Wer das „alte“ Neumünster kannte, und jetzt den renovierten Kirchenraum betritt, erlebt schon beim ersten Blick ein völlig verändertes Raumgefühl. Wirkte die Kirche vorher beim Betreten eher gedrungen und düster, kommt der Besucher jetzt in einen großzügigen, hellen und strahlenden Kirchenraum, der ihn freundlich willkommen heißt. Wie von selbst wird der Kirchenbesucher auf den Altarraum gezogen, in dem eine große von der Decke hängenden Ewiglichtampel einen ersten Blickfang bildet. Und das ist auch so gewollt.
Denn wie Bischof Hofmann bei einer Kirchenbesichtigung für Medienvertreter erläuterte, ist die Memorialkirche der drei Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan, die hier den Märtyrertod starben, eine „Wegkirche“. Vom Haupteingang am Kürschnerhof bis zum Altarbild verfolgt sie ein klares theologisches Programm, das im Altarraum seinen Höhepunkt findet.
Dies entspricht auch der barocken Konzeption. Ursprünglich behandelten im Mittelschiff acht Gemälde von Johann Baptist Zimmermann mit Passionsszenen, die aber fast alle 1945 zerstört wurden. Jetzt hat der Bau- und Kunstreferent der Diözese, Domkapitular Jürgen Lenssen, acht zeitgenössische Gemälde des Künstlers Thomas Lange mit Schlüsselszenen aus dem Johannes-Evangelium anfertigen und anbringen lassen.
Immer wieder ist es in der „neuen“ Neumünsterkirche das Miteinander von Alt und Neu, das den Betrachter in den Bann zieht. So wird in einer der Seitenkapellen neben dem Eingang eine Christusfigur von Johann Peter Wagner (1730 bis 1809) einer riesigen Kreuzigungsszene von Michael Morgner (geboren 1942) gegenüber gestellt. Vor der Kreuzkrypta hängt über einem steinernen Grabchristus von 1700 das Gemälde „Gekreuzigter“ von Jacques Gassmann (geboren 1963).
Es gibt noch viel mehr dieser Gegenüberstellungen, die letztlich aber keine Konfrontation, sondern ein Miteinander darstellen. Und eines ist die künstlerische Ausstattung der Kirche schon gleich gar nicht, wie Bischof Hofmann und Lenssen energisch betonen: Die Neumünsterkirche ist kein Museum geworden, sondern sie ist und bleibt ein Raum für das Gebet und die Liturgie.
Kirchenraum und Krypta getrennt
So sind der Kirchenraum und die Kreuzkrypta mit Metall-Glas-Konstruktionen getrennt, so dass Kirchenbesucher in die Räume blicken können, ohne dabei die Gläubigen zu stören. Um keinen Museumscharakter aufkommen zu lassen, sind die Kunstwerke auch nicht beschriftet. Interessierte können aber alle wichtigen Informationen einem Flyer entnehmen, der in der Kirche aufliegt.
Es gab während der zweijährigen Bauzeit natürlich auch einige Überraschungen. So entdeckte man völlig zufällig im Depot zwei in ihre Einzelteile zerlegten Domaltäre aus dem Jahr 1793. Sie zeigen Bilder des Martyriums der Frankenapostel sowie Johannes des Täufers, die 1659 von Oswald Onghers gemalt wurden. Beide Altäre wurden wieder zusammengebaut und haben jetzt im Neumünster einen neuen Platz gefunden. Auch in der Kiliansgruft wurden einige Veränderungen vorgenommen. Sie ist jetzt heller als früher und wirkt dadurch deutlich größer.
Bischof Hofmann zeigte sich sichtlich angetan von der neu gestalteten Neumünsterkirche. Er hoffe nun, dass die Gläubigen auf diese Kirche stolz sein werden, mit der Jürgen Lenssen „sein Lebenswerk geschaffen“ habe. Der so Gelobte sprach dem Bischof und der Kirchenverwaltung seinen Dank für das ihm entgegen gebrachte Vertrauen aus. Lenssen und Hofmann räumten ein, dass die Renovierungskosten von drei auf vier Millionen Euro gestiegen sind. Dies sei aber bei einem alten Bauwerk wie dem Neumünster nichts Besonderes.
- Die Altarweihe wird am Mittwoch (24.06.2009) ab 18 Uhr live im Internet übertragen