Die freiwillige Teilnahme an Missionen außerhalb Deutschlands wird bei Zeitverpflichteten gerne gesehen, dennoch kam der Einsatz zur Überwachung der Wahlen im afrikanischen Kongo eher überraschend: Den Einsatzbefehl erhielt Thomas Issing über sein Handy - der Gruppenführer in der 2. Kampfkompanie 263 hatte das Material für sein Battalion zusammenzustellen und für den Lufttransport ins Herz Afrikas fertig zu machen.
Bei der Bundeswehr in Kinshasa wird der Einsatz im Kongo schon jetzt positiv bewertet. Die Truppe war um 180 Fallschirmjäger aus dem Reservelager in Gabun verstärkt worden, so auch mit dem Günterslebener Thomas Issing. Der hochgewachsene Blondschopf wird von allen "Hightower" genannt.
Neben regelmäßigen Patrouillen im Vorfeld der Wahlen gab es auch Freizeitaktivitäten. Issing besuchte mit Kameraden ein Konzert, dessen musikalischen Teil er zwar in guter Erinnerung behielt - weniger aber das, was danach passierte.
Mit dem Taxi aus der Gefahr
Er und seine Kameraden wurden nach der Veranstaltung von aufgebrachten Afrikanern bedrängt, die mit der Anwesenheit der Deutschen in ihrem Land nicht einverstanden waren. Vier andere Einheimische griffen ein, bevor es zu Schlimmerem kam. Die Helfer setzten Issing und seine Kameraden kurzerhand in ein Taxi und schafften sie aus der Gefahrenzone.
Dennoch ist der Günterslebener weiterhin jemand, der auf Fremde gerne und offen zugeht. Auch das exotische Essen scheint ihm zu munden. "Springbock, Python und Alligator schmeckte nicht schlecht," sagt der junge Oberfeldwebel schmunzelnd über einen Besuch in einem afrikanischen Restaurant vor Ort.
Seine Eltern Monika und Robert verfolgen sein Engagement mit gemischten Gefühlen. Von Seiten der Bundeswehr wurden sie via Familienbetreuung über den Einsatz im Vorfeld aufgeklärt und psychologisch betreut. Von der bevorstehenden Auslandsmission erzählte Thomas seiner Mutter "zwischen Tür und Angel", und die war und ist alles andere als begeistert. Sorgenvoll beobachtete sie im Fernsehen alle Nachrichten aus dem Kongo, wo etwa 25 Millionen Wahlberechtigte aufgerufen waren, sich zwischen Amtsinhaber Joseph Kabila und Vizepräsident Jean-Pierre Bemba zu entscheiden.
Vater Robert macht sich auch seine Gedanken über den nicht leichten Einsatz seines Sohnes. Er und seine Frau halten regelmäßig Kontakt mit Thomas per Telefon und E-Mail.
Telefonkontakt mit dem Sohn
Die deutschen Soldaten blieben den ganzen Wahlsonntag in ihrem Camp. Thomas und seine Kameraden bereiten sich mental schon auf die Heimreise in vier Wochen vor. Seine Eltern hoffen, dass seine Einheit nicht doch noch zwischen die kämpfenden Fronten muss, um die verfeindeten Milizen auseinander zu halten.
Die Wahl verlief friedlich, nach offizieller Auszählung gewann Kabila mit 58 Prozent der Stimmen. Das Mandat für die Bundeswehr läuft offiziell Ende November ab. Wenn sich das gerade mit Hilfe der Deutschen halbwegs befriedete Land in den Provinzen wieder in jene Hölle verwandeln sollte, die es in den vergangenen Jahren war, muss Thomas Issing allerdings befürchten, ein paar Tage länger in Afrika zu bleiben.