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Opas sensationeller Kaiserschnitt

Ochsenfurt

Opas sensationeller Kaiserschnitt

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    Ältere Patienten können sich noch gut an den Doktor erinnern. Herbert Dotzauer starb 1973. Schwiegersohn Dr. Ottmar Pfeiffer führte die Praxis zunächst alleine weiter. Dass seine Söhne Christian und Michael einmal in seine Fußstapfen treten würden, hielt der Arzt lange Zeit für unwahrscheinlich.

    "Wir wollten als Kind auf keinen Fall Arzt werden. Nie war Zeit da, wisst Ihr noch?", fragt Dr. Michael Pfeiffer (33). Sein Bruder Christian (38) und Mutter Ilse (66) nicken. "Mein Mann hat genau wie mein Vater nur für die Patienten gelebt. Kinder und Haushalt waren komplett meine Sache", erinnert sich Ilse Pfeiffer. Ihre Schwiegertochter grinst. Dagmar ist selbst Ärztin. Sie und Christian haben zwei Kinder, drei und sechs Jahre alt. Ohne Au-Pair-Mädchen und tatkräftige Unterstützung der gesamten Familie könnte Dagmar Pfeiffer nicht in der Praxis mitarbeiten.

    "Unter den Bedingungen heute würde ich kein Landarzt mehr werden"

    Dr. Otmar Pfeiffer Landarzt in Giebelstadt

    Auch Ilse Pfeiffer hat früher als medizinische Fachkraft in der Praxis mitgearbeitet. Und wie ihre Schwiegertochter wartete auch sie so manche Stunde vergeblich mit dem Abendessen auf ihren Mann. Und dennoch sah ihr Alltag anders aus.

    Otmar Pfeiffer machte sich in aller Herrgottsfrühe zur Praxis auf, damals noch in der Ostsiedlung 147. Um 7 Uhr ging die Sprechstunde los. Dann waren die Hausbesuche dran, gegen 15 Uhr kam der Doktor zurück. Gegessen hat er im Stehen, dann ging es wieder in die Praxis. Die Sprechstunde ging bis 21 Uhr, dann machte sich der Doktor zu weiteren Besuchen auf.

    "Manchmal", so erzählt Ilse Pfeiffer lachend, "kam er ganz enttäuscht nach Hause: Die Leute haben ihn nicht mehr rein gelassen! Kein Wunder habe ich dann gesagt - das würde ich um halb elf Uhr abends auch nicht tun!"

    Heute leben die fünf Pfeiffers unter einem Dach. Tag für Tag arbeiten sie Hand in Hand in der angrenzenden Praxis. "Alleine als Landarzt würde ich nicht praktizieren wollen. Das ist bei dem Verwaltungsaufwand heute eigentlich gar nicht mehr möglich", sagt Dr. Christian Pfeiffer. In fünf Jahren, so prognostiziert es der Arzt anhand von Statistiken, sieht es auf dem Land zappenduster aus. "Der Landarzt stirbt aus." Aber das, so sind sich die Jüngeren im Pfeiffer-Team einig, sei bei den Einschnitten im Gesundheitssystem kein Wunder.

    "Wenn ein Patient am Wochenende kommt, gibt es 500 Punkte, das entspricht 25 Euro. Egal, wie aufwändig die Behandlung ist. Kommt er am nächsten Tag nochmal gibt's dafür 100 Punkten - 2,50 Euro", erklärt Dr. Dagmar Pfeiffer. Hausbesuche unter der Woche bringen 20 Euro. "Bei den Strecken, die wir hier zum Teil bis Stalldorf und Kleinrinderfeld zurücklegen, schaffen wir aber maximal drei Besuche pro Stunde", so Bruder Michael und fügt hinzu: "Das ist ja das Frustrierende heute: du bist selbstständig, trägst die Verantwortung und investierst in teure Geräte - aber bekommst im Gegenzug keine entsprechende Vergütung."

    Mutter Ilse stimmt ihm zu. "Dein Vater hat noch gewusst, wofür er arbeitet." Und Dr. Otmar Pfeiffer geht noch weiter: "Unter den Bedingungen heute würde ich kein Landarzt mehr werden."

    Ursprünglich wollte er das ja sowieso nicht. Mathe und Physik waren seine Leidenschaft. "Er wollte damals - mit 17 - Lehrer werden", verrät Ilse Pfeiffer. Wenigstens hätte sie dann nicht so auf Kohlen gesessen, wenn ihr Mann mal wieder irgendwo im Landkreis verschollen war. "Ein Handy gab es ja nicht - da habe ich kurzerhand die Patientenliste abtelefoniert."

    Dass der Fortschritt in der Technik im Praxis-Alltag heute natürlich vieles einfacher macht, räumen die jungen Pfeiffers gerne ein. "Die Leute sind mobiler, kommen selbst zum Arzt. Und die neuen Medikamente - ich denke da nur an die Asthmaanfälle - bescheren uns Hausärzten natürlich viel ruhigere Nächte", schildert Dr. Christian Pfeiffer.

    Für seinen Vater ist die Umstellung vom klassischen Landarzt zum medizinisch ausgebildeten Verwaltungsfachmann jedoch hart. Deshalb hat Dr. Otmar Pfeiffer den ganz großen Schritt in die Welt der computergesteuerten Qualitäts-Management-Praxis lieber gar nicht mehr vollzogen. "Ich bin in der Praxis ausschließlich für die Menschen zuständig."

    Laptop und Verwaltung sind damit eine Generation weiter geschoben worden. Und die ist ganz schön frustriert. Trotzdem: Abhauen gilt nicht. Auch wenn die Angebote aus England und Skandinavien verlockend sind: Familie Dr. Pfeiffer will in Giebelstadt bleiben. Vollzählig.

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