Sie liegt am Rand eines westafrikanischen Nationalparks und war wegen eines Bürgerkriegs viele Jahre nicht nutzbar. Jetzt aber wurde die ökologische Forschungsstation der Universität Würzburg feierlich wiedereröffnet, berichtet die Universität Würzburg in einer Pressemitteilung.
Wie kann der Mensch die hohe Biodiversität in tropischen Ökosystemen bewahren? Wie lassen sich diese Systeme effektiv und langfristig schützen und trotzdem nachhaltig nutzen, zum Beispiel landwirtschaftlich oder touristisch?
Um solche Fragen geht es in der ökologischen Forschungsstation im Comoé-Nationalpark der Republik Côte d?Ivoire (Elfenbeinküste). Die Universität Würzburg hat die Station seit Anfang der 1990er-Jahre in enger Kooperation mit westafrikanischen Wissenschaftlern und Institutionen aufgebaut.
An kaum einem anderen Ort ließen sich die genannten Forschungsfragen so gut angehen wie im Comoé-Nationalpark, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Die Ökosysteme dort seien noch wenig gestört und so groß, dass sie sich selbst erhalten und sich auch an relativ schnelle Veränderungen durch den Menschen anpassen können. Bemerkenswert sei die große Vielfalt unterschiedlicher Lebensräume und Klimazonen im Park, angefangen von den trockenen Savannengebieten im Norden bis zur Feuchtsavanne und üppigen Galeriewäldern im Süden.
Alles in allem umfasst der Park 11 500 Quadratkilometer.
Von der Forschungsstation, die im Nordosten des westafrikanischen Landes liegt, profitieren auch Würzburger Biologie-Studierende. Sie können dort zum Beispiel ökologische oder tropenbiologische Praktika oder Abschlussarbeiten machen und dabei gemeinsam mit Studierenden und jungen Wissenschaftlern aus Europa und Westafrika forschen.
Ab 2002 war die Station wegen eines Bürgerkriegs nicht nutzbar und wurde sogar geplündert. Als sich die Lage beruhigt hatte, kam die ivorische Regierung auf die Würzburger Forscher zu: Sie hatte den Wunsch, die Station wieder aufleben zu lassen und sie zu einem Exzellenzzentrum für Biodiversitäts- und Klimawandelstudien auszubauen. Damit wurde 2012 begonnen.
Inzwischen ist die Station soweit hergestellt und eingerichtet, dass sie nun auch offiziell wiedereröffnet wurde. Die Feierlichkeiten fanden vom 31. Januar bis 3. Februar auf Einladung von Bildungs- und Forschungsministerin Bakayoko-Ly Ramata statt. Zur Zeremonie in der Forschungsstation waren aus Abidjan Vertreter des Ministeriums, der Universitäten Felix-Houphouet-Boigny und Nangui Abrogoua sowie mehrerer nationaler Forschungszentren gekommen.
Anwesend waren auch Vertreter der Nationalparkverwaltung.
Die Würzburger Delegation bestand aus Uni-Vizepräsidentin Barbara Sponholz, die als Geografin selbst auch in Afrika forscht, und dem emeritierten Biologie-Professor Karl Eduard Linsenmair, „Vater“ der Station und bis heute die treibende Kraft hinter ihrem Aufbau. Mit dabei waren außerdem die Professoren Ingolf Steffan-Dewenter, Thomas Schmitt und Jochen Krauß sowie Erik Frank, alle vom Lehrstuhl für Zoologie III (Tierökologie und Tropenbiologie).
Professor Schmitt wurde bei der Wiedereröffnungszeremonie als designierter Nachfolger Linsenmairs in der Stationsleitung vorgestellt. Er ist Tierökologe und erforscht vor allem die Funktion und Evolution der chemischen Substanzen, die Insekten zur Kommunikation einsetzen. Schmitt, Jahrgang 1964, stammt aus Höchberg bei Würzburg und ist seit 2013 Professor am Biozentrum der Uni Würzburg.
Zum Abschluss der mehrtägigen Feiern empfing die ivorische Forschungsministerin die Würzburger in Abidjan, dem Sitz der Regierung an der Atlantikküste. Bei dem Treffen wurden der Ministerin die Perspektiven der künftigen Kooperation aufgezeigt. Neben weiteren tropenökologischen Forschungen soll es auch gemeinsame Aktivitäten in der Lehre geben, etwa Praktika, Exkursionen, Winter Schools oder internationale Seminare.
Linsenmair wurde bei diesem Anlass ausgezeichnet. Für seine Verdienste um die Station und um die Erforschung der Biodiversität in der Republik Côte d?Ivoire erhielt er den Orden als „Officier dans l?orde de merite pour l?éducation nationale“.