Seit 100 Jahren prägt die Musikkapelle maßgeblich das Geschehen in dem kleinen Dorf. Ob in der Kirche, zu freudigen Geburtstagsfeiern oder traurigen Anlässen wie Beerdigungen – stets geben die Musiker den richtigen Ton an. Am 30. April findet der Festkommers statt und vom 24. bis 26. Juni tobt der Bär beim runden Jubiläum.
1911 taten sich 13 Musikfreunde zusammen, die unter Anleitung von Sebastian Pickel aus Giebelstadt den Gebrauch der Blasinstrumente lernten. Die Gründung der Kapelle hatte einen konkreten Grund: Die ein Jahr später stattfindende Primiz des aus Euerhausen stammenden Georg Hofmann.
Der Erste und Zweite Weltkrieg forderten auch in den Reihen der Musiker viele Opfer, aber danach verzeichnete man wieder regen Zulauf. Unter anderem kamen einige Heimatvertriebene aus dem Sudetenland hinzu. In den 1960er Jahren verfügte die Gruppe über einen soliden Bestand von 15 Mitgliedern. Stets spielten dabei „Frischlinge“ und „alte Hasen“ gemeinsam. Die Neuen füllten die durch Abgänge entstandenen Lücken, dieses System besteht bis heute.
Während zuvor nur Kirchenmusik gespielt wurde, „überschritt die Kapelle damals den Noten-Horizont und gab auch Marsch, Polka und Walzer zum Besten“, informiert Lothar Heim, der seit 40 Jahren den Dirigentenstock schwingt.
Eine der wichtigsten Säulen in der 100-jährigen Geschichte der Musikgruppe, die übrigens kein Verein ist, war Heinz Zenglein. Er unterrichtete seit 1961 an der Schule in Euerhausen und brachte vielen Mädchen und Jungen die Musik nahe. Außerdem führte er vier Schüler in die Geheimnisse der Blasmusik ein – dieses Quintett trat bald in verschiedenen Gemeinden auf.
Nach dem Weggang dieses sehr anerkannten Lehrers lag die Musik im Ort brach. Lothar Heim und drei weitere Aktive bildeten nun einen „harten Kern“. Diesem Quartett schlossen sich ehemalige Musiker an und so erlebte die Kapelle erneut einen Aufschwung. Zurzeit besteht sie aus 30 Mitgliedern, „das ist absoluter Rekord“.
Nach Angaben des Dirigenten hat Alfred Kemmer an dieser Musiker-Schwemme einen großen Anteil. Er übernahm teilweise die Ausbildung in Euerhausen und unterrichtete gleichzeitig den Nachwuchs in der Schülerkapelle Gaubüttelbrunn. „Für unsere kleine Gemeinde haben wir jetzt die optimale Besetzung und können alle Bedürfnisse abdecken“, betonte Lothar Heim.
Ein großes Lob zollte er den Mitgliedern für ihre Einsatzbereitschaft und Motivation. Sogar bei Beerdigungen an Nachmittagen nähmen sich einige frei, um den Toten die letzte Ehre zu erweisen.
Was dem Dirigenten spontan einfällt, wenn er auf seine bisher 40-jährige „Dienstzeit“ zurückblickt? „Bei uns herrscht ein sehr guter Zusammenhalt und wir sehen es als selbstverständlich an, unser Hobby zu betreiben.“
Johann Englert, der die Termine organisiert, fügte hinzu: „Wir können uns immer aufeinander verlassen und alle helfen tatkräftig mit.“ Rund 20 Mal pro Jahr tritt die Musikkapelle auf. Der jüngste Musiker ist 15 Jahre jung, der älteste hat erst 55 Lenze auf dem Buckel. Acht Frauen geben der Gruppe eine feminine Note. Viele Familien sind in der Musikkapelle mit Eltern und Kindern vertreten, aber eine hat sogar drei Generationen dabei: Josef Trunk, dessen Sohn Thomas sowie dessen Kinder Lisa und Lukas. Angesichts so tiefer Wurzeln muss sich die Musikkapelle wohl auch künftig kaum Sorgen machen.
Jubiläumsprogramm
Samstag, 30. April: 19 Uhr Maibaumaufstellung mit der Musikkapelle Euerhausen, anschließend Festkommers in der Maschinenhalle der Familie Hehn in der Bachstraße in Euerhausen;
Freitag, 24. Juni: Ab 21 Uhr Beatabend mit „Number Nine“ im Festzelt, über 35-Jährige haben freien Eintritt, kein Einlass unter 16 Jahren; Samstag, 25. Juni: Ab 20 Uhr spielen „Die Zeubelrieder“, der Eintritt ist frei;
Sonntag, 26. Juni: 10 Uhr Festgottesdienst mit der Musikkapelle in der Kirche St. Nikolaus, anschließend Frühschoppen und Mittagessen; 13.30 Uhr Standkonzert „Fränkische Jäger“ Gaubüttelbrunn; 15 Uhr Musikkapelle Wolkshausen; 18.30 Uhr Musikkapelle „Harmonie“ Allersheim.