Würzburg (rdf) Bürgermeister Otto Stein (51), Stellvertreter von OB Gustav Pinkenburg, beschreibt die Zusammenarbeit der von den Besatzungsbehörden eingesetzten Würzburger Stadtverwaltung mit dem US-Stadtkommandanten Oberstleutnant Maurice E. Henderson: "Alltäglich pünktlich 830 Uhr empfing der erste amerikanische Gouverneur Lt. Col. Henderson die Spitzen der städtischen und unterfränkischen Verwaltung zum Befehlsempfang.
Hinter einem mächtigen requirierten Schreibtisch thronte der Gouverneur, von zwei Offizieren und einem Dolmetscher (Lt. Freeman, ein nach USA rechtzeitig ausgewanderter ehemals deutscher Staatsbürger) flankiert, in den ersten Tagen noch Stahlhelm, Pistolengurt und Reitpeitsche griffbereit auf dem Tisch. Den deutschen Sündenböcken wurden die Befehle erteilt und Wünsche gnädigst entgegengenommen. Aber schon nach kurzer Zeit gewannen unsere Kommandeure offenbar den Eindruck, dass nicht alle Deutschen blutrünstige Barbaren sind und der Verkehrston wurde von Tag zu Tag freundlicher.
Als nach vielen Wochen erstmals sogar "shake hands" gegeben wurde, empfanden wir das fast als ein historisches Ereignis. Ich selbst funktionierte als Verbindungsmann der deutschen Bevölkerung zur Militärregierung und als Wirtschaftsreferent."