Mit Hinweis auf die Bluttat in Hanau hat der bayerische Ministerpräsident Markus Söder am Donnerstag den traditionellen Empfang für 150 Karnevalisten und Vertreter von Faschingsvereinen aus ganz Bayern abgesagt. "Eine Entscheidung, für die wir Verständnis haben", so die Reaktion von Marco Anderlik, dem Präsidenten des Fastnacht-Verbandes Franken (FVF).
Ob nun auch einige der vielen geplanten Umzüge, Bälle und sonstige Veranstaltungen in der Region am Wochenende ausfallen, darüber müssten die einzelnen Faschingsvereine selbst entscheiden. Eine Empfehlung seitens des Verbandes gebe es nicht, sagte Anderlik auf Nachfrage. Die Vereinsvertreter, mit denen er bislang gesprochen habe, planten keine Absagen. "Aber wir sind uns alle einig: Die Bluttat in Hanau ist eine Tragödie, die es zu verurteilen gilt. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen der Opfer", so Anderlik.
Der FVF-Präsident war mit vielen Aktiven nach München gereist. Unter anderem war das Giemaulpaar der Gilde Giemaul, Sina I. und Stefan IV., aus dem Würzburger Stadtteil Heidingsfeld in die Staatskanzlei geladen. Einen besonderen Auftritt hatte die Garde der Faschingsgesellschaft aus Würzburg-Versbach geplant: Sie wollte dem Ministerpräsidenten ihre aktuellen Tänze vorführen. Daneben war ein Beitrag des Kabarettisten Oliver Tissot geplant, der am vergangenen Freitag schon die Kultsendung "Fastnacht in Franken" live aus Veitshöchheim mit seinen Sticheleien gegen die bayerische Politik bereichert hatte.
Auch das Giemaul-Paar war nach München gereist
Unterdessen sagte auch Landtagspräsidentin Ilse Aigner die für Donnerstagnachmittag im Maximilianeum geplante Faschingsveranstaltung ab. Markus Söder betonte am Donnerstag, die schrecklichen Ereignisse in der Nacht in Hanau ließen ein fröhliches Feiern am Morgen danach nicht zu.
Dass der Ministerpräsident die Absage des Empfangs beim Weißwurstfrühstück der Karnevalisten persönlich begründet habe, sei eine Geste, die bei den Narren, die sich auf einen fröhlichen München-Tag gefreut hatten, gut angekommen sei, berichtete Anderlik. "Der Ministerpräsident hat uns so seine Wertschätzung ausgedrückt". Für die Gardetänzerinnen aus Versbach hatte der FVF-Präsident noch eine gute Nachricht: Sie dürfen ihren geplanten Auftritt im kommenden Jahr in der Staatskanzlei nachholen.