Als „Pförz“ beschreibt der Franke das übertriebene Aufhebens um ein sinnloses oder überflüssiges Unterfangen. Für ebensolche „Pförz“ hat es mancher Ochsenfurter angesehen, als der Stadtmarketingverein 2016 die Mainwiese zwischen den Brücken zur „Picknickwiese“ erklärt hat.
Umso mehr freut sich Vereinsgeschäftsführer Thomas Herrmann, dass die Picknickwiese nun in den Kreis der aussichtsreichen Bewerber für den bayerischen Stadtmarketingpreis aufgenommen wurde. Ebenso wie die Sommerakademie Sommerhausen. Zwei von bayernweit zwölf nominierten Projekte stammen somit aus dem Raum Ochsenfurt.
Zur Nachahmung empfohlen
Den Preis vergibt die Beratungsgesellschaft CIMA, die sich auf Stadtentwicklung spezialisiert hat und auch in Ochsenfurt schon tätig geworden ist. Unter anderem mit einer Studie zur Stärkung des örtlichen Einzelhandels. Initiiert wurde die Auszeichnung vom Handelsverband Bayern, den Wirtschaftsjunioren und dem Aktionskreis City- und Stadtmarketing Bayern. Ausgezeichnet werden gute Ideen und beispielhafte Projekte, die zur Nachahmung animieren. Und zwar in vier Kategorien, je nach Größe der beteiligten Kommunen.
Die Picknickwiese zählt zu den ersten Projekten, die sich der neu gegründete Stadtmarketingverein 2016 auf die Fahnen geschrieben hatte. Man wollte die Grünanlage am Mainufer damit stärker ins Blickfeld rücken und Einheimische wie Touristen dazu einladen, die große Wiese am Mainufer als Freizeit- und Naherholungsraum zu nutzen, sagt Thomas Herrmann.
Picknickwiesen-Spezialpaket
Einige Geschäfte verkaufen seitdem ein „Picknickwiesen-Spezialpaket“, bestehend aus einer Brotzeit und einer Picknickdecke. Zum Verkaufsrenner ist dieses Paket nicht geworden, gesteht Herrmann. Gerade einmal rund 50 Stück wurden in den letzten beiden Jahren verkauft. Aber das sollte schließlich nur ein zusätzlicher Marketing-Gag sein. Insgesamt sei die Rechnung für den Verein aufgegangen.
Das sei an den vielen Radfahrern abzulesen, die die Grünanlage regelmäßig zu einer entspannten Rast nutzen, aber auch an den Veranstaltungen, für die die Mainwiese zunehmend genutzt wird. Das Main-Menü Anfang Mai ist zwar wegen des schlechten Wetters nicht zum Straßenfeger geworden. Dafür zieht der Fitness-Treff am Main in den Sommermonaten an jedem Sonntagvormittag bis zu 50 Teilnehmer an.
Kostenloser Fitness-Treff
Das Angebot auf der Picknickwiese war vom Fitnesstreff Groll, der Volkshochschule und dem Stadtmarketing initiiert worden. Kostenlos und ohne Anmeldung können die Teilnehmer dazukommen. Das Programm läuft noch bis Ende Juli.
Auch das Picknickfest, zu dem die Ochsenfurter UWG Ende Juni einlädt, ist Ausdruck gestiegenen Interesses an der Mainwiese. Die Wählergruppe setzt damit das Mainfest fort, das die Neue Ochsenfurter Kulturinitiative Noki einst ins Leben gerufen hatte.
Mit einfachen Mitteln vorhandene Potenziale nutzen und werbewirksam einsetzen ist die Idee, die hinter der Aktion „Picknickwiese“ steckt. Das gleiche gilt auch für die Sommerhäuser Sommerakademie, die in der Kategorie bis 10 000 Einwohner nominiert ist. Seit zwei Jahren finden in dem Dorf in den Sommerferien rund 20 Kurse aus den verschiedensten Bereichen von Kunst und Kreativität bis hin zur Gesundheitsprävention statt.
Große Wirkung mit wenig Aufwand
Waltraud Schiedermair von der Sommerhäuser Tourist-Info hat dazu verschiedene Kursanbieter, die ohnehin in Sommerhausen tätig sind, zu einem festen Programm zusammengefasst. „Der Gedanke war, das zu bündeln, was ohnehin schon angeboten wurde“, sagt Schiedermair. Aufgabe der Gemeinde ist es, Werbung für das Angebot zu machen. Der zusätzliche Aufwand ist folglich überschaubar, die öffentliche Wirkung dafür umso größer.
Ganz so versteht Waltraud Schiedermair auch die Nominierung zum Stadtmarketingpreis. „Das sind Beispiele, die sich leicht übertragen lassen und zeigen, dass man auch mit wenig Aufwand gutes Stadtmarketing machen kann.“, sagt sie.
Präsentation vor der Jury
Ob das die Jury ähnlich sieht, müssen Schiedermair und Thomas Herrmann bei der Jury-Sitzung am 18. Juni im bayerischen Wirtschaftsministerium beweisen. Zehn Minuten hat dann jeder Nominierte Gelegenheit, sein Projekt den Juroren in einer Präsentation schmackhaft zu machen.
Wem dies am besten gelungen ist, bleibt bis zur Preisverleihung am 12. Juli Geheimsache. Doch auch wenn am Ende kein Sieg herausspringen sollte, ist das für Thomas Herrmann kein Beinbruch. „Schon die Nominierung ist eine schöne Anerkennung unserer Arbeit“, sagt er.
Als einziger weiterer Bewerber aus der näheren Region ist übrigens Würzburg mit dem „Super Shopping Friday“ mit von der Partie, allerdings in der Kategorie ab 40 000 Einwohnern.