Mit einer Mehrheit von 25 zu 20 Stimmen hat der Stadtrat gestern nach längerer Debatte die völlige Schließung des Oegg-Tores am Rennweg für den Individualverkehr beschlossen und damit eine sehr wichtige Voraussetzung für die Planung der neuen Straßenbahnlinie ins Frauenland und den neuen Stadtteil am Hubland geschaffen.
Dass es im Stadtrat für einen so gravierenden Einschnitt letztlich doch keine große Mehrheit gegeben hat, lag hauptsächlich an der CSU-Fraktion. Diese wollte, abgesehen von drei Mitgliedern, zumindest eine Kompromisslösung erreichen und eine Einbahnregelung stadtauswärts zulassen. Fraktionsvorsitzender Thomas Schmitt betonte in seiner Begründung allerdings ausdrücklich, dass die CSU ohne Ausnahme für die Straßenbahn ins Hubland sei. Bedenken haben viele Stadträte vor allem wegen der Konsequenzen einer Totalschließung. Rund 14 000 Autos und 700 Busse müssten täglich umgeleitet werden, was zu Problemen an andren Straßen führen werde.
Zuvor hatten Oberbürgermeister Georg Rosenthal und WVV-Geschäftsführer Thomas Schäfer noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen wie wichtig diese Entscheidung einer Totalschließung für die neue Straßenbahnlinie und für die Stadtentwicklung im Umfeld der Residenz sei, sowohl für die Zuschüsse und das dafür nötige allgemein gültige Bewertungsverfahren, als auch für die Genehmigung der Planfeststellung. Gutachterlich war ohnehin durch das Braunschweiger WVI-Institut für Verkehrsforschung und Infrastrukturplanung festgestellt worden, eine Sperrung des Rennwegs und eine Verlagerung der Verkehrsströme sei beherrschbar und die Innenstadt bleibe erreichbar.
Die SPD und die Grünen stellten sich ausnahmslos hinter das Konzept der Sperrung. Udo Feldinger (SPD) meinte, zusammen mit der Straßenbahn könne man nur so auch am Mozart-Areal etwas entwickeln. Matthias Pilz kritisierte die CSU, weil sie zwar das Ziel, aber den Weg nicht wolle. Man solle nicht die große Chance für einen ruhigen Residenzplatz verspielen.
Die beiden Alt-Oberbürgermeister von der Würzburger Liste Klaus Zeitler und Jürgen Weber betonten noch einmal ihre Gegnerschaft zur neuen Straßenbahnlinie. Weber meinte, der Straßenbahn würde alles untergeordnet, man solle doch die Bevölkerung fragen. Sie verwiesen auf moderne Bus-Systeme.
Josef Hofmann von der FWG war generell für die Schließung, wollte aber abgesichert wissen, dass ein solcher Beschluss nur mit einer neuen Straßenbahn gelte. Bei einem Scheitern der Straba werde man über die Verkehrsverhältnisse in der Innenstadt wieder völlig neu reden müssen, versicherte OB Rosenthal. Hier gehe es lediglich um eine ganz wichtige Richtungsentscheidung. Er betonte, das Oegg-Tor werde nicht sofort geschlossen. Für Schäfer war es ein Meilenstein einer fünfjährigen Planung.
Die namentliche Abstimmung im Stadtrat
Das Oegg-Tor an der Residenz wird für den Durchgangsverkehr in beide Richtungen gesperrt. So hat der Stadtrat am Donnerstag abgestimmt.
PRO
• CSU: Adolf Bauer, Willi Dürrnagel, Wolfgang Scheller
• SPD: Hans Werner Loew, Eva-Maria Fabisch-Uthe, Udo Feldinger, Renate Kleinhans, Alexander Kolbow, Gisela Pfannes, Marion Schäfer-Blake, Hans Schrenk, OB Georg Rosenthal.
• Bündnis 90 / Die Grünen:
Matthias Pilz, Marianne Albrecht, Patrick Friedl, Michael Gerr, Barbara Lehrieder, Karin Miethaner-Vent, Antonino Pecoraro, Benita Stolz, Silke Trost.
• FDP: Karl Graf • FWG: Regine Samtleben, Uwe Dolata, Josef Hofmann
CONTRA
• CSU: Karl Adam, Pia Beckmann, Christine Bötsch, Andrea Behr, Sonja Buchberger, Erich Felgenhauer, Emanuele La Rosa, Micaela Potrawa, Wolfgang Roth, Thomas Schmitt, Rainer Schott, Kurt Schubert, Aron Schuster, Ursula Weschta
• Bürgerforum: Reiner Hartenstein, Charlotte Schloßareck, Thomas Schrenk
• Würzburger Liste: Ingo Klünder, Jürgen Weber, Klaus Zeitler
• Nicht anwesend waren: Belinda Brechbilder, Holger Grünwedel (beide Linke), Helga Hoepffner (CSU), Heinrich Jüstel (SPD), Joachim Spatz und Egon Schrenk (beide FDP).