Wenn ein Kind einen Krampfanfall hat oder etwas in den Atemwegen steckt – dann ist das ein echter Notfall. Und: eine Sache für die Notaufnahme der Uni-Kinderklinik in Würzburg. Sie wurde in den vergangenen 14 Monaten mit einem Anbau deutlich erweitert und am Donnerstag offiziell eröffnet.
"Ein Quantensprung" sei das, sagt Johannes Wirbelauer, Leitender Oberarzt der Kinderklinik und medizinischer Baukoordinator. Kaum zu glauben, wie Notfälle bisher in einem Zimmer mit gerade einmal 17 Quadratmetern eingeliefert und untersucht wurden. Mit Rettungsdiensten, Ärzten, Angehörigen sind leicht sieben Leute im Notfallraum. "Sie können sich vorstellen, wie beengt das war", erzählte Wirbelauer den Gästen und zeigte ihnen zufrieden die neuen Räumlichkeiten – modern ausgestattete Behandlungszimmer und ein freundlicher Wartebereich.
Anbau kostete rund 1,7 Millionen Euro
Zu wenig Platz, hygienische Mängel – da kam der Klinikvorstand nicht umhin, die Planungen für den Anbau in einer Baulücke am Haus D31, dem Hauptgebäude der Kinderklinik, auf den Weg zu bringen. 1,7 Millionen Euro hat man dafür ausgegeben und die Mittel "selbst erwirtschaftet", wie der Ärztliche Klinikdirektor Georg Ertl nicht ohne Stolz bekannt gab. Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt lobte bei der Eröffnung das "Herzblut", mit dem in der Kinderklinik gearbeitet werde. "Hier wird Großartiges geleistet."

Statt 17 Quadratmetern stehen jetzt 140 zur Verfügung - ein Hauptraum zur Erstversorgung, dazu zwei kleinere Räume. "Wir können die Patienten jetzt optimal versorgen", freut sich Wirbelauer. Mit einem Außenaufzug können sie direkt von der Notaufnahme in die Bettenstationen oder in die wenige Meter entfernt liegende diagnostische Abteilung mit Röntgen, Ultraschall oder MRT transportiert werden.
Neue Zufahrt für Rettungswagen
"Das ist eine ideale Anbindung der Notaufnahme an die Infrastruktur der Kinderklinik", so der Direktor der Uni-Kinderklinik Prof. Christian Speer. Auch die Rettungsfahrer werden sich freuen: Statt umständlich über das Klinikgelände können sie nun direkt von der Josef-Schneider-Straße aus die Notaufnahme anfahren.

Rund um die Uhr ist sie für Notfälle im Kindesalter in Betrieb. Bisher brachten Eltern im Ernstfall ihre Kinder je nach Tageszeit in die D31-Notfallambulanz oder in die nahe gelegene Poliklinik. Mit der neuen Notaufnahme gibt es jetzt eine zentrale Anlaufstelle für alle Fälle.
Nicht gemeint sind damit gesundheitliche Probleme, die keine echte Notsituation darstellen. Die genauso gut in einer Kinderarztpraxis behandelt werden könnten oder einen Tag Zeit haben. "Ja", bestätigt Klinikchef Speer, "die Anspruchshaltung von Eltern ist teilweise sehr hoch." Heißt in der Praxis: Immer mehr Eltern gehen in die Notaufnahme der Uniklinik statt zum Kinderarzt.
Mehr Eltern bringen ihre Kinder in Notaufnahme
Verunsicherung, Bequemlichkeit, Hysterie - über die Motive kann nur spekuliert werden. Im Ergebnis aber wird mehr Kapazität an der Kinderklinik benötigt. Ziel sei es, so Speer, künftig die Notaufnahme besser mit den niedergelassenen Kinderärzten zu vernetzen. Sie sind laut Kinderklinik die ersten Adressen bei nicht lebensbedrohlichen Krankheiten.
Außerhalb der üblichen Sprechzeiten von Kinderarztpraxen, am Mittwochnachmittag, am Wochenende und an Feiertagen, gibt es zwischen 8 und 22 Uhr den kinderärztlichen Bereitschaftsdienst: Tel. 0700-35 0700 35

Universitäts-Kinderklinik Die Uni-Kinderklinik auf dem Klinikcampus im Würzburger Stadtteil Grombühl ist ein Krankenhaus der Maximalversorgung für Kinder- und Jugendliche mit 115 Betten. Das Altersspektrum reicht nach Angaben der Uniklinik von Frühgeborenen mit weniger als 500 Gramm Geburtsgewicht bis zum Jugendlichen mit akuten und chronischen Erkrankungen. Mehr als 70 Ärztinnen und Ärzte, 150 Schwestern und Pfleger sowie 60 weitere Mitarbeiter betreuen die Patienten. Pro Jahr werden etwa 7000 Kinder stationär aufgenommen, hinzu kommen 3500 junge Patienten, die tagesklinisch versorgt werden und mehr als 16 000 ambulante Fälle. Geschätzt werden etwa 1000 Patienten pro Jahr mit dem Rettungswagen eingeliefert. Die neue Notaufnahme der Kinderklinik soll im Jahr rund 10 000 Kinder und Jugendliche betreuen. (aj)