Unbekannte Flugobjekte gab der Berufsverband Bildender Künstler als Thema für die gemeinsame Herbstausstellung aus. Er stieß damit die Phantasie seiner Mitglieder mächtig an. Zu sehen ist das von diesem Wochenende an in der verbandseigenen Galerie im Nordflügel des Kulturspeichers.
25 Künstlerinnen und Künstler sind mit – teils mehreren – Arbeiten vertreten, dazu kommen weitere im Kellerflur, wo die jährliche Präsentation "Zeichnen zur Zeit" bereits in die fünfte Runde geht, dies ohne inhaltliche Vorgabe.
Staunen und Erwarten machen diagonal gegenüber der Eingangstür den Anfang. Der Künstler Maneis malte 15 Gesichter, in denen sich das Neue spiegelt. Ähnliches widerfährt dem Betrachter, der glaubt, mit Maneis Stil vertraut zu sein, denn dessen Werk "2020/21/…" zeigt eine bisher ganz unbekannte Nutzung seines Pinselstrichs.
Ausgesprochen vielfältig sind die Arbeiten, die UFOs dann leibhaftig erscheinen lassen. Bei aller Freude am Imaginieren fallen sie niemals vorwitzig, sozusagen gagig, sondern sämtlich eigenartig stimmungsvoll aus. Besonders realistisch wirken die Fotos von Anita Tschirwitz und Matthias Braun mit ihren ganz unterschiedlichen Strategien der Unschärfe. Und dann gibt es noch, um den Themenkreis zu schließen, Einblicke in das Innere der menschlichen oder außerirdischen Psyche bei der Begegnung mit dem Fremden, wie man es etwa Nabiha & Thoms Fotodesign-Arbeit "Chakra # 3" und Mechthild Harts Gemälde "Die Zeit im Flug" zusprechen kann.
Schon wegen letzterer lohnt sich der Gang in den Keller, wo Hart mit einer Zeichnung vertreten ist. Beide Bilder sind gelungene Fortführungen der tonangebenden Nachkriegsrichtung Informel, die derzeit auch in Schweinfurt breit in Erinnerung gerufen wird. Insgesamt zieht "Zeichnen zur Zeit" auf sehr kleinem Raum einen weiten Querschnitt durch die Möglichkeiten der Freihandzeichnung. Sogar eine linienstarke Fotografik und zwei übermalte Lithografien sind zu sehen.
Neben all dieser Vielfalt herrscht eine typische Technik der Gegenwartskunst vor: die Bricolage, volkstümlich Bastelarbeit genannt. Sie ist unauffällig repräsentativ in der Galerie im Hochparterre, also im "Unbekannte Flugobjekte"-Teil der Doppelausstellung. Die meisten dieser Kleinskulpturen kommen heiter verspielt und akribisch montiert daher, auch mal sarkastisch wie die Kombination von Pflasterstein und Porzellanvase aus der Hand des Fotografen Dietmar Modes: noch einmal, wie beim eingangs erwähnten Maneis, zur Verblüffung des galerie-erfahrenen Publikums.
Die Ausstellung ist zu sehen bis 19. Dezember, Freitag und Samstag 15 bis 18 Uhr, Sonntag 11 bis 18 Uhr.