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Zellerau: Oper und Daily Soap unter der Friedensbrücke

Zellerau

Oper und Daily Soap unter der Friedensbrücke

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    Neue Zelt-Theater-Produktion: Die Compagnia Buffo nahm die Zuschauer mit auf eine aufregende Reise. Foto: Thomas Obermeier
    Neue Zelt-Theater-Produktion: Die Compagnia Buffo nahm die Zuschauer mit auf eine aufregende Reise. Foto: Thomas Obermeier

    Nieselregen fällt auf das kleine, rote Theaterzelt, das auf dem Platz unter der Friedensbrücke aufgebaut ist. Trotz des Wetters sind die Ränge gut gefüllt, viele der Anwesenden scheinen nicht zum ersten Mal hier zu sein. Die Compagnia Buffo hat ihren Sitz eigentlich im niedersächsischen Bippen, in den vergangenen Jahren war sie jedoch regelmäßig um die Weihnachtszeit herum in Würzburg und hat sich hier ein treues Publikum erarbeitet.

    Direkt zu Beginn eine Enttäuschung: Wegen technischer Probleme muss die Vorführung am Donnerstagabend um gut eine Stunde verkürzt werden. Die verbleibende Stunde soll die Zuschauer jedoch auf eine chaotische, abwechslungsreiche und faszinierende Reise mitnehmen. Bevor es losgeht, gibt es jedoch noch eine Runde Sicherheitshinweise: Notausgänge werden gezeigt, der Herr im roten T-Shirt bekommt die Verantwortung für den Feuerlöscher, die Dame ganz vorne darf sich um die Notbeleuchtung kümmern und für den Fall, dass der Main über die Ufer treten sollte, wird noch eine Schwimmweste ins Publikum geworfen.

    Zuschauerbeteiligung gefragt 

    Wir spulen vor: Folge 3396. Hatten sich die Zuschauer bisher noch entspannt zurücklehnen können, wird nun Beteiligung gefordert - die Titelmelodie der Serie singt sich nicht von allein. Nach einigen Anläufen ertönt eine mehr oder weniger motivierte Kakophonie durch das kleine Zelt, die von der Opernstimme des Darstellers zum Glück größtenteils übertönt wird. Dramatisch geht es weiter: Die tragischen Schicksale von Ricardo, Elianita und ab Folge 5693 auch ihrer Tochter Marina werden ausschnittsweise präsentiert.

    Ein-Mann-Show vom Feinsten unter der Friedensbrücke in Würzburg. Foto: Thomas Obermeier
    Ein-Mann-Show vom Feinsten unter der Friedensbrücke in Würzburg. Foto: Thomas Obermeier

    Nun geht die Ein-Mann-Show los: Im königlichen Sanatorium Santa Barbara in den Bergen der Sierra Nevada weilt auch der Drehbuchautor Pedro Camacho. Die Erlebnisse der anderen Insassen nimmt er als Vorlage für seine Daily Soaps, die er live überträgt. Diesmal ist die Geschichte von Elianita (17. Stockwerk, Apartment 343) an der Reihe, die in über 5000 Folgen unter dem Titel "Liebe” ausgestrahlt wird.

    Zwischen Ernst und derber Komik

    Die ersten 16 Folgen werden direkt übersprungen, die 17. Episode sei spannender. Der junge Ricardo will Elianita heiraten, die verlangt dafür jedoch erstens den Kopf seines Lieblingspferdes, zweitens  seine linke Hand und drittens sein Leben. Schauspieler Willi Lieverscheidt wechselt dabei fliegend und humorvoll zwischen den Rollen des Drehbuchautors Pedro Camacho, der regelmäßig Anweisungen einwirft, dem Insassen Ricardo, der ohne jegliche Ahnung vom Theater den gleichnamigen Verliebten spielen soll und via Puppe die anspruchsvolle Elianita. Das Ende der Episode ist dann selbstverständlich, treu dem Format der Daily Soap, ein Cliffhanger: Ist Ricardo wirklich gestorben?

    Die Darstellung wechselt dabei zwischen Ernst und derber Komik, Gesang und Stummfilm, bühnentechnischer Raffinesse und Schattenspiel. Die Klischees der Daily Soap treffen auf eine absolute Unvorhersehbarkeit der Inszenierung, die regelmäßig für Lacher und ungeteilte Aufmerksamkeit sorgt. Nach etwa einer Stunde ist "Liebe” leider zu Ende, es hätte gerne länger dauern dürfen.

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