Für seinen Glauben gab der in Würzburg zum Priester geweihte Pater Engelmar Unzeitig im KZ Dachau 1945 sein Leben. Am Samstag ließ ihn Papst Franziskus im Würzburger Dom vor über Tausend Gläubigen selig sprechen.
Für die Nazis war er der Häftling mit der Nummer 26147 im KZ Dachau. Für die Kirche ist Engelmar Unzeitig ein Held, ein Märtyrer, der beispielhaft für seinen Glauben litt und starb. 71 Jahre nach seinem Tod wurde der junge Geistliche, der von Mitgefangenen „Der Engel von Dachau“ genannt wurde, jetzt in den Rang eines Seligen erhoben.
Unzeitig ist auch heute ein Vorbild für viele
Engelmar Unzeitig, ein Bruder aus den Reihen der Mariannhiller Missionare, sei auch heute ein Vorbild für eine christliche Grundhaltung gegenüber Menschen, die Hilfe nötig hätten, sagte Bischof Friedhelm Hofmann beim Festgottesdienst im Kiliansdom. Er spannte von diesem Vorbild den Bogen zum Umgang mit Flüchtlingen. Als "Lichtgestalt aus dunkelster Zeit" könne Unzeitig zur Einsicht verhelfen, wie sich der christliche Glaube auch heute authentisch leben lasse. Hofmann hob am Beispiel Pater Engelmars die hohe Motivation der Mariannhiller Missionare hervor: „Wenn keiner geht, dann gehe ich.“
Pater Unzeitig war vier Jahre lang im Konzentrationslager Dachau inhaftiert. Freiwillig meldete er sich dort zur Pflege von Flecktyphus-Kranken – obwohl er sich des Risikos bewußt war, infiziert zu werden.. Er rettete Mitgefangene vor dem Hungertod, indem er ihnen von seinem Essen abgab. Todkranken spendete er die Sakramente. Der Missionar (eingekerkert, weil er sich gegen die Judenverfolgung ausgesprochen hatte) starb am 2. März 1945 an Flecktyphus. Seine Asche wurde aus dem KZ geschmuggelt. Die Urne befindet sich heute in der Seitenkapelle der Mariannhiller Herz-Jesu-Kirche in Würzburg. Seit Jahren wurde die Anerkennung seiner beispielhaften Haltung in Kirchenkreisen gefordert. Würzburgs früherer Bischof Paul- Werner hatte die Prüfung für eine Seligsprechung vor 25 Jahren auf den Weg gebracht. 2016 hatte Papst Franziskus schließlich der Seligsprechung zugestimmt.

„Was die Diözese getan hat, ist nicht selbstverständlich“
Im Mittelpunkt des Festaktes im Würzburger Dom stand Angelo Kardinal Amato, päpstlicher Präfekt der Selig- und Heiligsprechungs-Kongregation. In einer Ansprache auf Deutsch nannte er Unzeitig einen „unbeugsamen Hirten“. Amato war eigens vom Tiber an den Main gereist, um im Gottesdienst das Schreiben des Papstes zur Seligsprechung in lateinischer Sprache zu verlesen. Anschließend trug Pater Damian Weber, Generalsuperior der Mariannhiller Missionare das Schreiben in Deutsch vor. Auch Vertreter der Republik Tschechien (dort liegt heute Unzeitigs Geburtsort), des Bistums Linz (wo er nach der Priesterweihe in Würzburg wirkte) sowie aus Ländern, in denen die Mariannhiller Missionare wirken, waren Abgesandte gekommen. Und man hörte Pater Damian Weber, dem Generalsuperior der Mariannhiller Missionare, die Freude an, als er sich am Ende des Gottesdienstes mit klaren, einfachen Worten an die Gläubigen im Dom wandte: „Was die Diözese getan hat, ist nicht selbstverständlich,“ sagte er. „Vergelt’s Gott euch allen !“ Da brandete kurzer, aber herzlicher zustimmender Beifall im Dom auf. Nach der Verlesung des apostolischen Schreibens wurde in der Apsis des Domes ein Bild des Selig gesprochenen Paters enthüllt. Die Gemeinde sang ein eigens zu dem Anlass komponiertes Lied „Sel’ger Engelmar“. Bei der Gabenbereitung wurden Gegenstände und Symbole mitgetragen, die an den neuen Selig gesprochenen erinnern: Sein russisches Wörterbuch soll an sein Engagement für die russischen Gefangenen in Dachau erinnern, seine Bibel an seine Überzeugung im Glauben. Taschenuhr und Professmedaille stehen für den Menschen Unzeitig und seine Zugehörigkeit zur Ordensgemeinschaft der Mariannhiller Missionare. Der Primizkelch ist Zeichen seines priesterlichen Dienstes.
