Voller Vorfreude sind Tausende Fußballfans vor dem Zweitliga-Spiel des 1. FC Nürnberg bei den Würzburger Kickers an diesem Sonntag. Gespannt blickt auch Walter Ehmann der Begegnung entgegen: Geht es nach dem Würzburger Polizeichef, wird die Partie nur auf dem Platz entschieden – und nicht mit Randale auf der Straße.
1600 Karten sind an die Gäste verkauft, rund 2000 Nürnberger Fans werden erwartet. Die meisten kommen in friedlicher Absicht, um ein spannendes Spiel zu sehen. Aber „man muss davon ausgehen, dass auch ein gewisser Prozentsatz an gewaltbereiten Personen darunter ist“, heißt es vor dem Großereignis unter Sicherheitsexperten. Ein Ampelcode bewertet die Begegnungen aufgrund der Gefahrenlage, dieses Spiel ist tiefrot bewertet.
400 bis 500 Gästefans gelten als gewaltbereit, sagt ein szenekundiger Beamter. 15 bis 20 davon sind aufgrund früheren Verhaltens mit Stadionverboten belegt. Walter Ehmann sagt: „Wir werden gezielt dazu aufrufen, besonnen zu bleiben, den Sport in den Vordergrund zu stellen und sich nicht provozieren zu lassen“.
Dazu gibt die Polizei wieder per Internet-Kurzdienst Twitter Informationen wie Marschrouten an die Fans weiter.
Club-Fans haben die Furcht vor Randale im Vorfeld kräftig geschürt. Franken sei ihr Revier, betonten sie, die Begegnung beim Aufsteiger in Würzburg sei ein „Heimspiel“, hieß es aggressiv im Nürnberger Internet-Fan-Magazin „Ya Basta“, das als Sprachrohr der Nürnberger Ultras gilt: Man will sich am Spieltag, 23. April, gegen 10 Uhr am Würzburger Marktplatz versammeln und dann gemeinsam zum Stadion am Dallenberg marschieren.
Mit dem Schiff nach Würzburg?
Vergleichbare Auftritte der Nürnberger Fans bei Spielen gegen den Lokalrivalen Fürth waren ein Albtraum für Sicherheitsexperten: Zeitweise glich die Fürther Innenstadt einem Hochsicherheitstrakt. Ein massives Polizeiaufgebot schützte unbeteiligte Passanten und Geschäfte vor den massiv auftretenden Fangruppen beim Marsch zum Stadion.
Seit Wochen laufen die Vorbereitungen der Polizei, die sich mit Nürnberger Kollegen abstimmt, Fanbeauftragte kontaktiert und um gemäßigten Auftritt der Fans beider Vereine wirbt. Kein Spiel in dieser Saison hat dem Leitenden Polizeidirektor Ehmann und seinen Mitarbeitern mehr Kopfzerbrechen bereitet. Denn: In Würzburg hat der Club viele Unterstützer. Und die Nürnberger Ultras haben im Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei viel Erfahrung.
Ein Teil von ihnen plant mit der „Alten Liebe“ per Schiff auf dem Main von Eibelstadt nach Würzburg zu fahren, um sich dann mit anderen Fans am Marktplatz zu treffen. Unbekannte haben bereits an einem Brückenpfeiler in Richtung Würzburg ihr Revier markiert: Dort ist „Würzburg bleibt schwarz-rot“ aufgemalt – in Anlehnung an die Nürnberger Vereinsfarben.
Die Polizei will genau kontrollieren, wer das Schiff betritt und die Fahrt mit einem Polizeiboot begleiten. Das Abbrennen von Pyrotechnik ist untersagt. Auch am Stadion soll es massive Eingangskontrollen geben. Damit will man gefährliche Szenen wie am Ende des Heimspiels gegen Hannover vermeiden. Da hatten Fans mit trickreich eingeschmuggelter Pyrotechnik ein gefährliches Feuerwerk im Gästeblock gezündet – ein Triumph in der Fanszene, eine Gefahr für andere Zuschauer.
Polizeichef: „Das wird nicht ohne“
Möglicherweise – so Ehmann in einem Vorgespräch – kommt ein Teil der Club-Fans schon am Vorabend, um in Würzburg zu feiern. Die Polizei ist auf mögliche Zwischenfälle vorbereitet. Von Alkohol befeuerte Konflikte könnte es nicht nur mit Passanten oder Kickers-Fans geben: Die Ultras des FC Augsburg pflegen mit den Kickers eine Fan-Freundschaft. Sie begleiten am Vortag ihre Mannschaft zum Erstliga-Spiel bei Eintracht Frankfurt. Sie könnten auf der Heimfahrt nach Einschätzung der Polizei Lust verspüren, in Würzburg zu einem Kräftemessen mit den Club-Ultras auszusteigen.
Die Polizei will den Marsch der Nürnberger Fans vom Marktplatz gezielt zum Stadion lenken, um Zwischenfälle zu vermeiden. Laut Ehmann sei es gut möglich, dass es deshalb aufgrund der vielen Menschen im näheren Umfeld des Stadions zu Verkehrsbehinderungen kommt.
Wie die Fans nach dem Abpfiff reagieren, ist für den Polizeichef „die große Unbekannte“. Weil es an der Flyeralarm-Arena wenig Parkplätze gibt, müssen viele zurück in die Stadt zu ihren Autos. Nehmen die Bahnfahrer die Shuttle-Busse an oder wollen sie auch da wieder in Richtung Innenstadt marschieren? „Das wird nicht ohne“, sagt Ehmann, der auf ein großes Aufgebot an Einsatzkräften zurückgreifen kann.
Indessen bremsen Nürnberg-Fans die selbst genährten Befürchtungen herunter. Mit Kickers Würzburg „gibt es keine Rivalität – weder auf den Rängen, noch auf dem Rasen“, betonen die Cluberer im Fanmagazin „Ya Basta“. „Wir wollen mit der gesamten Glubbfamilie ein entspanntes Wochenende in Würzburg verbringen, Kneipen besuchen, am Main chillen und am Sonntagmorgen gemeinsam zum Stadion laufen. Macht euch also locker – und nicht ins Hemd!“