Es ist ein Langzeitprojekt, dessen Vorbereitung Jahre gedauert hat. Und bis es Wirkung zeigt, dürfte ebenfalls noch viel Wasser den Main hinunterfließen: Mit der Einteilung Frankens in zwölf Bereiche hat der Fränkische Weinbauverband Einheiten geschaffen, die die früheren Großlagen ablösen sollen. Die zwölf Bereiche sollen zur Vermarktung genutzt werden und zu Synergien mit den Touristikern führen.
Das Idealbeispiel ist die Volkacher Mainschleife, die bundesweit und darüber hinaus bekannt ist. „Dieser Bereich hat sich quasi von selbst ergeben, weil ihn Touristiker und Winzer ja schon lange nutzen“, sagt Weinbaureferent Stephan Schmidt. Auch Mittelfränkische Bocksbeutelstraße, Abt-Degen-Weintal oder Frankens Saalestück seien eingeführte Begriffe. „Es lag nahe, sie zu übernehmen.“
Schützen und Zuckerrüben
Im Idealfall sollen die Touristiker zusätzlich Werbung für die Winzer machen und für deren Weine. Und umgekehrt die Winzer ihre Kunden einladen, die Region zu erkunden. Ein wesentlicher Aspekt ist zudem, dass die Bereichsnamen auch auf den Wein-Etiketten verwendet werden können. In der Hierarchie der Bezeichnungen ist der Bereich die am weistesten gefasste Einheit.
Darüber stehen in der Herkunftspyramide zunächst die Ortsweine, darüber die Einzellagen und an der Spitze das „Erste Gewächs“. Für die Kunden soll so die Zuordnung am Weinregal leichter werden, hofft Schmidt. Zudem könnten Interessierte gezielt nach Weinen etwa aus Churfranken oder dem Weinparadies suchen.
Das Weinparadies nennt Stephan Schmidt ein gutes Beispiel, wie Bereichsnamen sich entwickeln und funktionieren können: 1999 gegründet, ist die Region um den Bullenheimer Berg (Lkr. Kitzingen) inzwischen auch dank Weinparadiesscheune (2002) und Weinparadieswein (2004) regional und überregional bekannt. „Wenn alle – die Orte, die Gastronomen, die Winzer – dahinter stehen, den Begriff pushen und ständig verwenden, ist in zehn, 15 Jahren viel machbar.“
Indes: Es gibt Bereiche, wo es schwerfällt, an eine erfolgreiche Umsetzung zu glauben. Die Alzenauer Weinregion etwa wollte keinesfalls an den Untermain, nach „Churfranken“, angedockt werden. Doch die Frage ist, ob ein Gebiet mit 90 Hektar Rebfläche das Potenzial mitbringt, per eigenständigem Auftritt tatsächlich Bekanntheit zu erlangen. Nicht sonderlich zugkräftig scheint der Name MainSüden, auch wenn die Weinorte zwischen Randersacker und Sulzfeld zur gleichnamigen kommunalen Allianz (ILEK) gehören.
Der schwierigste der zwölf Bereiche dürfte jedoch „Mittelmain“ sein, dem die Orte und Weinlagen von Veitshöchheim bis Arnstein sowie von Leinach bis Rimpar zugeordnet wurden. Es gibt „Mittelmain“ zwar bei Schifferverein, Schützengau, Fernwasserversorgung und Zuckerrüben, gebräuchlich wie im Rheinland der „Mittelrhein“ ist er indes nicht.
„Wir sind uns der Problematik bewusst“, verweist Stephan Schmidt darauf, dass die zwölf Namen bei mehreren Treffen mit Weinbauvereinen und Winzern präsentiert und besprochen wurden. „Letztlich wurden sie bei einer Mitgliederversammlung beschlossen.“ Und Schmidt betont, man sei beim Weinbauverband offen ist für andere Bezeichnungen. „Aber dann muss jemand einen konkreten Vorschlag machen, der im entsprechenden Bereich akzeptiert wird.“
Reinhold Full vom Weinbauverein Retzstadt (Lkr. Main-Spessart) sagt, dass er und viele seiner Kollegen mit dem Namen Mittelmain nichts anfangen können. Die frühere Bezeichnung Maindreieck habe man zwar besser verorten können, „schön war sie aber auch nicht.“ Charakteristisch findet der Winzer die Muschelkalk-Böden, die seien auch bei den Kollegen ein Begriff. „In die Richtung müsste man denken.“
Derzeit sei es so, dass niemand mit der Bezeichnung Mittelmain arbeitet. „Es ist ja freiwillig, wir lassen die Finger davon, fertig“, so Full. Auch Schmidt sieht das Thema relativ entspannt. „Es ist eine Möglichkeit, mehr nicht. Der Verband will niemand etwas aufzwingen.“