Die Stadt muss derzeit 45 Plätze für Flüchtlinge außerhalb der Gemeinschaftsunterkunft zur Verfügung stellen, Tendenz steigend. Acht Flüchtlinge hat Würzburg bis jetzt aufgenommen. Oberbürgermeister Christian Schuchardt gab sich vor Medienvertretern am Dienstag betont gelassen.
Von „dramatischen Entwicklungen“ sprach er im Zusammenhang mit dem Geschehen in den Kriegsgebieten. Schuchardts Haltung zur Aufnahme von Flüchtlingen ist eindeutig: „Wir nehmen die Flüchtlinge gerne auf. Wir bekommen sie zugewiesen, aber wir nehmen sie gerne auf. Das gehört dazu. Das ist eine wichtige Aufgabe. Wir heißen sie willkommen und versuchen, die Umstände so gut wie möglich zu gestalten. Den Anspruch habe ich.“
Schuchardt appelliert an die Würzburger, den Flüchtlingen „ein Gefühl von menschlicher Wärme und Sicherheit zu geben“. Die Stadt werde Unterkünfte schaffen, „die eine gewisse qualitative Wertigkeit haben“, denn die Menschen seien da „24 Stunden am Tag untergebracht“.
Dem OB ist die Aufnahme der Flüchtlinge ein „gesellschaftliches Anliegen auch aus historischer Erfahrung heraus“. Zwischen 1933 und 1945 flüchteten über 400 000 Deutsche vor den Nationalsozialisten ins Ausland. Die Flüchtlinge, die in diesen Monaten kommen, beantragen laut Schuchardt in der Regel nicht das klassische Asyl, sondern suchten nur eine sichere Bleibe während des Krieges in ihrer Heimat.
Der OB will, dass Flüchtlinge auch privat unterkommen können. Er hoffe, dass das nicht nötig werde, sei aber, die Zustimmung seiner Familie vorausgesetzt, selbst bereit, jemanden aufzunehmen.
Robert Scheller, Stadtkämmerer und Sozialreferent in Personalunion, berichtete, seit Anfang September müsse die Stadt Flüchtlinge „in eigener Verantwortung“ aufnehmen. Für die 460 Menschen, die derzeit in der Gemeinschaftsunterkunft (GU) in der Veitshöchheimer Straße untergebracht sind, sind Bund und Freistaat zuständig. Weitere 30 Flüchtlinge warten in der GU darauf, dass sie in Unterkünfte im Landkreis gebracht werden. Dazu kommen rund 80 unbegleitete Minderjährige.
Die Verteilung der Flüchtlinge auf die Bundesländer ist im Königsteiner Schlüssel geregelt; rund 15 Prozent nimmt Bayern auf. Innerhalb des Freistaats kommen sie erst in die Erstaufnahmeeinrichtung in Zirndorf oder München, dann werden sie auf die Regierungsbezirke verteilt. Unterfranken nimmt 10,8 Prozent der Flüchtlinge auf, von diesen wiederum 11,3 Prozent in Würzburg bleiben und 11,6 Prozent im Landkreis.
Unterfranken mit seinen 1,3 Millionen Einwohnern bekam in den ersten sieben Monaten dieses Jahres 1545 Flüchtlinge zugewiesen. Scheller geht davon aus, dass es in der zweiten Jahreshälfte mehr werden.
In den ersten beiden Septemberwochen hätte Würzburg der Quotierung zufolge je 17 Menschen aufnehmen müssen, in der der dritten Woche elf. Dass es insgesamt nur acht waren, erklärt Scheller mit der Überlastung der Erstaufnahmeeinrichtungen, die mit dem Bearbeiten der Anträge nicht nachkommen.
Die Stadt hat das Selbsthilfehaus in der Scanzonistraße geräumt, das Rote Kreuz hat dort Betten aufgestellt. Scheller sagt, die Selbsthilfegruppen seien „sehr schnell informiert“ worden, die Stadt sei „bei einigen auf Verständnis gestoßen“. Die Gruppen treffen sich nun in Ausweichquartieren, unter anderem im Rathaus und im Max-Dauthendey-Saal der Stadtbücherei. Sobald genug andere Plätze gefunden sind, sollen sie wieder in die Scanzonistraße zurück können.
Die Stadt schafft Flüchtlingsunterkünfte in den städtischen Verfügungswohnungen in der Zellerau. Die Stadtbau GmbH richtet laut Scheller das Schäferhaus in Heidingsfeld für etwa 20 Flüchtlinge her. Kirchliche Träger haben ebenso ihre Unterstützung zugesagt wie die muslimische Ditib-Gemeinde in der Äußeren Aumühle. Die Stadt prüft zudem die Unterbringungen in Hotels, Gasthöfen und Pensionen.
Falls diese Plätze nicht reichen, ist die Turnhalle der Burkarder Schule im Gespräch. Für Schuchardt ist diese Lösung allerdings nur „die Ultima Ratio“ – das Äußerste. Scheller sagt, die Stadt stehe „in einer gewissen Alarmbereitschaft nicht nachzulassen“, weitere Kapazitäten zu schaffen.