Er hat eine neue Satzung bekommen und soll als beratendes Gremium künftig wieder mehr in die Entscheidungsprozesse des Stadtrats eingebunden werden: Der Radverkehrsbeirat hat sich in seiner ersten Sitzung der neuen Wahlperiode mit mehreren Vorschlägen des Baureferats beschäftigt, die nicht nur für uneingeschränkte Begeisterung sorgten.
Der neue Radverkehrsbeirat setzt sich aus Vertretern der Stadt, Interessenvertretungen wie ADFC, Verkehrsclub Deutschland oder Bündnis Verkehrswende und Mitgliedern des Stadtrats zusammen. Dazu kommen aktive Radfahrende aus jedem Stadtteil. Den Vorsitz hat Klima-Bürgermeister Martin Heilig (Grüne) übernommen: "Radfahren polarisiert und ist eines der wichtigsten Themen in der Stadt", sagte Heilig.
Baureferent Schneider kündigte Ideenwettbewerb an
Laut Satzung soll der Radverkehrsbeirat "den Stadtrat in allen den Radverkehr betreffenden wichtigen Angelegenheiten und Fragen" beraten und Empfehlungen abgeben. Zu den Tagesordnungspunkten der mehr als dreistündigen konstituierenden Sitzung gehörte unter anderem das Konzept einer aufgeständerten Fahrradbrücke an der Westseite der Löwenbrücke, das im Stadtrat bereits diskutiert wurde. Weil vor der Realisierung noch verträgliche Lösungen für mehrere Problemstellen gefunden werden müssen, kündigte Baureferent Benjamin Schneider einen Ideenwettbewerb an.
Mit anderen Planungen ist das Tiefbauamt schon deutlich weiter. An der Kreuzung Rennweg/Friedrich Ebert-Ring/Martin-Luther-Straße sollen Radfahrer künftig eine Schleuse mit eigener Ampel bekommen. Dadurch werden sie kurz vor der Kreuzung vom Radstreifen stadtauswärts auf die Straße und dort auf eine große Aufstellfläche vor den wartenden Autos geleitet.
Vorschlag zur Veitshöchheimer Straße missfiel
Grün bekommen Radfahrende an der Schleuse immer dann, wenn Autos und Latwagen eine Rotphase haben. Eine andere Regelung, zum Beispiel mit einem Vorfahrt-Achten-Schild, sei in Bayern nicht zulässig, erläuterte Frank Oppmann vom städtischen Fachbereich Tiefbau. Der Beirat sprach sich mit 16:5 Stimmen für die Planung aus, die demnächst den Stadtratsgemien zur Entscheidung vorgelegt werden soll.
Gar nicht zufrieden war die Mehrheit der Radverkehrsexperten dagegen mit einem Vorschlag des Tiefbauamts für die Veitshöchheimer Straße. Dort können sich die Planer einen drei Meter breiten Zwei-Richtungs-Radweg auf der Seite des Kulturspeichers zwischen Schlachthofkreuzung und Brücke der Deutschen Einheit vorstellen. Dafür müsste eine Pkw-Fahrspur geopfert werden, und von den verbleibenden drei Fahrstreifen würde der mittlere zur "Multifunktionsspur", unter anderem für Linksabbieger in beide Richtungen und mit mehreren Querungsinseln für Fußgänger.
Grünen-Stadrat fordert Radwege auf beiden Seiten
Dass diese Planung nicht den Vorgaben des Grundsatzbeschlusses des Stadtrats in Sachen Radverkehr entspricht, ist Annette Messerer bewusst: "Wir kennen die Wünsche, dürfen als Verkehrsplaner aber die anderen Verkehrsteilnehmer nicht zu stark benachteiligen", sagte die Leiterin des Tiefbauamtes. Scharf kritisiert wurde ihre Planung unter anderem von Grünen-Stadtrat Niklas Dehne. Er forderte – entsprechend dem Grundsatzbeschluss – 2,30 Meter breite Radwege auf beiden Seiten der Veitshöchheimer Straße, wodurch sich die Zahl der Pkw-Fahrstreifen auf zwei reduzieren würde.