Er ist „der Eulenspiegel der Zellerau“: 39 Jahre hat er den Menschen den Narrenspiegel vorgehalten. Doch nun hängt Peter Grimm die Narren-Kappe an den Nagel. Diese Saison ist seine letzte in der Bütt, wie er es lange schon geplant hat. So heißt es Abschied nehmen bei den Prunksitzungen der Carneval-Freunde Zellerau am 8., 15. und 22 Februar. Die Veranstaltungen sind gefragt, es gibt nur noch ein paar Restkarten.
Peter Grimm ist ein Zellerauer Urgestein. 1950 wurde er dort geboren und ist in seinem Stadtteil aufgewachsen. Bei Opel Eisele, damals ein bedeutender Händler in der Zellerau, hat er Fahrzeuglackierer gelernt und ist 1967 in den Karosseriefachbetrieb seines Vaters Josef Grimm eingetreten. Nur für seine Meisterprüfung ist er einmal „fremdgegangen“, die hat er nämlich im Schwarzwald gemacht. Eine Zeit lang hat Grimm Straßenbahnen repariert und lackiert und war für ein Jahr auch Straba-Fahrer, bis er Ende 1975 den elterlichen Betrieb übernahm. 1992 hat er seinen neuen Betrieb in der Mainaustraße eröffnet, der größte Lackierbetrieb der Stadt, wo auch Lastwagen und Busse lackiert wurden. 2006 hat er den schließlich verkauft, nachdem sich sein Sohne René beruflich anders orientiert hatte.
Arbeit und Fasching, das war bei den Grimms immer eng verbunden. Vater Josef war 20 Jahre Zuggruppenleiter der Zellerau beim Würzburger Faschingszug. In den letzten Wochen vor Fasching ging in seinem Betrieb kaum noch etwas, weil der Vater Faschingswägen baute – für sich und für andere. „Der Vater war ein Faschingsverrückter“, sagt Peter Grimm. Der Sohn hat sich von seinem Vater mit dem Narrenvirus infizieren lassen und war von Anfang mit dabei. Seinen ersten eigenen Wagen hat er 1967 mit 17 Jahren gebaut. Das Thema damals: Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Das gab es vorher nicht, und die Betriebe hatten sich wegen der Kosten heftig gewehrt. Peter Grimm bastelte ein Betriebsfahrrad mit Anhänger, wie es Bäcker oder Handwerker damals benutzten. Darüber schwebte der Schriftzug: „Ich mach mei Ärwet selber“ – also ohne Angestellte, die krank werden könnten. Im vergangenen Jahr hat der Meister seinen letzten Wagen gestaltet. Obendrauf eine großen Katze mit der Aufschrift „Eigentlich ist doch alles für die Katz“.
1975 war Peter Grimm mit dabei, als der Verein Carneval-Freunde Zellerau gegründet wurde. Von acht Gründungsmitgliedern kamen fünf aus der Familie Grimm. „Der Faschingszug in Würzburg war uns einfach zu wenig“, erklärt Grimm den Hintergrund. So traf man sich im väterlichen Garten am Hexenbruch, wo der Grundstein gelegt und der Vater Vorsitzender wurde. 1977 hat der Verein sein erstes eigenes Vereinsheim in der Mainaustraße gebaut.
Die erste Prunksitzung war im Januar 1976 im Bürgerbräu-Saal mit Wolfgang Goll als Sitzungspräsident vor 420 Leuten. Der Verein kam im Stadtteil sehr gut an. Peter Grimm war Golls Stellvertreter. Wegen Todesfällen in dessen Familie ist Grimm ab 1977 zwei Jahre als Ersatzmann eingesprungen und wurde dann selbst Sitzungspräsident, eine Aufgabe, die er 20 Jahre lang bis 1997 wahrnahm. Der Verein wuchs in dieser Zeit auf über 800 Mitglieder an. Heute zählt er gut 600. Ab 1988 war Grimm für sechs Jahre auch Vorsitzender der CFZler.
Von Anfang an ist Peter Grimm aufgetreten als Büttenredner. Seine erste Rolle war ein Straßenbahnfahrer. Den ersten Till gab er 1977, wo er in spitzer Form das Geschehen in der Stadt aufgegriffen. „Ich hab schon zugelangt und bin oft angeeckt“, gesteht der Till der Zellerau. Vor allem in den Wahljahren hätten sich die Beschwerden von Kommunalpolitikern und Abgeordneten gehäuft. Die schlimmste Zeit sei gewesen, als er 18 Jahre für die WL Stadtrat war. „Da schau, da kommt der Nestbeschmutzer“, habe er sich häufig anhören müssen.
„Ich habe auch nie in der Bütt etwas anderes gesagt, als was ich selbst gedacht habe.“
Peter Grimm über das Zulangen und politische Anecken
Aber die Zustimmung des Publikums hat ihm gereicht. „Ich habe auch nie in der Bütt was anderes gesagt, als was ich selbst gedacht habe.“ Einen Höhepunkt in Grimms Narren-Leben brachte das Jahr 2010. Da kam das Bayerische Fernsehen in die Zellerau und Grimm mit seiner Truppe in die Sendung „Franken Helau“. Fast drei Millionen haben die Sendung gesehen, damals ein Spitzenwert. Die Fernsehleute hatten ihm zur Auflage gemacht, auch das Geschehen in Land, Bund und in der Welt aufzugreifen. Also hat sich Grimm ab da auch in die große Politik eingemischt, was gut angekommen ist.
Und so wird es bei Peter Grimm auch in seiner letzen Rolle als Till sein: Wulff, Höneß, Tebartz van Elst und die Profitgeier in der Politik allgemein sind zum Abschluss seine Themen. Natürlich auch die OB-Kandidaten und das Chaos beim Bahnhofs-Umbau. „Ich glaub', das wird eine gute Rede“, ist Grimm überzeugt. Das große Finale seiner närrischen Laufbahn gibt es Anfang nächsten Jahres, wenn die Carneval-Freunde Zellerau mit einer Gala im Congress Centrum ihr 40-jähriges Bestehen feiern. Das Fest organisiert die Leitfigur des Zellerauer Faschings gemeinsam mit seinem Sohn René.