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WÜRZBURG: Neuer Stadtheimatpfleger Hans Steidle zu aktuellen Bauten und Streitkultur

WÜRZBURG

Neuer Stadtheimatpfleger Hans Steidle zu aktuellen Bauten und Streitkultur

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    „Von da aus sieht man es wenigstens nicht“, hatte Hans Steidle trocken den Vorschlag begrüßt, sich auf einen Kaffee in der Bar im Forum-Gebäude am unteren Marktplatz zu treffen.   Jetzt sitzen wir auf einer Holzbank im Schatten des Forums und schauen auf den Marktplatz. „Der Blick auf die renovierte Marienkapelle mit dem freien Platz ist wunderschön“, schwärmt der neue Stadtheimatpfleger mit dem Forum im Rücken. „Dessen Maßstab, Volumina, Material und Gliederung fügt sich nicht in das historische Ensemble des Platzes ein“, erklärt er.   „Ob einem die Fassade gefällt ist dagegen eine subjektive Geschmacksfrage.“

    Mit objektiven Kriterien will der 58-jährige Lehrer die Auseinandersetzung um die Stadtgestaltung versachlichen. Seine Position ist klar: Der Erhalt des historischen, kulturgeschichtlichen Charakters der Innenstadt steht an erster Stelle. „Denn Würzburgs größter Pluspunkt ist seine steingewordene Geschichte.“

    Geschichte hat den gebürtigen Würzburger schon als Kind interessiert. Sein Vater vermittelte ihm bei Spaziergängen durch das Nachkriegs-Würzburg die ersten kunstgeschichtliche Hintergründe. Sein Lieblingsplatz...   ...in Würzburg ist das Treppenhaus der Residenz. „Wenn ich dort stehe, genieße ich die Kongenialität von Balthasar Neuman und Giovanni Battista Tiepolo, die das größte Kunstwerk der Stadt geschaffen hat.“

    Die Leidenschaft wurde zum Beruf: Steidle studierte Geschichte, Deutsch, Sozialkunde und ein paar Semester Philosophie an der Uni Würzburg und promovierte über die frühmittelalterliche Gesellschaftsgeschichte in Franken. Seit 1979 unterrichtet er Geschichte, Sozialkunde und Deutsch am Mozart-Gymnasium. Doch sein Interesse an Kunst und Kulturgeschichte ist damit nicht gestillt. Neben Beruf und Familie – Steidle ist verheiratet und hat drei Kinder – forscht er in Archiven, hält Vorträge und schreibt Bücher.   Seine Themen sind generell Stadt- und Kunstgeschichte, unter anderem der Würzburger Schriftsteller Leonard Frank.

    „Würzburgs Plus ist die steingewordene Geschichte“

    Hans Steidle Stadtheimatpfleger

    Und jetzt die Stadtheimatpflege. „Ich wurde gefragt, ob ich es machen will, habe überlegt und es mit meiner Frau besprochen und dann ja gesagt“, schildert Steidle, wie er zu seinem Ehrenamt gekommen ist. Offiziell bestellt hat ihn der Stadtrat im April.

    Der 58-Jährige will mit seinem Ehrenamt die Streitkultur über das Stadtbild verbessern: Durch offenere und sachlichere Diskussionen, die stattfinden, bevor Entscheidungen gefällt werden. Direkt bestimmen wird er nicht, denn als Mitglied in Kulturbeirat und Stadtbild-Kommission berät er nur den Stadtrat. Abstimmen darf er nicht.

    Zwischen die Fronten wird er dennoch geraten. Doch davor hat er keine Angst: „Das gehört zur Demokratie.“ Seine Meinung sagt er deutlich. Zum Beispiel zum Vorhaben des Bruno-Werks in der Spiegelstraße: „Der barocke Pavillon ist ein Schmuckkästchen und sollte nicht wie ein Klohäuschen neben dem Neubau stehen.“ Oder zum geplanten Hochhaus in der Augustinerstraße: „Der gläserne Aufbau ordnet sich in der Dachlandschaft nicht belebend unter, sondern zerstört die Stadtkrone.“

    Als „Mr.-Alt-Würzburg“ will Steidle dabei nicht wahrgenommen werden: „Es geht nicht darum, neue Lösungen prinzipiell zu verhindern. Bislang mangelt es nur häufig am Willen, nach der besten Lösung zu suchen.“ Gelungene Beispiele moderner Architektur sind für ihn der Kiliansplatz hinter dem Dom, der romanische Architektur und provokante Moderne zusammenführe, das „Shalom Europa“ oder das „Weinwerk“ von Ludwig Knoll am Stein.

    „Ich will aber auch zuhören“, betont Steidle. Den Stadträten, den verschiedenen Gruppierungen und Vereinen und vor allem den Bürgern. Deshalb hat er eine regelmäßige Sprechstunde im Rathaus. „Denn Stadtgestaltung ist ein wichtiges bürgerliches Anliegen. In letzter Zeit hatten aber viele Bürger das Gefühl, dass ihre Stadt ihnen fremd wird.“

    Zur Person

    Hans Steidle Der Stadtheimatpfleger ist 1951 in Würzburg geboren. Themen seiner Vorträge, Führungen und Publikationen sind unter anderem jüdische Geschichte, Leonhard Frank und Tiepolo. Steidle ist Vorsitzender der Volkshochschule. Sprechstunden: jeder zweite Donnerstag im Monat von 14 bis 15.30 Uhr im Rathaus (Zimmer 147). E-Mail: stadtheimatpfleger@stadt.wuerzburg.de

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