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LENGFELD: Octagon: Forschung aus dem Achteck

LENGFELD

Octagon: Forschung aus dem Achteck

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    Extrusionsanlage beim Kunden: Die Folie wird durch einen Kühlring nach oben geblasen – und die Dicke des Materials währenddessen mit Mess- und Regeltechnik von Octagon bestimmt.
    Extrusionsanlage beim Kunden: Die Folie wird durch einen Kühlring nach oben geblasen – und die Dicke des Materials währenddessen mit Mess- und Regeltechnik von Octagon bestimmt. Foto: Foto: Octagon

    Folien sind längst Teil unseres Alltags geworden: ob die Folie über dem frisch verpackten Hackfleisch, im medizinischen Bereich der Blutbeutel, ob Folien in der Pampers-Windel oder sogar im Inneren des Autotanks. Um hohe Präzision geht es, wenn dabei Octagon im Spiel ist. Die Firma aus dem Würzburger Gewerbegebiet Ost ist Entwickler und Vertreiber von Mess- und Regeltechnik bei der Herstellung von Folien.

    „Falls Ihr gelber Sack mal wieder reißt, wenn Sie ihn hochnehmen oder zubinden wollen, dann wurde dieser auf einer Kunststoff-Folienanlage ohne Octagon-Systeme produziert“, schmunzeln Mitarbeiter. Die Octagon Process Technology GmbH unter der Leitung von Prof. Dr. Veit-Holger Karl feierte mit 20 Angestellten jungst das 25-jährige Bestehen des Unternehmens.

    Beispiel Autotanks: „Wir sind weltweit bei circa 80 Prozent aller Kunststoff-Tanks, die in Autos verwendet werden, dabei“, erläutert der kaufmännische Leiter Rüdiger Wander. „Kunststoff-Tanks werden geblasen.“ Das erinnert an Glasbläserei. „Wir helfen, die Folienschicht innen im Tank zu verbessern.“ Es darf nichts durchlässig sein. In diesem Bereich arbeitet Octagon seit 18 Jahren. Früher war der ganze Prozess „aufwändiger und weniger genau“, sagt er. Und die moderne Technik spart Ressourcen.

    „Unser Top-Kunde“, erklärt Wander weiter, „ist ein Maschinenbauer.“ Der verkaufe seine Maschinen mit Octagon-Mess- und Regeltechnik an Autozulieferer oder direkt an Autobauer. Die stellen dann mit diesen Maschinen die Kunststoff-Tanks her. Octagon bleibt dabei ständig am Ball, tüftelt und entwickelt selbst weiter, rüstet Maschinen nach.

    Die Folien entstehen an einer so genannten Blasfolien-Extrusionsanlage (Extrusion: das Pressen zähflüssiger härtbarer Materialien wie Kunststoffe durch eine speziell geformte Düse). Die Arbeitsgänge beginnen mit dem Einfüllen von Granulat ganz unterschiedlicher Formen, Farben und Konsistenzen in Trichter.

    Das Material wird im Extruder, einer Art Riesen-Fleischwolf, zermalmt und erhitzt, so dass eine honigartige, flüssige Schmelze entsteht. Die wird durch einen Kühlring aufgeblasen und gleicht in diesem Stadium einem großen Luftballon. Im Kühlring angebracht sind jede Menge Regler und Steuereinheiten, um die Foliendicke und Gleichmäßigkeit zu regulieren.

    Fünf Tausendstel Millimeter dünn

    Eine Folie kann bis zu fünf tausendstel Millimeter dünn sein und immer noch elf Schichten beinhalten, so Wander. Wie unterschiedlich die Folien heutzutage sind, kann man sich vorstellen, wenn man einerseits an Frischhaltefolien im Haushalt denkt und andererseits die schweren, schwarzen Folien auf den Feldern der Spargelanbauer im Auge hat.

    Die Maschinen zur Folienherstellung können bis zu 30 Meter hoch sein. Im oberen Bereich wird aus dem hergestellten Folienzylinder zusammengeklappt eine Folienbahn, ähnlich wie Stoffbahnen bei der Herstellung von Gardinen oder Kleidern. Über all dies hat Octagon noch ein nach DIN zertifiziertes Messgerät für Foliendicke entwickelt, mit dem der Kunde im Labor die genaue Dicke jeglicher Folie ersehen kann. Über ein solches verfügt zum Beispiel das niederländische forensische Institut, um es bei Kriminalfällen einzusetzen. In welchen Fällen allerdings, „das ist dort alles ziemlich geheim“, so der kaufmännische Leiter.

    Das Gerät hat den Preis eines Kleinwagens – dafür gibt es „Topqualität, made in Germany“, so Geschäftsführer Karl. Octagon hat Kunden in Deutschland und der ganzen Welt, vor allem in Asien (China, Japan, Thailand), Südamerika (Brasilien, Argentinien, Chile) und Europa. Das internationale Netz sorgt für knapp 70 Prozent Exportquote, kann aber auch nur gehalten werden, weil die Octagon-Mitarbeiter ihre Kunden immer wieder aufsuchen und für ihre Technik werben. Die Wirtschaftskrise 2009 traf Octagon nicht so hart wie manch andere Unternehmen, denn in Asien spürte man zu dieser Zeit schon wieder einen Aufschwung, berichtet Wander.

    Firmenchef Karl arbeitete früher als Geschäftsbereichsleiter bei einem Maschinenbauer für Komplettanlagen und machte sich dann selbstständig. „Octagon“ war eine Idee, nach der er seine Firma ausrichtete: nicht nur das Firmenlogo, sondern auch die Gebäude ließ er achteckig errichten.

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