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Würzburg: Oliver Jörg: Die lauten Töne mag er nicht

Würzburg

Oliver Jörg: Die lauten Töne mag er nicht

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    Überzeugungsarbeit: Oliver Jörg beim Bürgergespräch am Info-Stand seiner Partei in Würzburg. Foto: Dita Vollmond
    Überzeugungsarbeit: Oliver Jörg beim Bürgergespräch am Info-Stand seiner Partei in Würzburg. Foto: Dita Vollmond

    Der Sommer erschien endlos, doch an dem Samstag hat er sich endgültig verabschiedet: Den CSU-Wahlkämpfern am Oberen Markt in Würzburg weht ein kühler Wind um die Nase. Oliver Jörg hat sich einen blauen Wahlkampf-Hoodie übergestreift, der die immer noch jungenhafte Anmutung des 46-Jährigen unterstreicht, und erklärt einem Passanten die CSU-Politik.

    Jörg, aus dem schwäbischen Aalen stammend, hat den Zungenschlag seiner Heimat auch nach vielen Jahren in Franken immer noch ein wenig drin. Das hat etwas Beruhigendes und kann nicht schaden in diesen Wochen, da den  CSU-Wahlkämpfern nicht nur des Herbstes wegen ein kühler Wind in der Politik ins Gesicht bläst. Denn gleich gegenüber, jenseits der Straßenbahnschienen, hat Jörg mit dem Wahlstand der AfD eines der Hauptprobleme der Christsozialen vor Augen. 

    Es könnte diesmal um jede Stimme gehen

    Für Jörg, der im Oktober nach 2008 und 2013 zum dritten Mal in den Landtag einziehen will, ist das direkte Gespräch mit den Leuten deshalb auch nicht nur Wahlkampf-Routine. Er weiß: Diesmal könnte es wirklich um jede Stimme gehen. "Am Wahlkampfstand ist die Hemmschwelle der Menschen, über Sorgen und Nöte zu reden, viel kleiner als bei anderen Veranstaltungen. Und je näher die Wahl, desto tiefer, desto persönlicher sind auch die Gespräche", sagt er. Und der Frust, den ein Teil der Menschen auch in Bayern auf die etablierte Politik hat? "Doch, auch den spürt man." 

    Rund 1200 Haustürgespräche hat er bisher geführt. Die Mehrheit der Leute sei freundlich, und erst am Abend zuvor sei aus einem Klingeln an der Wohnungstür im obersten Stockwerk eines Hochhauses ein Ein-Stunden-Gespräch geworden. "Wir haben ein Bierle miteinander getrunken - und haben einen AfD-Wähler zur klassischen Partei zurückgeholt", sagt er und meint in diesem Fall seine CSU, aber  "Hauptsache, die Menschen sind wieder bei einer Partei, deren Aufgabe es ist, mehrere Themen zu bündeln und differenziert unterwegs zu sein". 

    Die AfD ist nicht schwächer geworden

    Differenzierung ist das Stichwort. Jörg, der Jurist aus dem Ostalbkreis, wiegt seine Worte gut ab, er mag offenbar die lauten Töne nicht, die vor allem aus seiner Partei in den vergangenen Monaten zu hören waren - wenngleich die Kritik daran verhalten daher kommt. "Obergrenze", "Wir können nicht unendlich Flüchtlinge rein lassen", "Wir dürfen unsere Bevölkerung nicht überfordern", zitiert Jörg drei Parolen, "die man von mir weder im Wahlkampf und auch sonst nie hört". Und wirbt dennoch um Verständnis dafür, dass "wir manchmal im Auftritt und im Sprachgebrauch etwas härter unterwegs sind". Die Parolen seien eben auch ein Hilferuf von manchem in der Partei. Aber die AfD kopieren? "Learning by doing zieht auch nicht", sagt Jörg, "die AfD ist dadurch nicht schwächer geworden." 

    Aber was dann? "Die ganz banalen Sorgen, mit denen jede dritte Familie auch hier in Würzburg zu tun hat, um die müssen wir uns kümmern", sagt Jörg und zählt auf: Miete, Pflege, Renten. "Die Menschen wollen nach vorne schauen. Sie wollen wissen: Was sind die Antworten auf die schwierigen gesellschaftlichen Herausforderungen von morgen?"

    Landtagswahlkampf von Bundespolitik überlagert

    Fast scheint es, als würde sich Jörg die Frage selbst stellen - oder auch seiner Partei. Denn dass der Landtagswahlkampf von bundespolitischen Themen überlagert wurde, sieht auch er als großes Problem, und auch, dass die Koalition in Berlin als zerstrittener Verein daher kommt. "Stellen  Sie sich vor: Sie haben ein ganz persönliches Problem. Gehen Sie zum Kumpel, der selber Probleme hat, oder gehen Sie zu einem Freund, der stabil im Leben steht? Sie gehen zu Letzterem."

    Auf dem Main-Post-Bierdeckel nennt CSU-Landtagskandidat Oliver Jörg seine wichtigsten Ziele. Foto: MP
    Auf dem Main-Post-Bierdeckel nennt CSU-Landtagskandidat Oliver Jörg seine wichtigsten Ziele. Foto: MP

    Dass sein Kreisverband, dem er seit 13 Jahren vorsteht, dennoch im Wahlkampf mitzieht, schätzt er daher umso mehr. Auch mit sich selbst ist der Abgeordnete im Reinen. Auf seiner Homepage summiert er die Fördermittel, die nach Würzburg und nach Gerbrunn und Rottendorf geflossen sind, wo Jörg ebenfalls zur Wahl steht. "Und es sind ja einige Dinge am Laufen in Würzburg: der Ausbau der Festung oder die Norderweiterung des Universitätsklinikums", sagt er und empfiehlt sich "als starken Lobbyisten, der saugut vernetzt und verdrahtet ist".

    Jörg kennt natürlich die Umfragen, wonach ihm Grünen-Kandidat Patrick Friedl eng auf den Fersen ist. "Wenn die Würzburger einen Wechsel wünschen, dann ist das einfach nur Demokratie. Aber das wäre dann schwierig für die großen Dinge, die laufen." Selbstredend, dass er es so weit nicht kommen lassen will. 

    Welch dickes Brett Überzeugungsarbeit sein kann, weiß Jörg, der mal Theologie studieren wollte und aus einer politisch interessierten Familie stammt, nicht nur vom Infostand in Würzburg. "Bis heute versuche ich meinen Papa davon zu überzeugen, dass er in Baden-Württemberg die CDU wählt und nicht die SPD." Im Moment, so viel ist sicher, muss die Wahlwerbung für die konservativen Freunde im Nachbarbundesland aber warten. 

    SteckbriefName: Oliver JörgAlter: 46Familienstand: verheiratet, drei KinderWohnort: WürzburgErlernter Beruf: RechtsanwaltPolitischer Werdegang: Von 2002 bis 2003 Vorsitzender der Jungen Union Würzburg/Sanderau, von 2003 bis 2007 Vorsitzender der CSU Sanderau. Seit 2005 Kreisvorsitzender der CSU Würzburg-Stadt. Seit 2008 Mitglied des Bayerischen Landtags für den Stimmkreis Würzburg-Stadt. Im Landtag stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Wissenschaft und Kunst.

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