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WÜRZBURG: Musa A. aus Afghanistan will Koch werden

WÜRZBURG

Musa A. aus Afghanistan will Koch werden

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    Koch Lukas Kulinna (links) bringt in den Juliusspital-Weinstuben seinem Kollegen Musa A. bei, wie man einen Salatteller komponiert.
    Koch Lukas Kulinna (links) bringt in den Juliusspital-Weinstuben seinem Kollegen Musa A. bei, wie man einen Salatteller komponiert. Foto: Foto: Jürgen Keller

    Hungrige Gäste verwöhnen zu dürfen, das erscheint Musa A. als der schönste Beruf auf der Welt. Schon zu Hause in Afghanistan half er seiner Mutter oft in der Küche. Seit August mausert er sich in den Weinstuben des Würzburger Juliusspitals zum Profikoch. Sein voller Name soll nicht in der Zeitung oder online erscheinen - mit Blick auf die prekäre Sicherheitslage in Afghanistan. Dass es mit der Ausbildung klappte, hat der 18-Jährige der Evangelischen Jugendhilfe (EJ) zu verdanken. Die vermittelte ihm das Praktikum im Juliusspital, das dann in die Ausbildung mündete. In einer Mitteilung berichtet die Einrichtung über den erfolgreichen Flüchtling.

    Musa lernt in einer enormen Geschwindigkeit

    Musa A. wirkt ausgeglichen, lebensfroh und richtiggehend glücklich, wenn er in der Küche des Juliusspitals Fische filetiert, Salate komponiert oder am Grill lernt, köstliche Wildgerichte zuzubereiten. Sein Chef Frank Kulinna ist denn auch begeistert von seinem Azubi. Der sei nicht nur ungewöhnlich wissbegierig, lobt der Pächter der Juliusspital-Weinstuben: „Er hat das Talent, mit den Augen zu lernen.“ Und zwar in einer enormen Geschwindigkeit. Lukas Kulinna, Sohn des Chefs und Kochgeselle in den Weinstuben, muss A. zum Beispiel nur ein einziges Mal zeigen, wie man einen bestimmten Salat zusammenstellt. Sofort macht der Jugendliche die Komposition nach.

    Er macht sich keinen Stress und sieht die schönen Seiten

    Koch zu sein, ist unzweifelhaft ein harter Job. Weshalb viele junge Leute ihn nicht durchhalten. Frank Kulinna kann davon ein Lied singen. Wie viele Jugendliche hatte er in letzter Zeit als Kochlehrling eingestellt! Doch nur wenige bleiben bei der Stange. Musa A. merkt man den Stress nicht an. „Das ist alles Kopfsache“, lacht der junge Afghane. Wer sich immer nur vor Augen hält, wie anstrengend die Arbeit ist, gerät alleine durch diese Gedanken in Stress, meint er. Musa sieht die schönen Seiten seines Berufs. Ihn reizt es vor allem, die im Vergleich zur afghanischen so völlig andere deutsche Küche kennenzulernen: „Bei uns wird beispielsweise viel schärfer gewürzt.“

    Berufsintegrationsklasse, Mittelschulabschluss, drei Küchenpraktika

    Eine Lehrstelle zu haben, ist für den jungen Mann von großer Bedeutung. A., der vor mehr als zwei Jahren nach Deutschland flüchtete, sehnt sich nach einer sicheren Existenz. „Mein Traum wäre es, einmal ein eigenes Restaurant zu haben“, bekennt er. Für diesen Traum strengt er sich an, seit er in Deutschland lebt. Nach nur vier Monaten in der Berufsintegrationsklasse der Franz-Oberthür-Schule gelang ihm der Sprung auf die Würzburger Gustav-Walle-Mittelschule. Im Sommer schaffte er dort den Mittelschulabschluss. Drei Küchenpraktika bestätigten dem 18-Jährigen, dass Koch tatsächlich sein Traumjob ist. Nun kniet er sich mit großem Ehrgeiz in die Lehre hinein.

    Beruf ist ein Schlüssel zur Integration

    Neben der Sprache ist der Beruf ein entscheidender Schlüssel zur Integration, bestätigt Judith Aßländer vom Fachbereich „Berufliche Bildung“ der EJ. Der Evangelischen Jugendhilfe gelang es bisher schon um die 20 Mal, junge Flüchtlinge in eine Lehre zu vermitteln. „Mehrere unserer Jugendlichen lernen wie Musa einen Beruf im Gastgewerbe“, berichtet die Pädagogin. Aber auch im Garten- und Landschaftsbau kamen schon junge Geflüchtete unter. Einer der Jungs ist gerade dabei, das Handwerk des Fliesenlegers zu erlernen.

    Inzwischen hat sich Musa A. nicht nur an die deutsche Sprache, sondern auch an den deutschen Geschmack gewöhnt. Seine Neugier macht auch vor Schweinefleischgerichten nicht Halt: „Die darf ich als Muslim zwar nicht essen. Aber zubereiten darf ich sie.“

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