Pfarrer Michael Fragner ist froh und glücklich. Sein neues Domizil und auch das der Gemeinde ist modern, geräumig, hell und freundlich, für ihn „das beste, bayerische Pfarr- und Gemeindehaus“. Jüngst wurde das neue Gebäude offiziell seiner Bestimmung übergeben.
Vor fünf Jahren begann der Abschnitt einer langen Geschichte evangelischer Gemeinden in dieser Region, sagte Dekanin Edda Weise in ihrer Festpredigt. Seit der Reformation gehört Geroldshausen zu einer evangelischen Kirchengemeinde, deren Grenzen sich aber vor fünf Jahren etwas verschoben haben.
Die evangelischen Christen der „Muttergemeinde“ Uengershausen gingen zu Reichenberg und Geroldshausen bildet seit dieser Zeit gemeinsam mit Moos, Kleinrinderfeld, Kirchheim, Gaubüttelbrunn, Röttingen, Tauberrettersheim und Bieberehren eine eigene Kirchengemeinde mit Pfarrsitz in Geroldshausen. Und weil ein Pfarrsitz auch ein Pfarr- und Gemeindehaus braucht, bewilligte die evangelische Landeskirche in München sehr schnell diesen „schönen Neubau“.
Dafür mussten viele Umbrüche in der Gemeinde bewältigt werden, sagte die Dekanin. Das sei nicht immer reibungslos verlaufen, so dass nun auch eine Zeit der Unruhe zum Abschluss komme. Weil eine bewegte Zeit hinter allen Beteiligten liegt, hatten der Pfarrer und die Dekanin einen Predigttext aus dem Buch der Richter ausgewählt, in dem die Leute des Stammes Dan ein Erbteil suchen.
Dabei sei es im frühen Israel recht wild zugegangen – wilder als im heutigen Geroldshausen, auch wenn die Pfarrfamilie in den letzten Jahren in einem überschaubaren Umfang „auf Wanderschaft“ gewesen sei: 2001 kamen Pfarrer Fragner, seine Frau Gerti und Tochter Brit nach Uengershausen, 2007 zogen sie nach Moos und im Februar 2012 ins neue Haus nach Geroldshausen. „Die wilden Zeiten der Unruhe und der Neuordnung sind nun vorbei“, meinte Weise. Jetzt könnten ruhige und ertragreiche Tage kommen.
In Zeiten sterbender Ortskerne habe die evangelische Kirche ein starkes Zeichen gesetzt, lobte Rainer Kriebel vom Architekturbüro Grellmann, Kriebel und Teichmann aus Würzburg. Foyer, Gemeinderäume und Pfarramt des modernen und mit viel Glas versehenen Hauses liegen nach Süden zur Brunnengasse. Die Steinmauer aus dem 19. Jahrhundert wurde erhalten. Es sei ein schlichtes, zeitgenössisches Haus mit langen Pultdächern, natürlichen Materialien und viel sichtbarem Holz, das „bei knappstem Budget, kürzester Bauzeit und schwierigem Grundstück“ entstanden sei, so Kriebel.
Im Wind der Veränderung und des Umbruchs habe die evangelische Kirchengemeinde Geroldshausen sich den bewegten Zeiten gestellt und neue Mauern zum Wohl der Menschen gebaut, sagte stellvertretender Landrat Stefan Wolfshörndl. Dabei sei manchmal die innere Umgestaltung bei den Menschen schwieriger als die äußere.
Etwas skeptisch sei er zunächst wegen der modernen Architektur gewesen, erklärte Bürgermeister Josef Schäfer. Doch nun seien seine Zweifel nahezu verflogen und er wünschte, dass dieser Ort eine Stätte segensreicher Begegnungen werde.
Für alle Vereine der Gemeinde Geroldshausen überbrachte Dieter Krämer, Vorstand der freiwilligen Feuerwehr, den Wunsch, dass „dieses Haus zu dem wird, was es geografisch bereits ist, nämlich das Zentrum unseres Lebens in Geroldshausen.“
Weil Dieter Krämer und seine Frau Doris dem Pfarramtsbüro Geroldshausen von Januar 2011 bis Februar 2012 unentgeltlich Obdach gewährten, verlieh der Kirchenvorstand den beiden das „lebenslange Recht zur mietfreien Nutzung des Gemeindehauses Geroldshausen für private Feierlichkeiten“. Auch Vertrauensfrau Gudrun Bürger und allen Freiwilligen, die vor allem an den Außenanlagen mitgewirkt haben, dankte Pfarrer Fragner für ihr Engagement.
Pfarr- und Gemeindezentrum
Baukosten: 865 000 Euro Zuschüsse: 690 000 Euro kamen von der evangelischen Landeskirche München, 20 000 Euro von der Gemeinde Geroldshausen, 10 000 Euro von der Gemeinde Kirchheim, 10 000 Euro von der Gemeinde Kleinrinderfeld. Grundstück: der alte Wandura-Hof mitten im Ort, der nicht mehr zu sanieren war, nur die alte Mauer wurde erhalten Baubeginn: Frühjahr 2011 Räumlichkeiten: zwei kleine Gruppenräume mit 30 Quadratmetern, ein großer Saal mit rund 70 Quadratmeter, Küche, Toiletten, Pfarramtsbüro, Wohnhaus für die Pfarrfamilie