Es begann damit, dass der kleine Paul* (Name geändert) zu Hause plötzlich nur noch im Stehen pinkelte. Seine Mutter Anna* (Name geändert) verwunderte das. Den Grund dafür erfuhr sie, als eine Verwandte ihren Sohn einige Wochen später von der Vorschulgruppe der Maria-Stern-Schule abholte und zufällig den Toilettenraum sah, den die Jungen und Mädchen dort gemeinsam nutzen: gegenüber den fünf Kabinen befindet sich auch einsehbar eine Reihe mit Pissoirs an der Wand.
Dass die Jungs Urinale benutzen können, ist für die Verwandte der Mutter nicht das Problem. Sie möchte ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen, erklärt sie der Redaktion. Sie kritisiert, dass der Toilettenraum eben auch von Mädchen genutzt wird, was bedeutet, dass die Jungen ungeniert zu sehen sind, wenn sie vor den Pissoirs stehen. Einen Sichtschutz gibt es nicht. Die fehlende Intimsphäre beim Toilettengang findet die Verwandte unzumutbar.
Toilettenraum werde verändert , um Intimsphäre zu gewähren
Die Vorschulgruppe der Maria-Stern-Schule ist im historischen Gebäude der Schillerschule in der Felix-Dahn-Straße 4 untergebracht. Es ist ein imposantes Gebäude, 1901 im Stil des Historismus erbaut. So schön ein großzügiger Altbau ist, so besonders und schwierig ist oft dessen Sanierung. Im Gebäude wird immer wieder saniert, derzeit im Erdgeschoss. Die Toilettenanlage für die Vorschüler ist schon vor einiger Zeit modernisiert worden. Weil die Pissoirs schon vorhanden und technisch in Ordnung waren, hat man sie dort belassen.

"Danke, dass Sie uns auf die Sache aufmerksam machen", sagt Daniela Schweizer, Geschäftsführerin des Marienvereins, der Träger der Maria-Stern-Schule ist. Auch Ole Münder, Fachbereichsleiter der Stadt Würzburg, sowie Alexander Kraft von der Technikabteilung der Stadt und zuständig für den Bauunterhalt von Schulen, sind beim Ortstermin da. Denn Eigentümer der Schillerschule ist die Stadt Würzburg, der Marienverein ist Mieter. Die Problematik mit den Pissoirs habe man so nicht im Blick gehabt, sagt Münder. Einrichtungen für Kinder im Vorschulalter brauchen keine getrennten Toiletten, das ist rechtlich eindeutig. Aber alle drei Verantwortlichen stimmen überein, dass der Toilettenraum dahingehend verändert werden soll, dass die Intimsphäre der Jungen wieder gewahrt wird.
Ob man dafür zum Beispiel einen Sichtschutz vor der Wand mit den Pissoirs anbringt oder die Becken sogar ganz entfernt und dafür Kabinen installiert, soll bald entschieden werden. In die Überlegungen sollen auch die Erzieherinnen einbezogen werden, weil sie die täglichen Abläufe und Erfordernisse am besten beurteilen können.
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