Ein abendfüllendes Kabarettprogramm nur über's Essen, das gut ist und trotz manch subtiler Portion Moral auch nicht zu sehr auf den Magen schlägt. Philipp Weber gelingt genau dies mit seinem Programm „Futter“, das er im Giebelstädter Kartoffelkeller präsentierte.
Spaß-Ratatouille
Der studierte Biologe und Chemiker püriert Wissenschaft, Alltagsmythen, Lebensmittelunverträglichkeiten seiner Nachbarn und sonstige ernährungswissenschaftliche Weisheiten vom Omega 3 -Planet zu einem wohlschmeckenden Ratatouille aus Spaß, Erkenntnis und Interaktion mit dem Publikum. Diese macht Weber im Kartoffelkeller besonders viel Spaß. Er mag zwar von der Frisur an seinen Kollegen Hagen Rether erinnern, doch sonst wirkt er in seinem blauen Pullover und mit der Küchenschürze immer noch wie der Tübinger Biologiestudent, der mit seinem Essverhalten die Welt verändern will.
Doch der erste Eindruck täuscht: Philipp Weber hat sehr schnell die Autorität über die Bühne. Mit großer Präsenz und flottem Verstand nutzt er die intime Atmosphäre des Gewölbekellers zum Austausch mit den Zuschauern, führt „wissenschaftliche“ Studien mit ihnen durch und gewinnt großen Applaus durch die Adaption seiner Kochrezepte auf Giebelstädter Gegebenheiten.
Schnell wird klar, dass der Wahlschwabe ein flinker Denker und pointenreicher Kabarettist ist, der das Thema mit tiefem Hintergrundwissen (warum Joghurt gar nicht so rechtsdrehend daherkommt wie er beworben wird) und hohem Spaßfaktor serviert.
Gewöhnliche Tütensuppe
Außerdem ist Weber weder Fru- noch Vegetarier, im Gegenteil: Während seines zweistündigen Programms will er stets seine Slow Food Runde zum Verzehr von Rindsroulladen überzeugen, was ihm erst ganz am Ende von „Futter“, teilweise mit Hilfe einer Magensonde gelingt. Davor flitzt er von den Kochgewohnheiten des Parlaments („Merkel kocht Kohl“), dem astronautischem Touch einer gewöhnlichen Tütensuppe (explosionsgetrockneter Sellerie, reaktionsaromatisiertes Rindfleisch, Monosodiumglutamat) zu seiner Wahrheit über Sushi: „Kalter Reis, roher Fisch - nur weil die asiatische Hausfrau nicht kochen kann, muss man mir das nicht gleich als Spezialität verkaufen.“
Philipp Weber, der 2010 den deutschen Kleinkunstpreis gewann, gelingt eine Magenspiegelung der Gesellschaft, bei der dem Giebelstädter Publikum nur selten das Lachen im Halse stecken bleibt. Dafür ist „Futter“ schlicht mit zu vielen Kichererbsen garniert.