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WÜRZBURG: Neues Chorgestühl für Kloster Himmelspforten

WÜRZBURG

Neues Chorgestühl für Kloster Himmelspforten

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    Voll des Lobes waren die Priorin von Kloster Himmelspforten, Schwester Mirjam (links), und ihre Mitschwester Immaculata, als Schreiner Jürgen Wust das neue Chorgestühl ablieferte. Sie überprüften gleich mal, ob nichts klemmt.
    Voll des Lobes waren die Priorin von Kloster Himmelspforten, Schwester Mirjam (links), und ihre Mitschwester Immaculata, als Schreiner Jürgen Wust das neue Chorgestühl ablieferte. Sie überprüften gleich mal, ob nichts klemmt. Foto: FOTO Franz Barthel

    Für Jürgen Wust (48) war es der bisher größte Auftrag, seit er sich anno 2007 als Schreiner selbstständig gemacht hat: Ein neues Chorgestühl fürs Kloster der Karmelitinnen in Würzburg. Die Schwestern dort ließen „Gottvertrauen“ erkennen und bestellten, obwohl derzeit nur noch elf hinter den hohen Klostermauern von Himmelspforten leben, 20 Stühle, weil man ja nicht ausschließen kann, dass sich ihre Zahl wieder einmal der für einen Karmel von der Ordensgründerin, der Heiligen Teresa von Avila vorgegebenen Höchstgrenze von 21 nähert.

    Auf dem Anhänger von Neustadt/Aisch nach Würzburg

    Im Jahr 2011 waren es noch 18 Schwestern. Die älteste Karmelitin in Himmelspforten ist derzeit 86 Jahre alt, die jüngste 26, eine ehemalige Bankerin, die erst vor kurzem nach einjährigem Postulat als Novizin aufgenommen wurde.

    260 Stunden Arbeitszeit erforderte der Auftrag, nur eine Woche hatte Schreiner Wust einen Praktikanten zur Unterstützung. Dann ist er mit einer Tonne „Chorgestühl zerlegt“ auf dem Hänger, vom Neustadter Stadtteil Herrnneuses nach Würzburg gefahren. Nach sechs Stunden mit vier Helfern stand das Werk auf der Empore, im oberen Chor, auch Sommer-Chor genannt, da man dort im Winter nicht heizen kann. Material: Eichenholz aus dem Steigerwald, das – darauf legte der Vollholz-Schreiner Wert – in einem Sägewerk in Markt Bibart zwei Jahre lang Zeit zum Trocknen hatte, an der Luft. Holz sei ein natürlicher Werkstoff mit acht bis zehn Prozent Feuchtigkeit, erklärt Wust, je langsamer das Holz trocknet, desto besser, aber normalerweise würden Bretter heutzutage durch Trockenstraßen geschickt und sind nach wenigen Tagen heruntergetrocknet.

    Der „Untzerbau“ fürs Beten und Singen der Schwestern

    Man könne auch davon ausgehen, dass das Holz für die Stühle im Chor des Karmelklosters im Winter geschlagen wurde, während der „Saftruhe“. Aber, sagt der Schreiner, „Mondphasenholz“ sei es nicht, allerdings will er das Thema nicht vertiefen, weil Leute, die den Zusammenhang nicht so kennen „wie noch unsere Vorfahren“, bei Mondphasenholz dann gleich esoterische Spinnereien vermuten. Einklang mit der Natur bei seiner Arbeit, davon lasse er sich nicht abbringen, Spanplatten verarbeiten, kommt für ihn nicht in Frage. Er möchte keine Möbel mehr bauen, die später mal als Sondermüll entsorgt werden. CNC, rechnergesteuerte Maschinen, gebe es in seinem Betrieb nicht, denn dann müsste er mehr Aufträge hereinholen, sein Ein-Mann-Betrieb müsste wachsen und dann müsste er Prinzipien aufgeben und könnte nicht mehr mit dem Respekt vor der Natur arbeiten, den er sich vorgenommen hat

