Es hat etwas gedauert, bis Rimpar einen passenden Ort gefunden hat: 20 Jahre nachdem man die Partnerschaft mit der bretonischen Gemeinde Languidic an der Atlantikküste geschlossen hatte, war es nun jedoch so weit: Aus der neuen Ortsmitte zwischen Alter Knabenschule und Altem Rathaus wurde in einer Feierstunde der „Platz der Partnerschaft“. Eingeweiht wurde er gemeinsam mit den Gästen aus der Bretagne, die mit Dudelsackbläsern und Trachtenmädchen für die Unterhaltung sorgten. Vergessen war der Vorschlag aus dem Jahr 2000, einen Buswendeplatz nach der Partnergemeinde zu benennen.
Bürgermeister Burkard Losert bezeichnete bei der Enthüllung einer Erinnerungstafel auf dem Platz die Partnerschaft als „Grundstein eines europäischen Bauwerks“. Es gehe heute nicht mehr um die Aussöhnung zwischen den Völkern, sagte er. Vielmehr gehe es nun darum, „eine gemeinsame Zukunft“ in der Europäischen Union aufzubauen und sie gegen neue nationalistische Bewegungen zu verteidigen. „Viva la Rimpar! Viva la Languidic!“ rief er zum Abschluss seiner Rede den gut 200 Zuhörern zu.
Seine Amtskollegin Patricia Kerjouan trug als Schärpe die Trikolore. Sie erinnerte an Helmut Kohl als einem großen Kämpfer für die europäische Einigung und dankte für den herzlichen Empfang.
„Wenn der deutsch-französische Motor läuft, geht es Europa gut“, freute sich Thomas Mann, Europaabgeordneter der konservativen Europäischen Volkspartei (EVP) über die lebendige Partnerschaft. Die SPD-Europaabgeordnete Kerstin Westphal und er diskutierten zuvor gemeinsam mit den Bürgermeistern von Rimpar und Languidic über die Zukunft Europas. Nach dem Austritt Großbritanniens sei es wider Erwarten zu keinem Erstarken der Europakritiker gekommen. Im Gegenteil: Die Menschen fürchteten das „Gegenmodell Trump“.
Ähnlich sieht dies Westphal: „Wir haben nun eine große Chance, um in Europa Politik zu machen, die fortschrittlich, demokratisch und solidarisch ist“, sagte sie, warnte aber auch davor, dass ein Scheitern in fünf Jahren dem Front National in die Hände spielen könnte.
Gemeinsamkeiten
Auch jenseits der großen Politik zeigte sich, dass sich die beiden Bürgermeister – Rimpars Burkard Losert hatte seine französische Amtskollegin bei sich zu Hause untergebracht – einiges gemeinsam haben: Ähnlich wie Patricia Kerjouan kritisierte Losert, dass die vielen freiwilligen Helfer, die sich der Flüchtlinge annehmen, beinahe ausschließlich auf die Unterstützung der Gemeinden angewiesen sind. Obwohl ein europäisches Problem, stehen europäische Gelder bei der Flüchtlingsfrage nicht zur Verfügung. Doch nicht nur hierfür fehlen Languidic die finanziellen Spielräume: Die Atlantik-Gemeinde ist beinahe genauso groß wie Rimpar. Der Gesamthaushalt erreicht mit 6,3 Millionen Euro jedoch nur ein Drittel des Rimparer Haushalts.
Auch erwarten die Menschen in Frankreich, die sich bei der Wahl mit großer Mehrheit zur Europäischen Union bekannt haben, Antworten: In der stark ländlich geprägten Region spielen europäische Fördermittel eine gewichtige Rolle. Die Bauern spürten, so die Bürgermeisterin, etwa den Verfall des Milchpreises deutlich. Gleichzeitig wanderten immer mehr Industriebetriebe in Niedriglohnländer ab.
Auch beim Thema energieschonender Umbau der Gemeinde gab es gemeinsame Themen. Kerjouan nutzte den Besuch, um das Rimparer Fernwärmenetz anzuschauen sowie das Würzburger Müllheizkraftwerk und einen Entsorgungsbetrieb. Bei der Energiewende sei Deutschland deutlich weiter als Frankreich, das weiterhin auf Atomkraft setze, sagte sie.
Kontakte zwischen Vereinen
Die Partnerschaft geht zurück auf Kontakte zwischen den Vereinen: Bereits in den 1960er Jahren pflegten die Tischtennis-Abteilung und die Jugendfußballer des ASV Rimpar einen regen Austausch. So kam es, dass Rimpar, als es darum ging, eine Partnergemeinde zu finden, seine Fühler in die Bretagne ausstreckte und nicht wie die meisten Orte in Unterfranken in die Normandie. Ein offizieller Partnerschaftsvertrag wurde dann 1997 geschlossen. Gegenseitige Besuche der Vereine und der Bürger und vor allem auch die regelmäßigen Auftritte der bretonischen Volkstanzgruppe beim Schlossfest festigten die Partnerschaft.
Allerdings drohte zwischenzeitlich vor allem bei der Jugend der Elan zu versiegen: Waren anfangs die Schulen jedes Jahr mit einem Austausch beteiligt, änderte sich dies nach einem Leitungswechsel in Frankreich. In Rimpar wiederum besteht keine Möglichkeit Französisch zu lernen. Immerhin experimentiert die Grundschule mit spielerischen Sprachformen. In der bayerischen Mittelschule ist jedoch keine zweite Fremdsprache vorgesehen: Man sei aber dabei eine Lösung für die Maximilian-Kolbe-Schule zu finden, versprach Losert.