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Frickenhausen: Peter Güttler: "Ich war der Markgraf Babenberg"

Frickenhausen

Peter Güttler: "Ich war der Markgraf Babenberg"

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    Der Markgraf Babenberg mit Tastevin um den Hals, einem Weinverkosterschälchen, das sein Markenzeichen als Symbolfigur für Frickenhausen und das Fränkische Weinland ist.
    Der Markgraf Babenberg mit Tastevin um den Hals, einem Weinverkosterschälchen, das sein Markenzeichen als Symbolfigur für Frickenhausen und das Fränkische Weinland ist. Foto: Elke Güttler

    Zum Neujahrsempfang der Marktgemeinde hat sich Peter Güttler nach 27 Jahren als Symbolfigur Markgraf Babenberg verabschiedet. Einen Nachfolger gibt es noch nicht. Noch hat keiner "Ja" gesagt, so Bürgermeister Günther Hofmann. Er werde die Stelle im Mitteilungsblatt ausschreiben – ein Ehrenamt, genauer gesagt. Ein umfangreiches Ehrenamt. Und eine vergleichbare Figur gibt es in der Umgebung nicht. Auf mehr als 1000 gesellschaftliche Anlässe blickt der frühere Marineunteroffizier Peter Güttler zurück, seit er 1995 erstmals in sein Gewand schlüpfte, um das Weinfest zu eröffnen, wenngleich der Babenberger eigentlich für die wiederbelebte Kärwe Auferstehung feiern sollte, wie Güttler erzählt. Am Stammtisch hatte man ihn auserkoren, weil der Markgraf auch früher bei der Kärwa dabei gewesen war. Die Aufgabe: Den Bürgerstolz nach außen repräsentieren, die Erinnerung an das alte fränkische Geschlecht der Babenberger wachzuhalten, denen Frickenhausen den Weinanbau und damit Reichtum und Ansehen zu verdanken hat. So hatte es der damalige Bürgermeister Ludwig Hofmann zur Amtseinführung für das erste der heute fünf "goldenen Bücher" geschrieben.

    Als Markgraf stand Peter Güttler für Frickenhausen und Weinfranken. Für die wertvollen Dienste dankten ihm und Ehefrau Elke Güttler (von links)  MdL Manfred Ländner, Bürgermeister Günther Hofmann, MdL Volkmar Halbleib und Zweiter Bürgermeister Matthias Ganz.
    Als Markgraf stand Peter Güttler für Frickenhausen und Weinfranken. Für die wertvollen Dienste dankten ihm und Ehefrau Elke Güttler (von links)  MdL Manfred Ländner, Bürgermeister Günther Hofmann, MdL Volkmar Halbleib und Zweiter Bürgermeister Matthias Ganz. Foto: Antje Roscoe

    "Die Figur habe ich ausgelebt", sagt der Markgraf a.D. zufrieden. Nur zu gern lässt der jetzt 80-jährige Güttler die vielen tollen Momente Revue passieren, darunter die Frickenhäsuer Weinfeste als "das Beste von allem", Empfänge, Weinproben, Festumzüge, Veranstaltungen von Politik und Wirtschaft oder auch Oldtimer-Freunden. Die Partnerschaften mit Luc-sur-Mer und den Marine-Fliegern aus Nordholz bei Cuxhaven gehen auf ihn zurück. Ein Wegweiser "Frickenhausen 584 km" steht beispielsweise in der Kaserne in Nordholz, wo er regelmäßig Weinproben abhielt. Da gebe es nun etliche, die ihren Wein in Frickenhausen einkaufen, sagt er zufrieden. Als persönliches Meisterwerk aber gilt ihm die Festrede zu "1100 Jahre Frickenhausen" auf dem Babenbergplatz. Kurzfristig, erst mittwochs beauftragt, trug er sonntags erstmals in adaptiertem Mittelhochdeutsch vor. Sein Tadel traf unter anderem Gäste aus München, die es gewagt hatten, mit den von 170 Rössern gezogenen, weiß-blauen Staatskarossen anzureisen, "wo wir hier nichts zu beißen haben". Frickenhausens leere Kassen sind notorisch. Kosten soll das Ehrenamt jedenfalls nichts.

    Wein gab es immer erst nach dem offiziellen Teil

    Alle offiziellen Ereignisse, bei denen Güttler sich Strümpfe, Rock und den fellverbrämten Umhang samt Federmütze nach historischem Vorbild anzog, sind dokumentiert. "Egal, welche Stürme", hatte ihm Landtagsabgeordneter Manfred Ländner bei der Verabschiedung bescheinigt, der Markgraf war immer da und hat beeindruckt. Auch nur die Federmütze abzulegen, beteuert Güttler, sei es noch so heiß, kam nie infrage. Markgraf zu sein, so sein Selbstverständnis, braucht nicht nur das Kostüm, sondern klare Regeln, vor allem zu "Wein, Weib und Gesang". Als Shantyman, als Vorsänger im Seemannschor kann er beim Gesang gut mithalten. Als Hahn im Korb bei den Weinprinzessinnen dagegen ließ er sich nichts nachsagen. Wenn es gut lief, dann gab es Fahrgemeinschaften, erzählt er. Und Wein immer erst nach dem offiziellen Teil. Er und Ehefrau Elke waren da stets ein eingeschworenes Team, das der Idealismus antrieb. "Er hat in all den Jahren wirklich nicht einmal gestöhnt, irgendwohin zu müssen", bekräftigt sie – und war so gut wie immer mit von der Partie, beim Netzwerken.

    Kontaktfreude und Sprachtalent sind gefragt

    Auch Vorbereitung gehörte immer dazu. Vier Aktenordner bergen die Reden und weitere Unterlagen. Es ging um mehr als die historische Figur. Die hatte natürlich Spielraum, im Kern ging es um den Wein, die fränkische Lebensart am Main, für die der gebürtige Bad Kissinger, der seit 1990 in Frickenhausen lebt, als Markgraf auch überregional stand und zu erzählen wusste, Empfehlungen geben konnte, auf die Verlass ist. Die Kontaktfreude und sein Sprachtalent aber dürften der größte Trumpf sein – die auch der neue Markgraf unbedingt braucht. "Du musst den Leuten was erzählen können, dir Zeit nehmen", sagt Güttler. "Und weit über den Tellerrand schauen!" fügt er an. Die Weinprinzessinnen seien oft zu sehr mit ihrem Club beschäftigt, als dass sie tatsächlich auf die Menschen zugehen. Das gibt hübsche Fotos, aber keine Verbindungen, von denen die Region profitiert, wie es ihm am Herzen liegt.

    Verbindungen weiter pflegen

    Wenn man dann noch das Interesse für Historisches zu seinen Steckenpferden zählt, als Genussmensch gerne kocht und Frankreich-Liebhaber ist, findet sich so gut wie immer ein Gespräch. Und so wird es im Prinzip auch weitergehen – aber gemächlicher, denn der Wirkungskreis ist über 25 Jahre natürlich immer größer geworden, erklärt er. Die Verbindungen zu Marine und Gemeindepartnerschaft will er weiter aktiv pflegen – und gerne auch Türöffner für seinen Nachfolger sein. Und dann gibt es noch Etliches an Historischem zu ergründen, Sponsoren zu finden, um das Erbe im alten Rathaus zu erhalten. Langeweile fürchtet er keine Sekunde. "Warum gibt es eigentlich noch keinen Termin für das Frickenhäuser Weinfest im Veranstaltungskalender", wundert er sich gerade.

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