„Kunst kommt von Können“ war Bürgermeister Martin Umscheid nach der Premiere von „Otello darf nicht platzen“ richtig glücklich und freute sich über den frenetischen Beifall des Publikums. Bei kühlem Wetter verzog sich die eine Wolke rasch, die ein paar Regentropfen brachte. Den Zuschauern wurde warm ums Herz, weil die Darsteller die witzige Komödie mit viel Leidenschaft darboten.
Reichlich Festspielerfahrung hat Martina Stapf aus Röttingen. Seit 18 Jahren lässt sie keine Vorstellung auf Burg Brattenstein aus. Sie weiß, dass in solch kühlen Sommernächten eine Wolldecke über den Beinen gut tut und wärmt. Während andere neben ihr sitzen und schlottern, weil die Kälte langsam an den Beinen hoch krabbelt. Die Komödie habe ihr gut gefallen, sagt sie. „Lustig und leicht“, war das Schauspiel. Und doch bleibt bei ihr ein negativer Eindruck. Sie hätte sich gewünscht, dass die beiden Otellos auch wirklich singen – nicht playback. „Die haben doch ausgebildete Stimmen. Bei ,Romeo und Julia' haben sie es doch bewiesen.“
Echte Stimmen haben gefehlt
Beate Träubler, auch aus Röttingen, ist der gleichen Meinung. „Echte Stimmen“ habe sie sich gewünscht. „Lustig“ war die Aufführung aber trotzdem. Nur den ersten Teil fand sie etwas zu lang und die Pause zu kurz, so dass sie den Anfang des zweiten Teils fast verpasst hätte. „Leicht und amüsant“, fasst der Röttinger Bernhard Ganter die Aufführung zusammen. Der Page (Tobias Eiselt) gefiel ihm am besten. „Weil er der einzige war, der überhaupt live gesungen hat.“
Hertha Porzelt aus Höchberg hat viel gelacht und fand auch nicht störend, dass manches sehr überzogen war. „Gut für die Seele“ sei der Abend gewesen, besonders habe ihr der falsche Otello (Georg Leskovich) gefallen. Leichte Kost, ideal zur Entspannung beim Silvaner – und auch eine passende Antwort auf die große Diskussion um mehr Niveau. „Ich freue mich auf Konstantin Wecker, nachdem Wolfgang Ambros im letzten Jahr eine herbe Enttäuschung war.“
Auch ihr Partner Günter Kuhnert, im Röttinger Weinmuseum aktiv, fand den Abend gelungen. „Der Page kam gut rüber, weil er als Einziger live gesungen hat.“ Playback statt Live-Gesang. Martin Umscheid erklärt sich das so: „Gesang gehört eben nicht zur Boulevardkomödie.“ Zur Premiere eigens aus Wien angereist sind die Eltern von Otello-Darsteller Thomas Weissengruber. Bei der Frage nach dem besten Darsteller erklärte sich Vater Wolfgang lächelnd für befangen. „Das war natürlich unser Sohn.“ dieser hatte sich bei den Proben eine Platzwunde am Kopf zugezogen, die genäht werden musste. „Davon hat aber niemand etwas bemerkt.“
Die Burg, die Kulisse, das Stück, der Ort – die Gäste aus Wien waren schwer beeindruckt. „Und wir sind erstaunt über die vielen Solardächer“, so Vater Wolfgang. Beim Weinvergleich zwischen Veltliner und Silvaner mussten die beiden dagegen passen. „Das haben wir uns für die Premierenfeier mit Thomas aufgehoben. Morgen haben wir die Antwort.“
Weitere Vorstellungen: Am 14./15., 27. bis 29. Juli und 10. bis 12. August.
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