel, wieder hier zu sein, es ist, als würde man nach Hause kommen,“ gestand der Zugführer den Aubern zu und bedankte sich zugleich für den tollen Empfang. 205 Kilometer in Tagesetappen von 20 bis 33 Kilometer hatte seine Truppe im Alter von dreieinhalb bis 77 Jahren hinter sich.

    Ausgestattet wie im 17. Jahrhundert hatten sie sich mit Pferd und Wagen auf den Weg gemacht. Einen alten Brauch wollten sie wieder aufleben lassen, am eigenen Leib erfahren, wie das damals so war. Außerdem wollten sie mit dem Geleitzug für das Seligenstädter Geleitfest sowie ihr schönes Fachwerkstädtchen werben.

    Bürgermeister Robert Melber lud die sichtlich erschöpften Zugteilnehmer anschließend ein zu einem Kutschermahl auf dem Markplatz. Keiner der reichen „Pfeffersäcke“, wie die Kaufleute damals genannt wurden, sollte jedoch Speis und Trank bekommen, bevor nicht das letzte Pferd versorgt und der letzte Kutscher an der Tafel Platz genommen habe.

    Am Auber Marktplatz, von den Auber Gastwirten versorgt, fand die anstrengende Etappe bei Geselligkeit zwischen Seligenstädtern und Aubern sein gemütliches Ende.

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