In 25 Versen hatte der Ochsenfurter Stadtrat und Maurerpolier Franz Grünewald am 8. Juni 1954 das Werk der Maurer und Stahlbauer gelobt. Knapp 62 Jahre nach ihrer Einweihung ist die Ochsenfurter Neue Mainbrücke reif für die Abrissbirne
Am Montag, 14. März, um 8 Uhr wird die Brücke gesperrt. Nach dem vollständigen Rückbau beginnt ab Herbst der Bau der neuen Neuen Mainbrücke. Im Dezember 2018, also in 33 Monaten, soll sie dem Verkehr übergeben werden.
Vor allem für die rechtsmainischen Anwohner beginnt eine Zeit der Umwege. Die 13 000 Fahrzeuge, die die Brücke bei der Verkehrszählung 2010 täglich befahren haben, müssen sich andere Wege suchen. Die B 13 wird über die Goßmannsdorfer Brücke und der Südtangente umgeleitet, doch auch die innerstädtischen Verkehrsströme müssen sich neu sortieren.
Wie das Straßenbauamt mitteilt, werden während der Abrissarbeiten auch die Bereiche unter der Brücke und entlang der Stützwande auf beiden Mainseiten aus Sicherheitsgründen gesperrt. Das betrifft insbesondere die Mainuferstraße und den Zugang zur Tennisanlage am nördlichen Ufer. Die Zufahrt zur Baustelle und zur östlichen Mainuferstraße ist inzwischen durch eine Behelfsstraße auf dem Gelände der ehemaligen Malzfabrik sichergestellt.
Auch der Ausbau der alten Frickenhäuser Straße gehört zu den Vorbereitungsarbeiten, die bereits im vergangenen Jahr vollendet wurden. Zeitweise wird darüber der Verkehr in Richtung Frickenhausen umgelenkt.
Ab dem 8. April ist der Main turnusmäßig drei Wochen lang für die Schifffahrt gesperrt. Das Mittelfeld der Brücke muss während dieser Zeit vollständig abgetragen werden. Entgegen der ursprünglichen Absicht ist die Sperrung der Brücke deshalb drei Wochen vorgezogen werden, um genügend Zeit für die vorbereitenden Arbeiten zu haben, so Eric Brückner vom Staatlichen Bauamt.
Anschließend werden die beiden Seitenfelder und die Pfeiler abgetragen. Nur die Widerlager dürfen stehenbleiben. Anfang der 50er Jahre waren sie aus Muschelkalk-Steinen errichtet worden, die noch aus Vorkriegszeiten in Ochsenfurt lagerten. Sie waren ursprünglich für den Bau von Autobahnbrücken gefertigt worden.
Auch das Adler-Relief des Bildhauers Willy Ax an der nördlichen Rampenstützwand darf bleiben. Es steht unter Denkmalschutz. Während der Bauphase soll es, ebenso wie eine Steintafel mit dem bayerischen Staatswappen nahe dem stadtseitigen Treppenaufgang, restauriert werden.
Die martialisch anmutende Skulptur des „Stierbändigers“ neben der Brücke wird zum Schutz während der Bauarbeiten eingehaust. Das Relikt aus der Nazi-Zeit hat in den Jahren 1938/39 ebenfalls Bildhauer Willy Ax nach Entwürfen des Kölner Künstlers Willy Meller gefertigt. Es war ursprünglich für eine riesige, nie vollendete Freizeitanlage auf der Ostsee-Insel Rügen gedacht und blieb nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in Ochsenfurt zurück.
Im November vergangenen Jahres wurden die Angebote für den Gesamtauftrag zum Bau der Brücke eröffnet. Nach Prüfung durch die Oberste Baubehörde erhielt die Firma Gerdum und Breuer GmbH (GuD) aus Bebra den Zuschlag. Das Bauunternehmen aus Nordhessen beschäftigt sich fast ausschließlich mit dem Bau und der Sanierung von Brücken.
Nach der Sperrung am Montagmorgen beginnt der Abbruch mit der Demontage der Stahlleitwände, die 2002 entlang der Fahrbahn montiert wurden, so GuD-Bauleiter Knut Frank. In den folgenden Tagen werden die auskragenden Gehsteige und die Beton-Fahrbahnplatte entfernt, so dass mit Beginn der Schifffahrtssperre nur noch die beiden Hauptträger abgebaut werden müssen. Die Träger sind stabil genug, um sie von einem Ponton im Main aus Stück für Stück abtragen zu können, so der Bauleiter weiter.
Nach Ende der Schifffahrtssperre bleibt genügend Zeit, um die beiden Seitenfelder und die Pfeiler zu entfernen. Erst im Herbst soll der Bau der neuen Pfeiler und der zusätzlichen Stützwände zur Verstärkung der beiden Widerlagern beginnen, so das Staatliche Bauamt. Die neuen Stützwände und Pfeiler ruhen mittels Bohrpfählen in acht Metern Tiefe auf Felsgestein.
Der neue Überbau der Brücke soll nicht mehr aus einer Stahlkonstruktion, sondern aus einem Beton-Hohlkasten bestehen. Die Stützweite des mittleren Brückenfels beträgt 104 Meter, die Gesamtlange 239 Meter. Um diese Stützweite ohne Hilfsgerüst zu erreichen, wird der Überbau im so genannten Freivorbau errichtet. Ausgehend von einem Pfeiler wächst die Brücke dabei wie bei einem Waagebalken gleichzeitig in beide Richtungen.
An der schmalsten Stelle hat der Hohlkasten eine Höhe von 2,70 Metern, über den Pfeilern 5,20 Meter. An der Oberseite ist der Kasten 7,50 Meter breit. Zur Unterseite verjüngt sich die Breite auf 5,70 Meter, was die Konstruktion leichter erscheinen lässt. An ihrer Oberseite hat die Brücke eine Breite von 13 Metern. An die 7,50 Meter breite Fahrbahn schließt sich östlich ein 3 Meter und westlich ein 2,5 Meter breiter Geh- und Radweg an.
Ihre endgültige Festigkeit erhält die Brücke erst durch gespannte Stahlglieder, die zum Teil im Beton eingebettet sind, zum Teil offen im Hohlkasten verlegt werden. Diese externe Verspannung und zusätzliche Leerrohre sorgen dafür, dass moderne Spannbetonbrücken auch nach Jahren, etwa infolge von Alterungsschäden, noch nachgespannt und wieder ertüchtigt werden können.
Die Kosten der Brücke betragen rund 14 Millionen Euro. Mit weiteren zwei Millionen Euro hat sich der Bund bereits am Bau der Brücke in Goßmannsdorf beteiligt, weil dadurch eine Behelfsbrücke überflüssig wurde. Für die Mehrbreiten der Gehwege, die geplante Fußgängerampel auf Höhe der TVO-Halle und die Straßenbeleuchtung muss die Stadt Ochsenfurt einen Kostenanteil von 620 000 Euro übernehmen.