Picasso – dass der spanische Künstler eine blaue und eine rosa Phase hatte, mit dem Kubismus eine Stilrichtung entwickelte, die auch das Portrait irritierend verfremdet, sowohl von vorn als von der Seite zeigt, das weiß man eigentlich. Dass Picasso aber auch mit seinen Bühnenbildern Furore machte, ja, dass er sogar Kostüme für Tänzer entwarf, das geht in der allgemeinen Wahrnehmung leicht verloren.
Kann man Kindern – die meisten Lechler-Schüler sind im Grundschulalter – Picasso wirklich nahe bringen? Die Ballettpädagogin wagte das Experiment und war schlechthin über das große Interesse begeistert. 80 Teilnehmer, rund ein Viertel davon Angehörige der Tanzschüler, schlossen sich dem Kurztrip nach Frankfurt an.
Die Museumspädagogen in der Frankfurter Kunsthalle Schirn haben Erfahrung mit Kinderführungen. Erst mal die Regeln fürs Museum: Nichts anfassen, was auch nur im entferntesten nach Kunst aussieht! Ballett-Kids sind Disziplin gewohnt – und auf alles neugierig, was auch mit Tanz zu tun hat. Der große Bühnenvorhang etwa, den Picasso 1924 für das Ballett „Mercure“ geschaffen hat.
Gemalt hat den Picasso mit einem Pinsel am langen Stil, im „Malersaal“, der zu jeder großen Bühne gehört. In einem einzigen großen Pinselschwung hat er den Umriss von Harlekin und Pierrot gezeichnet – in einer Malbewegung, fast wie beim Tanz. Neu für die Kids ist, dass Picassos erste Frau Olga Tänzerin im Russischen Staatsballett war: Klar, dass der Mann auch was vom Tanzen verstand, finden sie, und schauen um so faszinierter den Filmen zu, die die uralten Ballettaufführungen ganz nah und gegenwärtig machen.
Wie hat sich das Picasso nur gedacht, für das Ballett „Parade“ ein Tänzerkostüm zu entwerfen, das nicht nur so riesig ist, dass man eigentlich darin nur stolpern kann, sondern das auch noch aus Holz und Leder besteht? Wie haben das die Tänzer nur ausgehalten? Sieht ja toll aus, finden die Kinder, aber: Nein, in solch irrsinnig schweren Kostümen wollen sie lieber nicht auftreten!
Zum Abschluss der Führung verwandeln die beiden Museums-Lotsinnen Sandra und Inga das Schirn-Treppenhaus in einen Malersaal. Die eigenen Bühnenbild-Entwürfe, die da entstehen, zeigen, dass Picassos Ideen bei den Kids nachklingen.