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WÜRZBURG: Patient Kiliansbrunnen noch zu retten

WÜRZBURG

Patient Kiliansbrunnen noch zu retten

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    „Der Freistaat zahlt mit, wie viel kann man noch nicht sagen“, erklärte der Chef des Landesamtes für Denkmalpflege, Generalkonservator Prof. Dr. Egon Johannes Greipl bei seinem Besuch in Würzburg. Die Stadt könne mit Mitteln aus dem Entschädigungsfonds und der Landesstiftung rechnen. Zahlen nannte Greipl nicht, nur das, was sich schon nach den ersten Untersuchungen der in der Frankenhalle gelagerten Teile abzeichnet: „Das ganze wird nicht billig.“ Der Erhalt des 112 Jahre alten Denkmals vom Bahnhofsvorplatz steht auch für Greipl außer Frage: „Es ist ein bedeutendes Kunstwerk, an dem auch Identität hängt.“

    OB Beckmann kann das nur bestätigen. Selbst junge Würzburger hätten schon ihre Unterstützung für die Sanierung angeboten. Die Stadt hat für die nächsten drei Jahre jeweils 100 000 Euro im Haushalt veranschlagt. Weitere 200 000 Euro sind laut OB von der Sparkassenstiftung zu erwarten. Die bislang gespendeten rund 200 000 Euro sind unter anderem für die Winterhülle des Brunnens, den Transport in die Frankenhalle und die Untersuchungen weitgehend aufgebraucht. Mit Spenden und Sponsoren-Aufrufen will Beckmann bis Herbst warten. Dann soll genau feststehen, wieviel Geld benötigt wird und mit welcher Behandlungsmethode der Patient Kiliansbrunnen genesen soll.

    „Einen Königsweg gibt es nicht“, kann Dr. Annette Faber vom Landesamt für Denkmalpflege und zuständig für Würzburg schon jetzt sagen. Die bestmögliche Sanierung für alle Brunnenteile sei schlichtweg unbezahlbar.

    „Carrara-Marmor ist nördlich der Alpen im Freien nicht geeignet“

    Dr Annette Faber, Landesamt für Denkmalpflege

    Es werde wohl auf ein Mischkonzept hinauslaufen. „Es gibt Teile, die man aufgeben und durch neue ersetzen muss“, hat Faber bereits irreparable Schäden ausgemacht. Für diese ist der Brunnenspender, Prinzregent Luitpold, der das Kunstwerk 1895 seiner Geburtsstadt stiftete, in gewisser Weise mitverantwortlich: „Carrara-Marmor ist nördlich der Alpen zur Aufstellung im Freien nicht geeignet“, sagt Faber. Vor einem Bahnhof schon gar nicht. Allein der Ruß der Dampfloks hat dem hellen Marmor seinen Glanz genommen.

    Ein entscheidender Fehler passierte jedoch bei der Sanierung in den 70-er Jahren: Durch Sandbestrahlung wurden die glatten Marmor-Oberflächen aufgerauht und empfindlicher gegen Feuchtigkeit. Dadurch ist der Marmor „verzuckert“. Anders ausgedrückt: Er löst sich auf, verliert Bindekraft.

    An der kleinen Brunnenschale verweist Faber auf „die kleinen Krater einer Mondlandschaft“. Fabers Fazit: „Wir müssen auf einem schlechten Erbe aufbauen.“ Was dennoch machbar ist, zeigt Diplom-Restaurator Siegfried Scheder aus Ochsenfurt. In 30 Stunden hat er eine Hälfte eines Gesichts an der großen Brunnenschale mit einem kleinen Meisel freigelegt, vom Sinterkalk befreit.

    Mehrere solcher Vorher-Nachher-Anschauungsobjekte, so genannte „Musterachsen“, wurden schon angefertigt – wichtige Grundlagen für das Abschlussgutachten über die laufenden Untersuchungen und die Sanierungsvorschläge. Diese will das Landesamt bis zur Sommerpause vorlegen. Über das weitere Vorgehen entscheidet dann der Stadtrat.

    Fertigstellung bis Mai 2008?

    Wenn möglich, so die Vorstellung der OB, soll der Brunnen in der Frankenhalle restauriert werden. Stadtbaurat Christian Baumgart sieht derzeit noch keinen Grund, von der ehrgeizigen Planung, dass der Kiliansbrunnen im Mai nächsten Jahres wieder sprudelt, abzurücken.

    Bis dahin soll's vor dem Bahnhof einen Statthalter geben. OB Beckmann stellt sich eine große Holz-Silhouette des Kiliansbrunnens vor.

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