Ein großer Bahnhof für einen verdienten Kommunalpolitiker: Im Beisein von über 300 Gästen wurde Anton Holzapfel offiziell zum Altbürgermeister ernannt.
Ehre wem Ehre gebührt: In einer Kutsche, gezogen von zwei Rappen und begleitet von den Musikkapellen aus Kirchheim und Gaubüttelbrunn sowie Vertretern der Vereine, kommt Anton Holzapfel mit seiner Frau Gerda vor der Turnhalle an. Zu den Klängen des Frankenliedes schreitet er bei abendlichem Sonnenschein an einem Spalier von Menschen vorbei in die Halle.
Zahlreiche Bürgermeister, die mit ihm zusammen arbeiteten, Vertreter der örtlichen Vereine, der Kirchen, der Grundschule, des Kindergartens, Mitarbeiter der Verwaltung, Gemeinderäte, politische Weggefährten, Bürger, Freunde, Bekannte und Familienmitglieder warten schon. Getränke und rund 1000 liebevoll belegte Brötchen stehen bereit.
Den Reigen der Dank- und Lobeslieder eröffnen die Kindergartenkinder. Mit einer ungewöhnlichen Aktion machten sie Holzapfel zum Oberhäuptling von Kirchheim. Da durften natürlich ein entsprechender Kopfschmuck und eine Friedenspfeife nicht fehlen.
In einer kurzen Rede führte der neue Bürgermeister Björn Jungbauer die wichtigsten Stationen des alten Bürgermeisters noch mal vor Augen. Mit 31 Jahren kandidierte Holzapfel 1978 erstmals für die Freien Wähler für den Gemeinderat und schaffte den Einzug prompt. „18 Jahre Engagement als Gemeinderat, schon das ist eine große Leistung“, lobte Jungbauer.
Mit 49 Jahren suchte Holzapfel dann eine neue berufliche Herausforderung. Die Entscheidung, als Bürgermeister für die CSU/Freie Wähler zu kandidieren, sei aber ein sehr langer Weg gewesen, die sogar im Kirchheimer Fasching auf die Schippe genommen wurde.
Drei Kandidaten traten an und Holzapfel gewann am 24. März 1996 die Stichwahl mit knapp 57 Prozent. Der erste schwarze Bürgermeister nach dem Krieg in einer „vielleicht“ roten Gemeinde. 6575 Tage war Holzapfel in der Folge im Amt und hat knapp 70 Millionen Euro in 19 Haushalten bewegt. Zu den wichtigsten Projekten gehören die Wassersanierung, die Verlegung des Bahnhaltepunktes in die Ortsmitte, der Anbau der Grundschule und die Generalsanierung der Kita, um nur einige zu nennen. Sicher habe er nicht alles richtig gemacht und sei manchem auf die Füße getreten – manchmal absichtlich und manchmal unabsichtlich, sagte Jungbauer. Aber dreimal wurde er mit Mehrheit gewählt. „Das ist ein starkes Zeichen“, meinte er. Für die „geräuschlose, engagierte und reibungslose“ Übergabe der Amtsgeschäfte dankte er Holzapfel besonders.
Unter seinem Vorsitz sei die Verwaltungsgemeinschaft (VG) Kirchheim in ruhigere Fahrwasser gelangt, nachdem dort vorher durchaus mit härteren Bandagen gestritten wurde, sagte Hermann Eidel, Geschäftseiter der VG. „Gerne haben wir unter ihrer Leitung gearbeitet, wenn halt die Arbeit nicht gewesen wäre“, schmunzelte der Beamte.
„Danke sagt die Kinderschar, danke, Du warst wunderbar. Dass Du heute leider geh'n musst, macht aus uns 'ne Trauerschar“, sangen die Schüler. „Du hast Dich immer für die Kinder interessiert und sie ernst genommen. Du hattest immer ein offenes Ohr für uns Lehrer und die Anliegen der Eltern“, würdigte Schulleiterin Anke Ludwig.
Holzapfels Engagement für die Kinder spiegelt sich auch in seiner 18-jährigen Tätigkeit als Vorsitzender des Schulverbandes Kirchheim, Kleinrinderfeld und Geroldshausen wieder. Auch dafür bekam er viel Lob. „Sie haben stets großen Einsatz für die Weiterentwicklung unseres Schulverbandes gezeigt und vor allem viel Gespür für das Notwendige und das politisch Machbare bewiesen“, sagte Eva-Maria Linsenbreder, bisherige stellvertretende Vorsitzende des Schulverbandes. Es sei Holzapfel gelungen, den Verband und die Grundschule in eine gesicherte Zukunft zu führen.
Danke sagte Renate Hofmann im Namen aller Vereine der Gemeinde. Das waren in Holzapfels Amtszeit immerhin 38. Mit mindestens doppelt so vielen Vorständen, „sicherlich nicht immer einfache und pflegeleichte Zeitgenossen“, meinte sie. Dennoch sei die Zusammenarbeit konstruktiv und effektiv gewesen.
Der Männergesangverein Kirchheim ließ Holzapfel musikalisch hochleben und der Frauenchor „Singsalaswing“ betrachtete sein Wirken in einem eigenen Lied. Bewegt bedankte sich der Altbürgermeister für die Feier. Sein Amt habe er nie bereut, auch wenn seine Mutter einmal sagte: „Geh auf ken Fall zur Gemee.“ Am Ende seiner „letzten Worte am Mikrofon“ standen die Menschen im Saal auf und spendeten lange anhaltenden Beifall.