Es gibt nicht viele Mediziner, mit deren Namen Fachverfahren und Methoden bezeichnet werden. Prof. Dr. Dr. h.c. Rudolf Hagen wurde diese Ehre zuteil. Er setzte sein Wissen und seine Kompetenz seit 2005 als Direktor der HNO-Klinik am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) ein. Ende September scheidet er nun aus dem Amt aus. Das geht aus einer Pressemitteilung des UKW hervor, der folgende Informationen entnommen sind.
Der berufliche Werdegang Hagens hätte auch ein ganz anderer werden könne: Denn nach dem Abitur studierte der gebürtige Bamberger (Jahrgang 1957) zunächst Medizin an der Universität Würzburg und gleichzeitig Gesang an der Musikhochschule Würzburg. Als er sich für die medizinische Laufbahn entschied, riet ihm sein damaliger Gesangsprofessor: „Dann aber bitte in einer Disziplin, von der Sänger besonders profitieren“, so Hagen. Also führte ihn sein Weg zum Schwerpunkt HNO.
Rekonstruktive Chirurgie
Einer seiner Schwerpunkte liegt in der rekonstruktiven Chirurgie. So entwickelte der Professor eine mikrochirurgische Methode zur Rekonstruktion des Kehlkopfes – eine Methode, die nach ihm benannt („Laryngoplastik nach Hagen“) und für die er mit dem „Anton-von-Tröltsch-Preis“ ausgezeichnet wurde, der höchsten wissenschaftlichen Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohrenkeilkunde, Kopf- und Halschirurgie. Eine Herzensangelegenheit ist für Hagen auch die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit bösartigen Tumoren. „Das sind Momente und Eindrücke, die bleiben. Auch nach jahrzehntelanger Erfahrung.“
Bei der Ausbildung junger Ärztinnen und Ärzte habe zudem eine Vorgabe für ihn Priorität gehabt: „Jeder, der an die Klinik kommt, muss wissenschaftlich arbeiten. Das ist die Kernaufgabe der Universitätsmedizin.“ Im vergangenen Juli erhielten Hagen und sein Team den Lehrpreis der Medizinischen Fakultät in Würzburg.
Seniorprofessur folgt
2009 gründete Hagen an der Würzburger HNO-Klinik das erste interdisziplinäre Hörzentrum, das Comprehensive Hearing Center (CHC). Dort werden die Kompetenzen aller Expertinnen und Experten am UKW zu den Arbeitsschwerpunkten Ohr und Hören gebündelt. Diesem Vorreitermodell folgten weitere Kliniken. Weltweit haben sich inzwischen 33 solcher Zentren zur Dachorganisation „Hearring“ zusammengeschlossen. Hier wird Hagen in Zukunft als Präsident dieser Dachorganisation wirken. Und auch der Universitätsmedizin Würzburg bleibt er erhalten – im Rahmen einer Seniorprofessur, die am Institut für Allgemeinmedizin angedockt ist. Dort wird es dann u.a. um das Thema „Hörscreening bei Erwachsenen“ gehen.
Der Vorstand des Universitätsklinikums Würzburg dankt Hagen für seine großen Verdienste um die Würzburger Universitätsmedizin. So sagt Prof. Matthias Frosch, Dekan der Medizinischen Fakultät: „Sein enormer Einsatz in der Ausbildung der Studierenden und in zahlreichen Forschungsprojekten hat ganz wesentlich zum hervorragenden Ruf der HNO-Klinik weit über Würzburg hinaus beigetragen.“
Prof. Ralf-Ingo Ernestus, kommissarischer Ärztlicher Direktor am UKW, betont: „Mit seinen Innovationen hat er maßgeblich zur Weiterentwicklung auf dem Gebiet der HNO-Medizin beigetragen.“