Mit den ersten Sonnenstrahlen erwacht er wieder, der mainfränkische Trockenrasen. Mit all seinen Besonderheiten und blühenden Schönheiten.
Auch unzählige Heilkräuter finden sich unter den Trockenrasenarten. Über Jahrhunderte wussten Heilkundige diese Pflanzen und ihre Inhaltsstoffe zu nutzen. Gerade dieser Aspekt hat das Interesse dreier kräuterkundiger Frauen geweckt: Christiane Brandt-Floren, Gebietsbetreuerin Muschelkalk, Journalistin Sabine Haubner und Designerin Almut Kellermann haben das Projekt „Heilpflanzen und Heilkräuter auf den Kalkmagerrasen Unterfrankens“ gemeinsam mit den Landschaftspflegeverbänden Würzburg und Main-Spessart ins Leben gerufen.
Im gleichnamigen Buch werden 25 verschiedene Arten kurz und lebendig beschrieben und wunderbar illustriert. Unter anderem auch der kleine Wiesenknopf, der im Volksmund noch einige andere Namen hat, beispielsweise Herrgottsbärtlein, Blutströpfchen, Falsche Bibernelle, Nagelkraut, Pimpinelle oder Pimpernelle.
Während des Dreißigjährigen Krieges setzte man voll auf die Kräfte des Rosengewächses mit den unscheinbaren grünen, teils purpur gefärbten Blüten, hat Sabine Haubner bei ihren Recherchen herausgefunden. Menschen, die sich mit der Pest infiziert hatten, empfahl man damals: „Esst Bibernell, dann sterbt Ihr net so schnell.“ So steht es zumindest in einer regionalen Sage.
Auch in England machte man sich seine Wirkung gegen die Pest zunutze und setzte das Kraut als Prophylaxe gegen die Seuche den Nahrungsmitteln und dem Wein zu. Der Arzt und Botaniker Tabernaemontanus gibt 1588 sogar ein Rezept für ein „Pulver gegen die Pestilenz“ heraus. Es enthielt Wiesenknopfwurzel, Baldrianwurzel, Zimtrinde und Wacholderbeeren. Wer jeden Morgen davon zwei Gramm nüchtern einnehme sollte vor dieser Seuche sicher sein, so der bedeutende Arzt.
Als Heilkraut hat die Pflanze heute an Bedeutung verloren, aber in der Kräuterküche ist ihr immerhin ein Comeback gelungen, meint Haubner. So darf sie mit ihrem leicht nussigen Aroma auf keinen Fall in der Frankfurter Grünen Soße fehlen und auch in einer Kräuterbutter macht sie sich gut.
Wer die Heilpflanzen des mainfränkischen Trockenrasens näher kennenlernen möchte, hat dazu am Donnerstag, 5. Mai, Gelegenheit: Bei einer Exkursion von 15 bis 17 Uhr mit Sabine Haubner und Christiane Brandt-Floren im Naturschutzgebiet Kleinochsenfurter Berg. Treffpunkt ist der Wanderparkplatz Ochsental in Kleinochsenfurt.
Die Autorinnen geben viele Infos rund um die Heilkräuter und Adressen von Gärtnereien, bei denen die Heilkräuter für den eigenen Garten erworben werden können. Denn viele Pflanzen sind geschützt und in Naturschutzgebieten ist das Sammeln nicht erlaubt. Auch das Büchlein kann für 5 Euro gekauft werden.