Nachdem das Kultusministerium im vergangenen Jahr die Voraussetzungen für eine Neuausrichtung der fachdidaktischen Ausbildung geschaffen hat, werden jetzt die Lehramtsstudiengänge an der Universität Würzburg umgestaltet: So sollen gerade Lehrer schulartspezifischer und praxisorientierter studieren.
In der Biologie verkörpert diese neue Ausrichtung Dr. Thomas Heyne, der seit dem Wintersemester 2008/2009 die Didaktik der Biologie an der Uni leitet. Die Biologie-Didaktik beschäftigt sich mit der Vermittlung biologischer Inhalte und Arbeitsweisen im Unterricht.
Heyne war Hauptschullehrer und promovierte an der Universität Bayreuth, bevor er nach Würzburg kam. Viel Erfahrung im täglichen Schulalltag wie in der universitären Lehre sind seine Voraussetzungen, um das fachdidaktische Studium übergreifend an die heutigen Anforderungen des Lehrberufes anzupassen.
Dafür wurde von Lehramtsstudienkoordinator Stefan Rümer für jede Schulart ein eigener Studienplan konzipiert. Der Praxisbezug wird durch intensive Begleitung der Schulpraktika verstärkt. Außerdem soll Eigenaktivität ausgeweitet werden: innerhalb der Seminare, durch die Konfrontation mit neuen Lernmethoden und der Steigerung der Lehrprofessionalität durch Unterrichten an diversen außerschulischen Lernorten – vom Schülerlabor bis hin zum Wald oder am Gewässer. Um diese Ziele praxisnah verwirklichen zu können, sollen Studium und Schule besser verzahnt werden.
Ein weiterer Schwerpunkt sei kompetentes Lehrerpersonal, heißt es im Pressedienst „uni-intern“. Die Fachdidaktik Biologie wird deshalb zum einen von Lehrkräften aus der Praxis unterstützt, zum anderen wurde intern die Personalstruktur erweitert. In Zukunft sollen sich Biologie-Didaktiken und Praktikumslehrer an den Schulen regelmäßig treffen, um Lerninhalte aufeinander abzustimmen. Ab dem kommenden Sommersemester ist eine erste Zusammenarbeit zwischen Referendaren und Studierenden geplant.
Professionellere Lehrer
Um der Forderung nach mehr Lehrprofessionalität gerecht zu werden, soll das Mentoren-System gestärkt werden. Statt bloß Lehrinhalte zu „konsumieren“ beschäftigen sich dabei Studenten im Vorfeld in Kooperation mit dem Dozenten intensiv mit diesen Inhalten und leiten schließlich Veranstaltung eigenverantwortlich selbst.
In dieser Richtung wird ab dem Sommersemester auch das Schülerlabor arbeiten. Dieses geht in der Praxis noch einen Schritt weiter, indem Lehramtsstudenten mit Schülern aus umliegenden Schulen experimentell arbeiten. Angelehnt ist das Schülerlabor an das Projekt „Bio-logisch“: Verschiedene Lehrstühle der Fakultät für Biologie gaben hier Schülern einen Einblick in die jeweiligen Forschungsmethoden.
Weiterführend ist eine Zusammenarbeit mit dem 2008 gegründeten didaktischen MIND-Zentrum vorgesehen. Im Mittelpunkt steht dort die fachdidaktische Forschung. Vorarbeit leistet die Biologiedidaktik derzeit bereits mit Zulassungsarbeiten, die den Lernerfolg an außerschulischen Lernorten messen.
Didaktik-Leiter Heyne geht davon aus, dass die Studierenden in Zukunft gut vorbereitet in das Referendariat gehen werden und dies zeitverzögert auch einen positiven Einfluss auf die Unterrichtsqualität an den Schulen nehmen kann.