    Schon beim Ausmessen auf der Empore sei ihm das Besondere an dem Auftrag bewusst geworden: Ein schönes Chorgestühl herzustellen für die Kirche in einem jahrhundertealten Kloster und mit den Stühlen quasi den Unterbau fürs Beten und Singen der Schwestern bereit zu stellen. Da könne man doch nicht irgendein Holz verarbeiten. Fast hat man ein bisschen Mitleid mit Schreiner Wust, dass er seinen bisher größten Auftrag, der ihm so am Herzen lag, nur im Bild präsentieren kann, denn das Chorgestühl steht auf der Empore und die gehört zum nach wie vor strengen Klausurbereich der Karmelitinnen.

    Nur die Sitzkissen fehlen noch, meint man. Gibt es nicht, sagt Schwester Mirjam, die Priorin, wir wollen doch kein „Sofa zum Beten“ und dann schränkt sie ein: Es könne natürlich sein, dass mal eine ältere Schwester ein Kissen braucht. Viermal am Tag kommen die Karmelitinnen im Chor zusammen, für gut viereinhalb Stunden. Und warum musste das alte Chorgestühl überhaupt raus? Das waren, so Schwester Immaculata, bereits einmal ausgemusterte Bänke aus einer evangelischen Kirche in Wuppertal mit einer nach hinten geneigten Sitzfläche. Beim längeren Sitzen bekamen immer mehr Schwestern heftige Rückenprobleme. Außerdem habe es bei diesen Bänken keine Ablage für die Bücher gegeben.

    „Im Leben eines Karmel gibt es immer wieder Höhen und Tiefen.“

    Schwester Mirjam Priorin des Karmelitenklosters

    Und, auch ganz wichtig, so die Priorin: das alte Chorgestühl habe wirklich nicht in diesen sonst so schönen Kirchenraum gepasst. Die würdige Ausgestaltung der Kirche, für die Schwestern gleichsam „Wohnzimmer Gottes“, sei ihnen ein Herzensanliegen gewesen. Dafür stelle man im Haus lieber andere, auch wichtige Investitionen zurück. Aber, für einen Karmel mit minimalen Einkünften, der überwiegend von Spenden lebt, sei das natürlich schon ein Kraftakt gewesen.

    Wie der Schreiner Wust Holz sieht und mit Holz umgeht, dass er fürs Chorgestühl nicht 08/15-Bretter verwendet, sondern ganz bestimmtes Holz ausgesucht hat, das langsam trocknen durfte, kommt den Vorstellungen der Schwestern entgegen. Sie möchten, dass sich auch kommende Generationen noch an dem Chorgestühl erfreuen können und dass es sich nicht verzieht. Außerdem habe die Einstellung von Schreiner Wust zu tun mit der von Papst Franziskus immer wieder angemahnten Bewahrung der Schöpfung.

    Optimistische Schwestern

    Woher haben die Schwestern eigentlich den Optimismus genommen, ein Chorgestühl in der Größenordnung in Auftrag zu geben? Sie kennen doch das Durchschnittsalter im Würzburger Karmel und die sinkende Zahl der Mitschwestern. Im Leben eines Karmel gebe es immer wieder Höhen und Tiefen, sagt die Priorin. Man könnte sich nun viele Gedanken machen und den Kopf zermartern, aber ändern könne man dadurch nichts. „Also tun wir das, was unsere Aufgabe ist: Gott loben und preisen, Ihm danken, Ihn bitten für all die Anliegen, die zu uns getragen werden, für Kirche und Welt, für den Frieden“, die Liste lasse sich ins Unendliche fortschreiben.

    Zum Schluss unseres Gesprächs, natürlich außerhalb der Klausur, stellt sich dann heraus, dass die Herausforderung für den Schreiner Wust auch noch einen familiären Hintergrund hatte: Eine verstorbene Tante seiner Ehefrau Annette war Schwester im Würzburger Karmel, auch lange Priorin. Von daher gab es einen Bezug zu Himmelspforten und er räumt ein: Beten als Lebensinhalt, bis er das richtig einschätzen konnte, das habe schon einige Zeit gedauert.

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