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WÜRZBURG: Musiker-Gesellschaft ganz ohne Frauen

WÜRZBURG

Musiker-Gesellschaft ganz ohne Frauen

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    Üben und Spielen für die Stiftungsfeste: die Ammerländer.
    Üben und Spielen für die Stiftungsfeste: die Ammerländer. Foto: Foto: F. Romen

    Sie üben und spielen eher im Verborgenen, die männlichen Musiker der Gesellschaft Ammerländer. Seit 136 Jahren besteht die Vereinigung nun. Und nach wie vor gilt: Frauen dürfen nicht mitmusizieren, öffentliches Auftreten ist auch eher selten. Um genau zu sein, spielten die Ammerländer in ihrer Bestehensgeschichte bislang fünf Mal in der Öffentlichkeit, unter anderem anlässlich des 1300. Geburtstags der Stadt Würzburg. Intendant Günther Schuster umschreibt sein Ensemble so: „Wir sind kein Verein, wir haben keine Satzung, wir sind eine Gesellschaft mit zehn Geboten und einem Wahlspruch: 'Gott schenke unseren Tönen Reinheit'.“

    Wieso eigentlich Ammerländer im unterfränkischen Würzburg? Schuster erzählt eine nette Geschichte: Mitten im bayerischen Hochsommer 1877 hatte es unaufhörlich geregnet. Aufgeweichte Straßen verhinderten die planmäßige Heimreise der Mitglieder eines Würzburger Freundeskreises, der auf dem Gut Ammerland am Starnberger See die Sommerfrische verbrachte. Es handelte sich um die Universitätsprofessoren Alois Geigel und Richard Geigel, Robert Geigel von der Forsthochschule Aschaffenburg, Großkaufmann Karl Stöhr und Philipp Stöhr, Ordinarius für Anatomie in Würzburg. Schlossherr und Freund der Würzburger war August Carl Franz Graf von Pocci, der für diese Regentage Noten und Instrumente besorgte.

    Die Männer hatten so viel Spaß und führten so geistreiche Gespräche, dass sie nach der Rückkehr nach Würzburg beschlossen, auch weiterhin zu musizieren. Die Ammerländer waren geboren. Der Freundeskreis wurde größer, aus dem Streichquartett entstand ein Blechblasorchester. Heute sind auch Holzinstrumente dabei.

    In den 136 Jahren – das Stiftungsfest wird am kommenden Wochenende gefeiert – hat die Gesellschaft zwei Weltkriege, den Fall der Mauer, zwei Währungsreformen und den mehrfachen Verlust des Noten- und Instrumentenbestandes überlebt, schildert Günther Schuster die Geschichte der Musiker.

    Und sie wollen auch in Zukunft weiter bestehen. Daher suchen die 24 aktiven Ammerländer Verstärkung für ihre Reihen. Der ideale Neuzugang sollte ein Blasinstrument spielen, zwischen 30 und 40 Jahre alt sein und Spaß am gemeinsamen Musizieren haben. Dann läuft das so ab: Nach etwa einem Jahr Teilnahme an den wöchentlichen Proben stimmt die Gesellschaft ab. Wenn nur einer der Musiker dagegenstimmt, wird es nichts mit der Aufnahme.

    In den Proben bereiten die Ammerländer ihre Stiftungsfeste und besondere Anlässe vor. Und bei diesen Festen tragen die Mitglieder nicht nur Musikstücke aus ihrem Repertoire vor, das Swing, Rock, Film und Musical genauso einbindet wie klassische Blasmusik mit Chorälen, Volkslieder und Märsche. Sie führen auch Sketche bis hin zu Dreiaktern auf, frönen also auch der darstellenden Kunst. Ort des Geschehens ist die Schlaraffenburg in der Reisgrubengasse. Das Logo der Gesellschaft stammt übrigens von dem bekannten Kunstbildhauer Heinz Schiestl. Er war auch ein Ammerländer.

    Kontakt: Wer Interesse am Mitmusizieren hat, Infos gibt es unter www.gesellschaft-ammerlaender.de

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