Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Landkreis Würzburg
Icon Pfeil nach unten

Parasiten zerfressen die Fische

Landkreis Würzburg

Parasiten zerfressen die Fische

    • |
    • |

    Fünf Jahre lang hat Heinz Schlereth seine Fische gehegt und gepflegt und muss nun hilflos mit ansehen, wie einer nach dem anderen qualvoll stirbt. Große Fische - darunter wertvolle Koi-Karpfen - und kleine Fische. Vom 500-Gramm-Fischlein bis zum 30-Pfünder sind Fische jeder Gewichtsklasse betroffen. Die Zahl der verendeten Tiere kann man nur schwer beziffern. Schlereth schätzt den Verlust auf sechs bis acht Tonnen.

    Der erfahrene Fischpächter begutachtet seit den alarmierenden Berichten jeden Morgen die verheerende Lage im großen See. Mit seinen Sorgen ist er nicht allein. Eine Delegation von Experten ist nach Veitshöchheim gekommen, darunter ein Fachtierarzt aus Weiden in der Oberpfalz.

    Für ihn ist schnell klar: Parasiten haben sich in großer Menge breit gemacht. Die Fische sind geschwächt und das, so der Tierarzt, habe seinen Grund. Das Wasser in dem See sei schlicht zu kalt für Karpfen - und für die Forellen mit 10 000 Quadratmetern viel zu groß.

    Die Experten des Fischgesundheitsdienstes Bayern entnehmen Wasserproben, schicken tote Fische in ein Labor und untersuchen zudem den toten Fischreiher, der am Wochenende von einem Hofgartenbesucher entdeckt worden war (wir berichteten gestern). Weil sowohl ph-Wert als auch der Sauerstoffgehalt der Wasserproben völlig in Ordnung sind, machen die Experten allein die Parasiten für das Fischsterben verantwortlich. Diese haben sich explosionsartig im See ausgebreitet.

    Weil das Wasser in dem naturbelassenen See - bedingt durch die kühle Witterung - für die Karpfen zu kalt ist, fressen die Tiere nichts. Sie werden schwächer und immer anfälliger für eben jene Parasiten. Fünf Grad mehr Wassertemperatur und es hätte dieses Problem in Veitshöchheim vermutlich nie gegeben, heißt es in der Expertenrunde.

    Heinz Schlereth nickt. "Da kommt eines zum anderen. Machen kann man definitiv nichts. Früher hätte man Medikamente in den Teich gekippt und das Problem hätte sich schnell erledigt. Aber das ist nicht mehr erlaubt - zu Recht", sagt er. Schließlich, so schaltet sich nun auch Gerhard Weiler von der Bayerischen Schlösserverwaltung ein, schwimmen ja auch Speisefische in dem Gewässer. "Das ist ein Naturteich. Und die Natur kann brutal sein", sagt er. Die Schlösserverwaltung nehme die Sache sehr ernst, habe deshalb auch gleich Experten nach Veitshöchheim geholt. "Es handelt sich hier ja auch um einen immensen finanziellen Schaden für den Fischpächter", gibt er zu bedenken. Unter den toten Fischen, so bestätigt Schlereth, seien auch Fische, die mehrere tausend Mark wert sind.

    Warum es neben den Fischen nun auch einen der Fischreiher erwischt hat, ist noch nicht endgültig geklärt. "Der Fischreiher ist schon länger tot. Er hat bestialisch gestunken. Weil er sehr dürr war, hat der Tierarzt wie bei den Fischen auf einen geschwächten Organismus geschlossen. Festlegen wollte er sich aber nicht", berichtet Heinz Schlereth.

    "Fest steht aber schon, dass es sich bei den Parasiten um eine ganze Gruppe handelt, also um verschiedene Arten", ergänzt Konstantin Buchner. Er ist technischer Leiter im Hofgarten, klärt die Touristen bei den Führungen durch den Rokokogarten derzeit auch über das Problem im großen See auf. "Die Touristen sind sehr interessiert daran, wollen alles über die Ursachen wissen", schildert Buchner. Den toten Reiher haben allerdings weder er noch die Besucher am Wochenende entde- cken können. "Er lag ziemlich versteckt auf einer Insel hinter Steinen", sagt Buchner.

    In Veitshöchheim will man nun erst einmal die endgültigen Untersuchungsergebnisse abwarten. Denn das Ablassen des Wassers würde weitere Probleme mit sich bringen. "Der Schlamm stinkt extrem - das können wir den Anwohnern nicht zumuten. Zudem können wir nicht einfach eine zweite Baustelle im Rokokogarten aufmachen", sagt Gerhard Weiler. Es gibt aber die Überlegung, den See im Herbst trockenzulegen und ihn die Wintermonate über ohne Wasser zu belassen. Ein schnell einsetzender prächtiger Sommer freilich könnte die Gedanken an den Winter ganz schnell vertreiben.

     
    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden