Mit ein bisschen Glück kann man auf der Alten Mainbrücke eine magische Nacht erleben: Dann spielen Musiker auf, die was verstehen von ihrer Kunst, und der Main und die Nacht, die Brücke und die Weinberge, die Festung und das Käppelle verschmelzen zu Momenten, in denen Würzburg die schönste Stadt der Welt ist.
Alte Mainbrücke als "Experimentierfeld"
Manche Anwohner im Mainviertel freilich nehmen solche Nächte anders war: als Lärm, der um den Schlaf bringt. Und Passanten, die nichts anderes im Sinn haben, als von einer Mainseite zur anderen zu kommen, finden die Passage beschwerlich bis unmöglich, besonders, wenn sie mit Rad, Rollator oder auf gebrechlichen Beinen unterwegs sind.
Uwe Zimmermann, Chef des städtischen Fachbereichs Allgemeine Bürgerdienste, spricht von einem „Experimentierfeld, das nach Handlung ruft“. Das Geschehen auf der Brücke müsse „reglementiert werden, wir können das nicht sich selbst überlassen“. Die Nutzungskonflikte seien zu groß.
Zimmermann unterscheidet zweierlei Arten von Straßenmusiker: solche, die unverstärkt und bis 19 Uhr aufspielen, und Profis, die mit großer Anlage nach 19 Uhr musizieren, ihre Auftritte ankündigen und viel Platz auf der Brücke einnehmen, inklusive Dutzender, die zu ihrer Musik tanzen. Das wäre eine Sondernutzung, die müsse genehmigt werden.
Ein Kompromiss soll gefunden werden
Der Streit um die Straßenmusik ist alt. Auf der einen Seite stehen jene, die sich die Stadt als Ort zum Leben zurückerobern wollen, auf der anderen Seite die Ruhebedürftigen und Geschäftsleute, die sich gestört fühlen. Auf der Alten Mainbrücke beendete der Kommunale Ordnungsdienst mindestens zwei Mal die Musik, samt Polizei und Platzverweis. SPD-Stadtrat Heinrich Jüstel hörte, die städtischen Ordnungshüter seien mit wenig Fingerspitzengefühl ans Werk gegangen. Zimmermann ist der Ansicht, sie hätten sich maßvoll verhalten.
Zimmermann, selbst ein Musiker, sagt, er suche nach einem Ausgleich zwischen Kunstfreiheit, Verkehrssicherheit und Anwohnerschutz. Er habe „überhaupt kein Interesse daran, ein kulturelles Kleinod über Gebühr einer Regelung zuzuführen.“
Bislang seien Musiker, die „das Maß verloren“ hätten, nur verwarnt worden, ohne ein Verwarngeld zahlen zu müssen. Wie das weitergehe, wisse er noch nicht. Einen Runden Tisch will er einrichten mit den Betroffenen, nach Pfingsten soll er stattfinden.