Rhythmisches Klatschen, Anfeuerungsrufe wie „Hop, Hopp, hopp – Florian, los! Du liegst vor dem Randersackerer“ schallten am Sonntagabend über die Schützenwiese in Randersacker. Dicht an dicht drängten sich die Zuschauer um die schmale Gasse, auf der eine 20 Meter-Strecke mit roter Farbe aufgebracht war.
Die Sonne, die es an diesem Spätnachmittag am Mainufer gut meinte, brannte auf den heißen Asphalt, Muskeln spannten sich, Schweiß tropfte, konzentrierte Anstrengung löste sich in manch lautem Schrei. „Schau mal, was der für Muskeln an den Armen hat“, raunten sich junge Mädchen bewundernd zu. „Komm Julian, noch ein Meter, dann gehst Du in Führung“, feuerte hingegen Norbert Wegmann unter dem Johlen der Zuschauer per Mikrofon die Wettkämpfer an – Kirchweih in Randersacker. Eine besondere Veranstaltung, weil fest in der Hand der Gewichtheber der SG Randersacker.
„Schau mal, was der für Muskeln an den Armen hat.“
Zuschauerin über die sportlichen Körper der Teilnehmer
Während also die Kleinen im Karussell in Miniflugzeugen ihre Runden drehten und „The blue Moonlight“ auf der Bühne dem Bossa nova alle Schuld zuschoben, bereiteten sich zehn junge Männer auf der Schützenwiese in Randersacker auf diesen Wettkampf der besonderen Art vor. Sie suchten beim „Strong men contest“ auf der Kirchweih „den stärksten Mann der Kirchweih“. So jedenfalls übersetzte Organisator Norbert Wegmann, ehemaliger Abteilungsleiter der Gewichtheber, den Wettbewerb ins Deutsche - und so stand es hinterher auch auf der Urkunde des Siegers. Nach drei Jahren habe man sich „endlich wieder einmal“ dazu entschlossen, den stärksten Mann zu suchen, so Wegmann.
Auf dem Weg zur Siegerurkunde, mussten die Teilnehmer aus Randersacker, Gerbrunn, Theilheim und Würzburg drei Prüfungen hinter sich bringen, die es in sich hatten. Zuerst waren Gewichte (145 Kilogramm) möglichst weit zu tragen, dann mussten 90 Kilogramm schwere Traktorreifen 20 Meter hin und her bewegt und dazwischen je ein 33, 55 und 80-Kilogramm-Fass auf sechs aufeinander gestapelte Europaletten gestellt werden.
Zum guten Schluss schließlich bekamen es die Muskelmänner mit über drei Tonnen zu tun. Die setzten sich zusammen aus einem Pickup (2,6 Tonnen) mit einer Harley-Davidson (700 Kilogramm) auf der Ladefläche, auf der das Ehren- und Gründungsmitglied der Gewichtheber, Adi Stumpf, Platz genommen hatte. Das ganze Ensemble mussten die Kraftsportler im Alter zwischen 19 und 31 Jahren über die oben angesprochenen 20 Meter ziehen.
Am schnellsten schaffte Letzteres der 19-jährige Schüler Daniel Härter aus Gerbrunn. „Kein Wunder, mit seinen 105 Kilogramm war er bei dieser Aufgabe klar im Vorteil“, erklärt Wegmann hinterher. Beim strong men contest werden, anders als im sonstigen Wettkampf-Kraftsport, weder Alter noch Gewicht berücksichtigt. Alle müssen sich den gleichen Aufgaben stellen. Für Daniel sprang am Ende der fünfte Platz heraus.
Den Sieg holte sich der Student Julian Bickel aus Würzburg (26). Er ist Mitglied des Würzburger Crossfit-Clubs und an Aufgaben wie die in Randersacker gestellten gewöhnt. Gehören doch solche oder zumindest ähnliche zum normalen Wettkampfalltag dieser Allround-Kraftsportler. „Bei Cross-Fit“, erklärt er, „geht es allerdings immer darum, die Arbeiten, die einem aufgetragen werden, in möglichst kurzer Zeit so effektiv wie möglich zu erledigen.“ Beim Kirchweih-Contest mache er deshalb eigentlich einfach nur „aus Spaß und Gaudi“ mit.
Extrem spannend und entsprechend lautstark vom Publikum begleitet, gestaltete sich der Kampf um die ersten Plätze. Bickel und Lokalmatador Zack Woods (25), IT-Manager aus Randersacker, liegen mit 20 und 19 Punkten vor der letzten Runde gerade mal einen Punkt auseinander. Verfolgt wiederum mit jeweils 16 von 20 möglichen Punkten vom Würzburger Piet Arlt (25), Fitnesstrainer und Chef des oben angesprochenen Cross-Fit-Clubs, und Felix Leopold (22), ebenfalls Würzburger Student und Cross-Fit-Sportler.