Mit Felix Mendelssohn Bartholdys Ouvertüre "Die Hebriden" glitt das Publikum im sehr locker gefüllten Fürstensaal der Residenz hinein in ein Benefizkonzert der Birgit Werner Stiftung. Das Stuttgarter Kammerorchester zeigte dabei absolute Klasse, geleitet von der ausgezeichneten italienisch-türkischen Dirigentin Nil Venditti. Was für eine Entdeckung: Mit weicher, aber energischer Zeichengebung schuf sie einen vollen, dennoch differenzierten Gesamtklang, gleichermaßen opulent wie sinnlich.
Vorausgegangen war dem Konzert eine mehr als ausführliche Würdigung des Lebens der vor drei Jahren verstorbene Stifterin durch Kuratoriumsvorsitzende Dr. Elisabeth Jentschke. Sie streifte auch das Ziel der Stiftung: die Förderung junger, an Krebs erkrankter Frauen.
Die Moderation des Konzertes hatte Birgit Süß übernommen. Von ihr hätte man sich ein weniger aufgedrehtes Auftreten, dafür ein verständlicheres Sprechtempo und mehr werkebezogene Informationen gewünscht, da kein Programmblatt vorlag. Dann hätte es später auch nicht der Erläuterung von Nil Vendetti bedurft, die vielen im Publikum die Applausordnung bei mehrsätzigen Werken erklären musste, was peinlicherweise dennoch nicht fruchtete.
Hochromantisch und mitunter pathetisch
Beim einzigen Klavierkonzert der zur Entstehungszeit noch sehr jungen Clara Schumann hatte für die erkrankte Mona Asuka die Pianistin Luisa Imorde den Solopart übernommen. Sie nahm den Kampf mit diesem etwas sperrigen Werk, das viele Einflüsse anderer Komponisten erkennen lässt, mutig auf. Das hochromantische, dramatische, mitunter pathetische Konzert mit seinem virtuosen und vollgriffigen Klavierpart war eine Herausforderung für die junge Solistin. Immer wieder wurde der Spielfluss, das Vorwärtsgehen in der Musik ausgebremst durch Rubati; auch der tänzerische Charakter des abschließenden Rondos setzte sich nicht durchgängig fort. Doch das rauschhafte Finale löste viel Beifall aus.
In Louise Farrencs Zweite Symphonie führte die gut gelaunte Nil Vendetti ein: "You will love it!" versprach sie und ging es forsch an. Doch bekamen es Orchester und Dirigentin mit den Tücken der Kaisersaalakustik bei sehr zügiger Tempowahl zu tun. Etliches von der einfallsreichen und duftigen Musik ging dabei unter.
Das Orchester spielte zwar frisch und jubilierend, aber leider auch über weite Strecken erschlagend. Nach dem zart gehaltenen Andante ein Scherzo voller Sturm und Drang, schließlich das pulsierende Finale: Jubel gab es für das einsatzfreudige Orchester und seine temperamentvolle Dirigentin.