Andreas Werner, evangelisch-lutherischer Pfarrer in Mellrichstadt, ist vom Landeskirchenrat der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern mit Beschluss vom 24. April zum neuen Ökumenebeauftragten des Kirchenkreises Ansbach-Würzburg ernannt worden. Werner wurde zum 1. Mai ernannt und bekam zugleich den Titel „Kirchenrat“ verliehen. Regionalbischof Christian Schmidt hat ihn in einem Abendgottesdienst in St. Johannis in Würzburg in sein Amt eingeführt.
Die Aufgabe bedeutet für Andreas Werner nur ein ein Stück Erfüllung, wie es im ausführlichen Gespräch mit dieser Zeitung zum Ausdruck kommt, vielmehr freut es ihn sehr, dass dem Pfarrer von Mellrichstadt diese Aufgabe übertragen wurde. Er sieht darin ein wichtiges Zeichen für eine Region, die sonst eher mit dem Ruf kämpft, „weit weg vom Schuss zu sein“. Die Aufwertung durch eine Regionen übergreifende Aufgabe tue natürlich gut.
Übrigens: Die Ernennung von Kirchenrat Andreas Werner löste auch auf katholischer Seite Zustimmung und Freude aus. Ökumenereferent Petro Müller beglückwünschte Werner zu seiner Ernennung und freute sich auf die ökumenische Zusammenarbeit und die Fortführung des gegenseitigen Austauschs.
frage: Welchen Satz würden Sie für ihre neue Aufgabe wählen?
Pfarrer Andreas Werner: Ökumene ist ein Ringen nach Wahrheit. Diese Wahrheit lässt sich nur dann erkennen, wenn die Ökumene als geistlicher Prozess verstanden wird, der den Menschen in den Blick nimmt, dessen Herz vom Evangelium berührt wurde.
Wie wichtig ist Ihnen diese Aufgabe? Und was bedeutet sie Ihnen persönlich?
Werner: Viele, die mich kennen, wissen, dass hier mein Herz schlägt. Schon in den frühen Anfängen der Ausbreitung der christlichen Botschaft wird sichtbar, dass die Fragen der Ökumene eine Lebenswirklichkeit der christlichen Gemeinde sind. Die Apostelgeschichte und die Briefe des Paulus zeigen dies auf. Das hat sich bis heute nicht geändert. Selbstgenügsame Kirchen werden die Herausforderungen der Moderne nicht bewältigen. Ich freue mich darüber, dass man mir zutraut, den ökumenischen Diskurs zu begleiten.
Wie werden Sie dieses Amt ausüben und ausfüllen?
Werner: Mit Lust und Freude. Aber mein Dienst in Mellrichstadt wird von mir weiterhin als meine zentrale Aufgabe verstanden.
Die Ökumene im Kirchenkreis Ansbach-Würzburg ist auf einem guten Weg. Als Beispiel kann in unserer Region auch die Ökumenische Wallfahrt auf den Kreuzberg genannt werden.
Werner: Ja, wir sind unterwegs. Nicht nur bereits mehrmals auf den Kreuzberg. Für evangelische Christen war das am Anfang schon ein Wagnis. Und manche lehnen solche Dinge auch weiterhin als unevangelisch ab. Wichtig ist meines Erachtens, welch spannende Prozesse in Menschen ausgelöst werden, wenn das Evangelium bei ihnen aufschlägt, mittenrein. Da entsteht spürbar echte Gemeinschaft. Manchmal würden unsere Kirchenleitungen sich verwundert die Augen reiben. Aber weshalb sollte man Angst haben, wenn man mit dem Evangelium unterwegs ist?
Dennoch: Zwischen den Konfessionen gibt es noch schmerzliche Grenzen, dazu gehören die Fragen nach dem Amt und damit verbunden die Frage des gemeinsamen Abendmahles. Lassen sich Grenzen überwinden oder bleibt die vollständige Einheit ein frommer Wunsch?
Werner: Mit Blick zur Schanz bei Eußenhausen erkenne ich: Schmerzhafte Grenzen können fallen. In dieser Hoffnung lebe ich auch in der Ökumene. Ob dies ein frommer Wunsch ist oder bleibt, das weiß ich nicht. Es kann durchaus sein, dass uns der Heilige Geist gewaltig „ins Kreuz tritt“. Kirchenvater Augustin sagte einmal, dass die Einheit dann erreicht wird, wenn „die Abwesenden schmerzlich vermisst und die Ankommenden freudig begrüßt werden – wenn lauter Zeichen der Liebe und Gegenliebe, die aus dem Herzen kommen, sich äußern in Miene, Wort und tausend freundlichen Gesten, und wie Zündstoff den Geist in Gemeinsamkeit entflammen“. Dann wird aus Vielheit Einheit. In diesem Sinne feiere ich die Eucharistie. Wer kommt, ist da!
Die Gemeinsamkeiten der Konfessionen an der Basis machen ja Mut. Hier lebt auch die Ökumene, weil die Christen untereinander mehr verbindet als trennt.
Werner: Natürlich. Dafür hat gerade auch die Basis ein untrügliches Gespür. Aber entgegen der landläufigen Meinung möchte ich das auch für die Menschen in unseren Kirchenleitungen so sehen. Freilich gibt es auch Bremser und Hardliner. Auf allen Seiten, „unten“ wie „oben“. Manchmal ist auch ein Innehalten wichtig, um auf das bereits Erreichte zu blicken und um es zum Standard in unseren Gemeinden werden zu lassen.
Wirkungskreis
Der Kirchenkreis Ansbach-Würzburg umfasst 19 Dekanatsbezirke: Ansbach, Aschaffenburg, Bad Neustadt/Saale, Bad Windsheim, Castell, Dinkelsbühl, Feuchtwangen, Gunzenhausen, Heidenheim, Kitzingen, Leutershausen, Lohr, Markt Einersheim, Rothenburg ob der Tauber, Schweinfurt, Uffenheim, Wassertrüdingen, Windsbach und Würzburg. In den 455 Kirchengemeinden leben rund 435 000 evangelische Christen.