„Das hätte wohl niemand gedacht, dass wir einmal so lange bestehen“, sinniert Otto Raupp. Der 85-Jährige ist seit 40 Jahren Leiter der Hobbymaler Zellerau, die am 15. und 16. Oktober ihr Jubiläum mit einer Ausstellung feiern.
Im Jahr 1971 hielt, wie in ganz Westdeutschland, auch in Würzburg die Arbeitszeitverkürzung Einzug. „Da waren die Leute ratlos, was sie nun mit ihrer Zeit anfangen sollten“, sagt Raupp. Er selbst war damals Pfarrgemeinderatsvorsitzender von Heiligkreuz und schlug in seinem Gremium vor, den Menschen Anregungen für eine sinnvolle Freizeitgestaltung zu geben. So bot die Pfarrgemeinde die Möglichkeit, sich einem Hausmusik-Ensemble anzuschließen, Fotos und Filme aufzunehmen oder eine Ausstellung mit eigenen Werken zu organisieren.
Reges Interesse
Raupp selbst eröffnete am 2. Oktober 1971 die erste Bilderschau der Zellerauer Hobbymaler. 754 Besucher kamen damals innerhalb von zwei Tagen, um die Werke zu bestaunen und übertrafen mit ihrem regen Interesse alle Erwartungen.
Die Vorbereitungen und der Erfolg hatte die Künstler so zusammenwachsen lassen, dass es für sie außer Frage stand, die regelmäßigen Treffen aufrechtzuerhalten. Otto Raupp, der wegen seiner Ausbildung zum Kirchenmaler an der Kunst- und Handwerkerschule die Leitung übernehmen sollte, nahm dieses Angebot gerne an.
Allerdings stellte er die Bedingung, dass aus den Hobbymalern kein Verein mit einer Satzung werden sollte. „Alles soll ganz zwanglos sein. Wer da ist, ist da und wer nicht da ist, wird eben nicht gezählt“, erklärt der heute 85-Jährige.
Umso mehr freut es ihn, dass die Zellerauer Hobbymaler nach 40 Jahren noch immer 17 Künstler zählen.
Jeden Mittwochabend um 19.30 Uhr treffen sich die Maler im Untergeschoss des Altenbetreuungszentrum von Heiligkreuz, wo sie ihre Inspirationen aus Natur, Zeitung, Internet und Fotografien auf Leinwand und Papier bringen. Mit Tipps und Tricks steht ihnen Raupp als ehemalige Schüler von Richard Rother und Heiner Dikreiter zur Seite und lässt sie an seiner Erfahrung teilhaben.
„Einmal im Jahr fahren wir für einen Tag mit dem Bus in eine andere Stadt“, erzählt der Pensionär. „Da machen wir einen Stadtrundgang und wenn es jemandem an einem Ort besonders gut gefällt, dann bleibt er da, packt sein Stühlchen aus und malt.“
Am Samstag, 15. Oktober um 11 Uhr, wird die Jubiläumsausstellung unter anderem von Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake eröffnet. Bis um 17 Uhr am Samstag und von 9 bis 17 Uhr am Sonntag, 16. Oktober, können die Werke im Musikpavillon des Friedrich-Koenig Gymnasiums in der Friedrichstraße 22 betrachtet werden. „Da ist alles dabei, von der Federzeichnung bis zur Acrylmalerei“, berichtet Otto Raupp, der die Organisation der jährlichen Ausstellungen seit eh und je in seinen Händen hat. Auch das Ankündigungsplakat hat er selbst gestaltet, berichtet Raupp stolz, der auf regen Besuch der Jubiläumsausstellung hofft.