"An Heiligabend geschlossen", so steht es heute an vielen Wirtshaustüren in Ochsenfurt und Umgebung. Wer ein Alternativprogramm zum Christkind oder zur Glotze sucht, der findet allenfalls in Kneipen sein Ziel.
So im "Käferle" in Ochsenfurt, wo bis 1 Uhr die Tür offen ist. Inhaber Stephan Schott erwartet weniger die Einsamen, sondern eher Paare. Nach der Bescherung im Kreis der Lieben noch gemütlich einen trinken gehen, das werde heute Abend wahrscheinlich bei den meisten Gästen der Anlass für einen Besuch in seiner Kneipe sein, schätzt Schott. "Die Leute kommen auf jeden Fall nicht, um hier zu essen." Miesepeter und Weihnachtsmuffel erwarte er nicht.
Das sieht Steffi Stepien vom "Purzl" in Ochsenfurt ähnlich. Ihre Kneipe wird heute von 21 Uhr bis nach Mitternacht offen bleiben. "Es kommen eigentlich weniger die Frustrierten", sagt die junge Frau. Vielmehr werden sich Ehepaare einfinden, "weil sie sich nach der Bescherung zu Hause langweilen".
Wer so empfindet, der hat in der Ochsenfurter Altstadt auch noch die Kneipen "Amadeus" oder "Krokodil" als Anlaufstation. Weihnachtsgebäck oder ein Glas Sekt gratis - viel mehr läuft in den Kneipen an Extraprogramm aber nicht.
Die meisten klassischen Speiselokale in der Innenstadt schließen heute spätestens um 17 Uhr, andere bleiben gleich ganz dicht. Doris Sinn vom Gasthaus Kauzen hat nur deshalb bis 17 Uhr geöffnet, "weil ich sowieso da bin". Gäste in nennenswerter Zahl erwarte sie am späteren Nachmittag nicht. Erst an den beiden Weihnachtsfeiertagen "haben wir gerammelt voll".
Wer Familie hat, der geht an Heiligabend nicht ins Restaurant: Diese Einschätzung mehrerer befragter Wirte teilt auch Direktor Valentin Fillafer vom Hotel Polisina. Solche Gäste sehe er am 24. Dezember "ganz, ganz selten", obwohl sein Restaurant heute durchgehend geöffnet sei. Zielgruppe seien vielmehr die Hotelgäste, denen Fillafer ein Extra-Programm mit Zithermusik und Fackellauf zur Kirche im Bärental anbietet. Ähnlich wie im Gasthaus Kauzen wird im Polisina-Restaurant erst an den beiden Feiertagen Hochbetrieb herrschen. Der Hotelchef rechnet dann jeweils mit 100 bis 150 Gästen von außerhalb.
Auch in der Region rund um Ochsenfurt tut sich heute Abend an den Theken nicht viel. In Röttingen bleibt selbst die Heckenwirtschaft Fries geschlossen, die auch von Jugendlichen des Ortes gerne angesteuert wird. In Gaukönigshofen macht zum Beispiel der Gasthof Gaugrafen nur an den Feiertagen auf.
Wer den Weihnachtsblues mit schwungvoller Musik bekämpfen will, hat schlechte Karten. In Tauberrettersheim zumindest, wo es im neuen Tanzkeller im Gasthaus Krone nach eigenen Angaben heute still bleibt. Erst morgen und übermorgen herrscht dort abends Betrieb.
Auch im Maintal scheint sich das Alternativprogramm zum Gabentisch in den Kneipen abzuspielen. In Eibelstadt jedenfalls macht das Bistro B 13 extra erst um 21 Uhr auf, um den Gästen nach den Worten von Inhaberin Rosa Boglionne nach Bescherung oder Kirchgang eine gesellige Bleibe anzubieten. Gefeiert werde dann erfahrungsgemäß "bis morgens um sieben, wenn es sein muss". Auch der "Siebenlister" kann heute Abend eine Adresse sein. Gastwirt Alexander Fasel erwartet Stammgäste fast jeden Alters. Weihnachtsverweigerer seien das aber nicht. "Viele kommen auch erst nach der Mitternachtsmesse."