Erst platzte die IT-Blase, dann scheiterten mehrere Geschäftsideen aus der Life-Science-Branche. Seitdem geht es naturwissenschaftlichen und medizinischen Forschern, die ein Unternehmen gründen wollen, schlecht. Es ist schwer geworden, an Geld zu kommen. Geldgeber scheuen das Risiko. Dr. Gerald Böhm möchte in dieser Situation Würzburger Forschern helfen. Der 44 Jahre alte Bioinformatiker ist seit Mai der erste fest angestellte Mitarbeiter des Würzburger Gründerzentrums für Biotechnologie.
Der neue Leiter des „Innovations- und Gründerzentrums für Biotechnologie und Biomedizin/Zentrum für moderne Kommunikationstechnologien“, wie das IGZ BioMed/Zmk vollständig heißt, ist jede Woche mindestens einmal an der Uni Würzburg. Der Naturwissenschaftler, der im Mai von der Martin-Luther-Universität in Halle zum IGZ kam, sucht in den Instituten und Fakultäten nach zündenden Ideen, die für eine Firmengründung taugen.
Drei heiße Gründungskandidaten betreut er gerade intensiv. Unter anderem tat sich ein Würzburger Fachhochschulabsolvent der Fachrichtung Maschinenbau mit einem Universitätsabsolventen vom Biozentrum zusammen. Die Geschäftsidee, die noch nicht verraten wird, hält Böhm für aussichtsreich. Außerdem gibt es zwei medizinische Ideen, aus denen sich so genannte Start Ups, also junge Unternehmen aus der Universität, entwickeln könnten.
Wie schwer es ist, ein Unternehmen zu gründen und es am Laufen zu halten, hat Böhm selbst erfahren. Um die Jahrtausendwende gründete er die Firma „ACGT“, die einen Alzheimer-Test entwickeln wollte. Nach sieben Jahren zerbrach das Unternehmen an internen Streitigkeiten.
Immerhin, der Test wurde entwickelt und liegt nun Interessenten vor. Allein das ist in der biotechnologischen Branche fast ein Glücksfall. Laut Klaus Walther von der städtischen Wirtschaftsförderung, gleichzeitig oberster Chef des IGZ, scheitern 90 Prozent aller Ideen für ein neues Medikament auf dem langen Weg zur Marktreife. Angesichts dieser Situation Banken oder Fonds als Risikokapitalgeber zu gewinnen, ist eine Kunst. Ohne einen wasserdichten Businessplan geht gar nichts.
Allein dafür brauchen die Forscher Hilfe. Denn Akademiker, die im Labor arbeiten, haben nur geringe betriebswirtschaftliche Kenntnisse. Böhms Aufgabe besteht darin, die mit den Forschern erstellten Geschäftspläne auf Plausibilität zu überprüfen. Wenn er von einer Idee überzeugt ist, nimmt er im Interesse der jungen Gründer Verhandlungen mit Banken und anderen Förderern auf.
Seit Jahresbeginn hat das IGZ einen Vertrag mit der Uni Würzburg. Böhm ist seither „Scout“ und „Coach“ von Gründungswilligen aus der Life Science-Branche, die sich um staatliche Fördermittel bemühen. So unterstützt das Bundesforschungsministerium Akademiker in der frühen Phase ihrer Geschäftsgründung durch das Programm „Exist-Seed“. Dem Programm zufolge muss ein Paten - neudeutsch „Coach“ - die Gründung begleiten.
21 Firmen sind derzeit im IGZ tätig. 15 gehören zur Branche der Kommunikationstechnologie, sechs sind Biotech-Firmen. Die 21 Unternehmen mit ihren 170 Mitarbeitern belegen rund 3.000 Quadratmeter im Gründerzentrum am Friedrich-Bergius-Ring. 2.000 Quadratmeter stehen leer. Für Klaus Walther ist der Leerstand nicht dramatisch. In seiner sechsjährigen Geschichte war das IGZ noch nie voll belegt. Eine Auslastung von 70 Prozent gilt als gut, dann können die Kosten des vom Freistaat bis einschließlich 2009 mit jährlich 125 000 Euro geförderten Zentrums gedeckt werden.
Blauäugige Vorstellung
Die Initiatoren des IGZ, das Ende 2001 seinen Betrieb aufnahm, rechneten ursprünglich damit, dass die jungen Firmen etwa fünf Jahre im Gründerzentrum bleiben würden. Danach sollten sie nach draußen gehen, florieren, für Arbeitsplätze sorgen und neuen Gründern Platz machen. Diese Vorstellung erwies sich als zu blauäugig. Denn dass sich ein junges Pharmaunternehmen zu einem größeren Produzenten entwickelt, ist kaum wahrscheinlich. Zu mächtig sind die etablierten Pharmariesen. Den jungen Gründern bleibt die Aufgabe, stets neue Ideen zu entwickeln und das pharmakologische Knowhow an die Pharmariesen zu liefern.