Für die kleine Gemeinschaft der Mariannhiller Missionare ist er der erste Selig Gesprochene. Sie haben sein Leben und die Äußerungen von Zeitzeugen über ihren Ordensbruder umfassend dokumentiert im Internet unter www.engelmarunzeitig.de
Unzeitigs Glauben ist im KZ noch stärker geworden
Der junge Priester wird als aufopferungsvoller, hilfsbereiter und gläubiger Mensch beschrieben. Er gab vor allem den russischen Gefangenen, denen es noch weit schlechter ging als ihm, seine kargen Essensrationen ab. Mit seinem Glauben versuchte er, anderen Hoffnung zu geben. In der Baracke 26 durften die geistlichen Häftlinge eine kleine Kapelle einrichten. Täglich feierten sie dort Gottesdienste. Unzeitig lernte Russisch, um sich mit den Gefangenen besser unterhalten zu können. Er erstellte einen Katechismus – ein Buch über die Grundfragen des christlichen Glaubens – auf Russisch. Wäre das aufgeflogen, wäre er vermutlich ermordet worden. Sterbenden spendete er die Sakramente. Aus Unzeitigs Briefen geht hervor, dass das Leben im KZ ihm den Glauben nicht zu nehmen vermochte. Dieser wurde sogar noch stärker. Er gab ihm Halt, bewahrte ihn vor Verzweiflung. Nicht Afrika, sondern Dachau wurde seine Mission. Immer wieder schreibt er von seinen Gebeten, von Gottvertrauen, von der wunderbaren Weisheit Gottes, von der Stärkung durch Gott. In Dachau gab es insgesamt 200 000 Häftlinge, 42000 von ihnen sind dort gestorben. Von den 2700 internierten Geistlichen kamen rund 1000 ums Leben. Als der Flecktyphus Anfang 1945 am schlimmsten grassierte und die SS-Wächter sowie das KZ-Pflegepersonal längst nicht mehr die Krankenbaracken betreten wollten, wurden die Priester angefragt. Mit 19 anderen meldete sich Pater Unzeitig, um die Todkranken zu pflegen. Ihm muss klar gewesen sein, dass auch er sich infizieren könnte und die Krankheit nicht überleben würde. So kam es. Am 2. März 1945 starb Engelmar Unzeitig – einen Tag nach seinem 34. Geburtstag und knapp zwei Monate vor der Befreiung von Dachau durch die US-Armee am 29. April 1945. Von den 20 Priestern starben 18. Das Bayerische Fernsehen zeigt am Sonntag, 25. September, um 10.15 Uhr in der Sendereihe „Stationen“ einen 45-minütigen Beitrag über Pater Engelmar Unzeitig und die Seligsprechungsfeier. Am Sonntag wird die Seligsprechung Pater Engelmar Unzeitigs in seiner "Heimatkirche" gefeiert: der Gottesdienst in der Mariannhiller Herz-Jesu-Kirche im Würzburger Frauenland beginnt um 10.30 Uhr. Dabei wird die Urne mit den sterblichen Überresten des Seligen aus dem bisherigen Grab im Seitenschiff der Kirche zum Altar überführt. Dort wird sie in einer kleinen gläsernen Vitrine zukünftig zu sehen sein.