Ein Genuss für alle Sinne war die Mendelssohn-Weinprobe in der fränkischen Flaschenpost: Im den historischen Räumen des Martinshofes ging es um die Musiker-Persönlichkeit Felix Mendelssohn-Bartholdy: 20 Gäste erlebten ein Konzert der Pianistin Yuri Nakamori, die Klavierstücke des Komponisten vortrug.
Adelheid von Schwerin, eine Nachfahrin des Künstlers, erzählte Episoden aus dem Leben von vier Generationen Mendelssohn: Sie selbst schlüpfte in die Rolle Ihres Großvaters Paul Mendelssohn-Bartholdy, der ein angesehener Bankier in Berlin und Sohn des Komponisten sowie Enkel des Philosophen Moses Mendelssohn war.
Eine Besucherin brachte es mit einem spontanen Ausruf auf den Punkt: „Ich fühle mich wie im Salon der Fanny Mendelssohn-Bartholdy – so muss es damals gewesen sein: eine illustre Gesellschaft unter dem Kronleuchter im stuckgeschmückten Salon sitzend, angeregte Gespräche, Mendelssohnsche Lieder, vorgetragen von einer begnadeten Künstlerin auf dem Klavier und dazu ein Glas Wein.“
Schwerin klärte im Laufe des Abends das Geheimnis um den Mendelssohn-Weinberg in Randersacker auf, dessen Wein der Winzer Karl Martin Schmitt zu einem eleganten Riesling ausbaut: Ein Otto Mendelssohn-Bartholdy, ein Jurist, der an den Verhandlungen zum Versailler Vertrag beteiligt war, wohnte bis 1927 in Würzburg. Er kaufte zu dieser Zeit einen Weinberg in der Toplage Pfülben. Karl Schmitt erwarb den Weinberg in den neunziger Jahren. Damals wurde geprüft, ob dieses Grundstück unbelastet von der im Dritten Reich vollzogenen Zwangsenteignung jüdischen Besitzes war, erinnert sich Schmitt.
Dieser vergnügliche, bisweilen auch nachdenklich stimmende Abend war ein Beweis, so Eva Brock, dass Geschichte keine Abfolge von Daten ist, sondern immer ein spannender Weg durch Raum und Zeit.