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REGION WÜRZBURG: Närrische Zeugnisse des Wandels

REGION WÜRZBURG

Närrische Zeugnisse des Wandels

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    In einer Vitrine der FVF-Geschäftsstelle bewahrt man die Fastnachtsorden seit dem Bestehen des Verbandes ab dem Jahr 1953 auf, zeigt FVF-Präsident Bernhard Schlereth.
    In einer Vitrine der FVF-Geschäftsstelle bewahrt man die Fastnachtsorden seit dem Bestehen des Verbandes ab dem Jahr 1953 auf, zeigt FVF-Präsident Bernhard Schlereth. Foto: Fotos: Herbert Ehehalt

    In allen nur denkbaren Formen, Farben und Materialien werden in der fünften Jahreszeit des organisierten närrischen Frohsinns von Vereinen und dem Fastnacht-Verband Franken (FVF) Orden verliehen an Aktive und Funktionäre. Wie die anspruchsvolle Narretei hat jedoch auch die Ordensverleihung einen tieferen Sinn.

    Die inzwischen landläufige Übergabe zu fastnachtlichen Anlässen nahm ihren Anfang 1823 allerdings im rheinischen Köln. Nach der Dokumentation des Deutschen Fastnachtmuseums stammt der erste Kölner Faschingsorden aus dem Jahr 1838. Dessen Randprägung „Weisheit im Narrenkleid bringt uns die goldne Zeit“ steht scheinbar noch immer für die Kunst des auf der Narrenbühne verbreiteten tiefsinnigen und hintergründigen Humors.

    Archiv des närrischen Frohsinns

    Noch mehr als die Geschäftsstelle des Fastnacht-Verbandes Franken (FVF) in Veitshöchheim ist das Deutsche Fastnachtmuseum in Kitzingen Archiv des närrischen Frohsinns. Dazu gehören seit jeher auch Orden, die in der Regel für besondere Verdienste an Aktive oder Funktionäre verliehen werden.

    Während die Orden des 1953 gegründeten fränkischen Fastnacht-Verbandes seit jeher aus Metall mit unterschiedlichen Legierungen bestehen, reicht die Palette der Vereinsorden von handgefertigten Holzorden über solche aus Keramik oder sogar aus Wachs. Mittlerweile sind Fastnachtsorden fast ausschließlich aus Metall.

    Der Ursprung der Ordensverleihung im rheinischen Köln des frühen 18. Jahrhunderts war Zeichen der Auflehnung des gemeinen Volkes gegen die Obrigkeit. Damit sollte der Geringschätzung höfischer Titel und Würden Ausdruck verliehen werden. Heutzutage sind Faschingsorden überwiegend begehrte Sammler- und Erinnerungsstücke. Während im rheinischen Köln die Form der Orden stets frei variierte, steht die typische Sternform für den Mainzer Orden. Einen festen Platz im Fasching oder Karneval hatten die Orden erst Ende des 19. Jahrhunderts erobert. So belegt es eine Dokumentation der Kulturstiftung Deutsches Fastnachtmuseum in Kitzingen.

    Für besondere Verdienste

    Dem Fastnacht-Verband Franken dienen Orden in erster Linie als Auszeichnung für besondere Verdienste von Aktiven und Funktionären. „Alleine schon wegen der seit jeher verwendeten Materialien sind die Fastnachtsorden“ für den Präsidenten des Fastnacht-Verbandes Franken, Bernhard Schlereth, „ein Spiegelbild der Gesellschaft und auch der individuellen und wirtschaftlichen Entwicklung der jeweiligen Vereine.“ Der Kreativität sind bei der Gestaltung von Orden keine Grenzen gesetzt. Besonders einfallsreich mussten die Narren in der ehemaligen DDR alleine schon bei der Materialauswahl sein. Wegen der begrenzten Materialien wurden dort alle möglichen Reste verwertet.

    „Überhaupt lässt sich über die verwendeten Materialien auch ein regionaler Bezug herstellen. Zum Beispiel wird in der Rhön gelegentlich Holz oder in Oberfranken Keramik verwendet“, erklärt Schlereth. Traditionell bedient sich der Fastnacht-Verband bei der Gestaltung seiner Sessionsorden fastnachtlicher Motive. Die aktuelle Serie der FVF-Sessionsorden ergab sich seit dem Jahr 2005 aus den Figuren am Fries des Deutschen Fastnachtmuseums. Mit dem diesjährigen „Hanswurst“ endet diese Ordensserie.

    Närrische Vereine und Gesellschaften orientieren sich bei der Gestaltung ihrer Orden überwiegend an Begebenheiten vor Ort oder greifen persiflierend gesellschaftliche, politische oder sportliche Themen auf.

    „Vereinsinterne Ordensverleihungen können sich“ nach Schlereths Erfahrungen „auch schon mal zu einer heiklen Geschichte entwickeln.“

    Klare Regularien

    Nach klaren Regularien vergibt jedoch der Fastnacht-Verband Franken Auszeichnungen. Diese müssen von den aktuell rund 320 Mitgliedsvereinen gegenüber dem Verband schriftlich beantragt und begründet werden. So darf der „Till von Franken“ als höchste Auszeichnung je Mitgliedsverein jährlich nur ein Mal verliehen werden. Die einzige den „Till“ überragende Auszeichnung ist der „Till von Franken in Gold“. In der Geschichte des Fastnacht-Verbandes wurde der „Goldene Till“ seit 1960 erst 82-mal verliehen.

    Zwei FVF-Sessionsorden jährlich stehen jedem Mitgliedsverein zur Verleihung zur freien Verfügung zu. Bei Bedarf können weitere Sessionsorden erworben werden. Der jährliche Bedarf des Verbandes liegt nach Aussage von FVF-Präsident Bernhard Schlereth bei etwa 2000 Sessionsorden. Die Gestaltung und Produktion der Orden ist deshalb für Verband und Vereine ein enormer Kostenfaktor. Ab etwa 15 Euro aufwärts belaufen sich die Kosten je Exemplar.

    Über die Vergabe von Orden und Auszeichnungen des Fastnacht-Verbandes entscheidet dessen Ordenskapitel mit Ordenskanzler Roman Kirzeder an der Spitze. Darüber hinaus gehören dem Ordenskapitel jeweils zwei Vertreter aus Ober-, Mittel- und Unterfranken sowie ein Mitglied des geschäftsführenden Präsidiums an.

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