Marcus Emmes existiert nicht. Zumindest nicht der Name, die Person dahinter natürlich schon. Marcus Emmes ist ein Pseudonym, das sich ein ehemaliger Ochsenfurter ausgesucht hat. Unter diesem Namen schreibt er Krimis. Die spielen in seiner fränkischen Heimatstadt. Er selbst lebt schon seit fast 20 Jahren in Hamburg, wo er im Bereich Marketing tätig ist. Weil er seinen Beruf und das Krimi-Schreiben strikt voneinander trennen will, hat er den Fantasienamen gewählt.
"Totengräbertal" heißt die Reihe, deren zweiten Band Emmes inzwischen bei Books on Demand heraus gebracht hat. Der Titel kommt nicht von ungefähr, denn Hauptfigur ist der fiktive Ochsenfurter Totengräber Eddi. Eine Figur aus dem realen Leben habe für Eddi übrigens nicht Pate gestanden, schreibt Emmes in einer E-Mail an die Redaktion. Er habe die Figur erschaffen, weil er solch raue und zugleich ehrliche und herzliche Menschen sehr gern habe. Und das Raue und Knorrige sei ja nichts, was man in Franken lange suchen müsse.
"Heimat gibt's nur einmal."
Marcus Emmes, Krimi-Autor
Gemeinsam mit Eddi ermittelt sein Freund Mesut, der sich selbstbewusst als "Dönerdealer" bezeichnet - auch er von Emmes frei erfunden und nur hier und da entfernt Bezüge zu einem Hamburger Freund aufweisend. In Band eins, "Mischwald", ergreifen die beiden die Initiative, weil die Polizei in dem Fall nichts tun kann. Dabei müsste doch etwas getan werden: Eddi hat auf "seinem" Friedhof Knochen gefunden, die 70 Jahre lang vergraben waren, dort aber eigentlich nichts zu suchen haben. Band zwei, vor Kurzem erschienen, trägt den Titel "Englischer Tanz" und geht gleich in die Vollen: Ein Besucher aus der englischen Partnerstadt Ochsenfurts kommt im Rathaus ums Leben, und bei der einen Leiche bleibt es nicht.

Marcus Emmes, geboren 1975, verbindet in seinen Büchern zwei seiner literarischen Vorlieben: Er mag Krimis und historische Romane. Deshalb fußen die Ereignisse in den Totengräbertal-Büchern auf Begebenheiten in der Vergangenheit. Im ersten Band, schreibt Emmes, liegt die Ursache für die weitere Handlung im ausgehenden 20. Jahrhundert, im zweiten Band gar im Mittelalter. Erfahrungen aus seinem eigenen Leben lasse er in die Handlung nicht einfließen.
Ochsenfurt ist perfekt für einen Roman
Nach 20 Jahren in Hamburg könnte Marcus Emmes seine Geschichten doch eigentlich auch an der Elbe verorten. Zumal er sagt, er lebe gern in Hamburg, einer außergewöhnlichen Stadt mit außergewöhnlichen Menschen. Warum also seine literarische Hinwendung zu Ochsenfurt? "Heimat gibt's nur einmal", schreibt Emmes auf seiner Internetseite. Ochsenfurt sei der perfekte Schauplatz für einen Roman und habe viel zu bieten. "Ich persönlich kenne keine Stadt dieser Größe, die so viel zu bieten hat."
Emmes meint damit die Infrastruktur mit Geschäften, Schulen, Schwimmbädern und Krankenhaus, aber auch das pittoreske Ambiente, das schöne Stadtbild. Und das Umland. Band zwei der Reihe beginnt nämlich gar nicht in Ochsenfurt selbst, sondern auf einem Feld bei Rittershausen, wo Dönerdealer Mesut auf Schatzsuche gehen und zu diesem Zweck seinen neuen Metalldetektor zum Einsatz bringen will.
Ein dritter Band soll kommen
Die Homepage von Marcus Emmes ist voll von schönen Bildern Ochsenfurts und seiner Umgebung, wo die Handlung der Bücher angesiedelt ist: die Wolfgangskapelle, das Kartäuserkloster in Tückelhausen und die Weinberge bei Frickenhausen sind unter anderem zu sehen. Hier huldigt Emmes ganz entschieden seiner Heimat. Dass er irgendwann wieder von der Elbe an den Main zurückkehren will, sei für ihn klar, schreibt er und witzelt, dass er in Hamburg in all den Jahren eifrig die Werbetrommel für Ochsenfurt gerührt habe.
Einen Ausgleich zum Beruf sieht er im Bücherschreiben nicht. "Als Ausgleich empfinde ich es eher, wenn ich bei meinen Eltern in Ochsenfurt den Rasen mähe", so Emmes. "Und doch bricht man automatisch aus dem Alltag aus, wenn man Geschichten schreibt." Rund ein Jahr lang saß er jeweils an seinen Büchern. Ob er ein drittes heraus bringen möchte? Ein dritter "Eddi und Mesut" sei auf jeden Fall angedacht, schreibt Emmes. Es könne aber sein, dass er zwischendurch mal ein Buch jenseits der Totengräbertal-Reihe schreiben möchte.